Der Tanz Der Klingen
angenommen. »Natürlich ist sie noch so jung, dass erst in Jahren an eine Heirat zu denken ist.«
Das Lachen des Herzogs hörte sich metallisch und unangenehm an. »Ich möchte wetten, in Euren eigenen Küchen sind Mädchen ihres Alters zu finden, an deren Brüsten längst Säuglinge trinken, mein guter Baron.« Pause. »Selbstverständlich würde ich einen großzügigen Beitrag zu ihrer Aussteuer leisten. Ich kenne einige vielversprechende junge Männer, die auf Brautschau sind.«
»Euer Gnaden sind überaus freundlich, aber an Freiern wird es nicht mangeln, und für Johannas Aussteuer habe ich bereits Vorsorge getroffen. Ich muss gestehen, dass sie mir über die Jahre ans Herz gewachsen ist. Sie ist mir ein großer Rückhalt im Alter. Eure Hoheit brauchen sich um ihretwillen keine Gedanken zu machen.«
Eine längere Pause, während der Johanna sich bang fragte, welche Zeichen durch Augen, Augenbrauen und stumme Lippen ausgetauscht wurden.
Schließlich brach der Herzog das Schweigen. »Gewiss ist sie ein bemerkenswerter Rückhalt, wie?«
»Hoheit!« Von Faders Aufschrei mochte durchaus bis hinunter auf den Burghof zu hören gewesen sein. »Das ist eine höchst unwürdige Herabsetzung meiner Ehre.«
»Ach, Ernst!« Der Herzog gähnte. »Wir sind beide Männer von Welt. Ihr wisst, was ich will. Wenn Sie nicht Euer ist, kann sie ohne weiteres ein paar Tage mein zum Kuscheln sein. Ein wenig Erfahrung wird hilfreich sein, um sie auf die Ehe vorzubereiten und richtet keinen Schaden an. Außerdem braucht es niemand zu erfahren. Nennt einen Preis.«
»Mein Leben!«
Wieder eine Pause. Johanna hörte, wie ein Kelch abgesetzt wurde.
»Ihr zeigt Euch widersinnig überzogen. Ich fordere Eure Gefolgstreue ein!«
»In jeder Hinsicht der Ritterlichkeit können Eure Hoheit stets auf mich zählen. Ich habe meine Gesundheit viele Male für Euch und Euren Vater aufs Spiel gesetzt. Ich bin Euch in allen Belangen treu ergeben, mit einer Ausnahme: Ich werde mein Mündel nicht für eines Mannes Lust verschachern! Ein ehrenwerter Lehnsherr würde so etwas niemals verlangen.«
Abermals knarrte der Stuhl. Als der Herzog das Wort ergriff, klang seine Stimme aus weiterer Entfernung.
»Fordert mich nicht heraus, von Fader! Ich habe Wege und Mittel, um zu bekommen, was ich will.«
»Eher gehe ich aufs Schafott, als dass ich mich beuge.«
Ein raues Lachen … eine sich schließende Tür … die schweren Schritte des Barons … ein Bolzen, der verriegelt wird…
»Du kannst jetzt herauskommen«, sagte er.
Er schob den Wandteppich beiseite, und Johanna kroch unter aufstiebender Asche heraus. Immer noch auf Händen und Knien schaute sie bang zu ihm auf. Aus diesem Winkel erinnerte er an eine gewaltige Gewitterwolke; sein Gesicht war purpurn vor Zorn.
»Ekelhaft! Ich sollte dich gleich den Schornstein fegen lassen, da du schon einmal so aussiehst. Steh auf und bleib weg von mir!«
»Danke, Herr«, flüsterte sie und rappelte sich auf. »Ich will Euch keine Probleme bereiten.« Sie hatte Ernst von Fader noch nie so außer sich vor Wut erlebt.
»Du bist nicht das Problem!« Er wirbelte herum und stapfte zur gegenüberliegenden Seite der Kammer. »Du wirst mir jetzt einen Eid schwören, Johanna Schale! Den heiligsten Eid deines Lebens. Du wirst dich diesem widerwärtigen Wüstling nicht hingeben. Ganz gleich, was er dir anbietet oder womit er droht, du wirst dich ihm standhaft verweigern.« Dann kam er, nach wie vor fuchsteufelswild, zurück und funkelte auf sie herab. »Du wirst jederzeit höflich und respektvoll sein, aber du wirst dich ihm verweigern.« Bedrohlich ragte er über ihr auf. »Schwör es!«
Sie schwor, was er ihr verlangte.
Danach drehte er sich um und füllte ein Weinglas, ließ sie am Kamin zurück, während immer noch Asche von ihr rieselte. Sein Tonfall wurde leiser, mürrischer, beherrschter. »Rubin ist kein übler Herrscher. Besser als sein Vater oder Großvater. Aber er hat eine Schwäche für junge Mädchen. Jeder weiß es, und wahrscheinlich richtet es keinen großen Schaden an, solange das Mädchen und dessen Eltern einverstanden sind. Heiraten kann er nicht.« Ohne sie anzusehen, reichte der Baron ihr den Kelch. Diese Unterhaltung musste ihn zutiefst schmerzen, denn unter gewöhnlichen Umständen hätte er niemals ein schlechtes Wort über seinen Lehnsherr verloren oder fleischliche Belange mit einer jungen Frau besprochen. Aus dem, was sie von der Dienerschaft des Schlosses aufgeschnappt hatte, wusste Johanna mehr darüber,
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