Der Tanz Der Klingen
Baron, Ihr habt gesagt, ich wüsste genau, dass alles in dieser Truhe harmlos ist. Tatsächlich weiß ich es nicht, da ich sie nicht gepackt habe und kaum eine Ahnung habe, was sich darin befindet. Ich weiß nur, was Ihr mir erzählt habt. Hättet Ihr lediglich behauptet, dass Ihr wüsstet, die Truhe enthalte nichts Gefährliches, wäre Eure Äußerung vollkommen wahr gewesen.«
Alle warteten, ob der fettleibige Mann den Köder schluckte, was jedoch ausblieb. Stattdessen schäumte er vor Wut. »Trotzdem ist das unduldbar! Meine Ehre wurde noch nie in Frage gestellt. Über zehn Generationen hinweg haben meine Vorväter Waffen für Krupina getragen. Mein ganzes Leben lang habe ich gedient. Und nun unterwerft Ihr mich dieser Unverfrorenheit! Das Frauenzimmer sollte ausgepeitscht werden. König Athelgar muss sich persönlich entschuldigen!«
Der Herzog seufzte. »Es ist spät. Sir Kühn, bitte lasst die Truhe bis zum Morgen bewachen. Seine Majestät hat auf eine Überprüfung meines Gepäcks verzichtet, aber um in dieser Angelegenheit sämtliche Zweifel auszuräumen, werden wir tun, was Schwester Gertrude vorschlägt.«
»Unerträglich!«, brüllte der Baron. Mit für einen Wackelpudding seiner Ausmaße bemerkenswertem Schwung wirbelte er herum und watschelte flinken Schrittes auf die Tür zu. Der große, hellhaarige Diener rannte voraus, um sie für ihn zu öffnen, und folgte ihm hinaus.
Nach einer Weile meinte der Großherzog: »Was Ihr alle denkt, ist unmöglich. Ernst von Fader ist kein Beschwörer. Nie und nimmer kann er hinter diesen Morden stecken! Ich kenne ihn seit Jahren, und niemand war mir je treuer ergeben. Er hat um meinetwillen alles verloren. Lüge ich, Schwester Gertrude?«
»Nein, Euer Gnaden.«
Er lächelte sie an. Irgendetwas fehlte in seinem Lächeln. Er lächelte anders als die meisten Männer. In seinem Lächeln schwang weder die Lüsternheit der größeren Klinge noch das scheue Verlangen des Jungen auf der anderen Seite des Stuhls mit. Glockmann lächelte überhaupt nicht. Genau wie Sir Kühn.
An ihn wandte sich der Großherzog als Nächstes. »Wir danken Euch für Eure Dienste. Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr eine Begleitgarde für die Schwester abstellen könnt, wenn sie aufbricht? Aber erst müssen wir noch ein paar abschließende Worte mit ihr wechseln.«
Sir Kühn verstand den Wink. Er salutierte und zog sich zurück. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, waren noch Trudy und vier Männer übrig. Ein vielversprechendes Verhältnis, hätte Seenebel gesagt.
Der Großherzog betrachtete eine Weile seinen Siegelring. Schließlich sprach er: »Spürt Ihr an mir eine Beschwörung, Schwester?«
»Ja, Euer Gnaden.«
»Welcher Art?«
»Einen Trugbann. Vermutlich verändert er in irgendeiner Weise Euer Aussehen.«
Er nickte. »Ich werde Chivial bald verlassen, um mein Streben nach Gerechtigkeit, meine Mission zum Sturz des Thronräubers fortzusetzen. Es könnte ein langer und schmerzlicher Feldzug werden. Als König Athelgar mir Klingen anbot, meinte er, ich brauchte zur Ergänzung einige Weiße Schwestern. Ohne Schwestern hätte ich nur eine halbe Mannschaft, waren sein Worte, doch er könnte den Schwestern nichts befehlen, er könnte sie lediglich ersuchen. Heute Nacht teilte er mir mit, dass Obermutter die gesamte Schwesternschaft befragt, sich jedoch keine Schwester freiwillig gemeldet hätte.«
Was?!
Ihre Miene brachte ihn zum Lächeln. »Ihr wurdet nicht gefragt?«
»Nein, Euer Gnaden! Ebenso wenig habe ich davon gehört, dass jemand anders gefragt wurde.« Je mehr sie über die Machenschaften der Schwesternschaft erfuhr, desto mehr wirkte dieser wie ein rückgratloser Haufen unfähiger alter Weiber.
»Nun, merkt es Euch vor.« Rubin erhob sich und trat von dem Podest. Alle rührten sich, da sie ein Ende der Unterredung spürten. »Ich habe meinen Klingen und Meister Glockmann versprochen, ihnen die ganze Geschichte zu erzählen. Was ich schon viel zu lange hinausgezögert habe. Wenn Ihr mir Euer Ehrenwort gebt, nicht zu wiederholen, was Ihr hört, lade ich Euch ein zu bleiben.«
Gertrude zögerte und überlegte, ob Ihr Amtseid es zuließ, Geheimnisse vor ihren Vorgesetzten zu haben. Mutter Evangeline war ein entsetzliches Waschweib. Auch das verschleierte Angebot, in die Dienste des Großherzogs einzutreten, ging ihr durch den Kopf. Das Palastleben war eintönig, bestand nur aus endlosen Wachen neben Türen, während Besucher ein und aus gingen, oder an Wänden bei
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