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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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höchst gewöhnlich. In zwei, vielleicht drei Jahren würde sie in die gesellschaftlichen Kreise eingeführt werden. Das hatte ihr der Baron ebenso versprochen wie eine üppige Aussteuer, um einen feinen Ehemann zu finden. Wenn die Zeit reif war, würde sie Kleider, Juwelen und edle Düfte besitzen. Aber jetzt noch nicht. Derzeit war ihr bestes Stück ein schlichtes, braunes Leinenkleid mit gebauschten Schultern und einfacher Spitze über einem rechteckigen Ausschnitt. Heidi, die ihr als Zofe diente, wenn sie nicht gerade als Zimmermädchen beschäftigt war, flocht ihr das Haar zu einem Zopf. Johanna setzte sich eine bescheiden gefiederte Toque auf den Kopf und begab sich auf die Suche nach ihrem Vormund. Sie brauchte Geleit im Umgang mit einem brünstigen Herrscher.
    Der Wohnbereich von Fadrenschloss war als Neuer Flügel bekannt, wenngleich er uralt und durch wiederholte Umbauten recht verschlungen war. Der Baron hatte seinen Besucher gewiss in die Gästegemächer geführt, damit Seine Königliche Hoheit sich nach der Reise frisch machen konnte. Nachdem Rubin seine Körperpflege beendet hatte, würde er den Baron vermutlich für den Rest des Tages in Beschlag nehmen, wahrscheinlich auch die nächsten Tage, deshalb musste Johanna ihn um Rat fragen, bevor ihn seine Pflichten als Gastgeber zu sehr beschäftigten.
    Zuerst eilte sie zum Sonnenzimmer, das sich am oberen Ende einer schmalen Treppe vom Bankettsaal aus befand. Da die Tür nur angelehnt war, spähte sie hinein und stellte fest, dass der Raum verwaist war. Lediglich eine staubige Flasche und zwei Kristallkelche auf einem Silbertablett warnten einsam davor, dass der Gast hier demnächst unterhalten würde.
    Die einzige andere Tür am Ende der Treppe führte zum Schlafgemach des Barons und war verschlossen. Da er sich bereits umgezogen hatte, war es unwahrscheinlich, dass er sich darin aufhielt, dennoch klopfte sie. Eine ihr bereits bekannte Stimme bat sie einzutreten. Im selben Augenblick erblickte sie Baron von Fader, der sich hinter ihr die Treppe heraufmühte, die er von Wand zu Wand ausfüllte. O Graus! Er hatte sein Schlafgemach dem königlichen Gast überlassen, und Johanna klopfte gerade an die Tür des Herzogs.
    Abermals forderte er sie auf einzutreten, vermutlich weil er seinen Kammerdiener, sein Gepäck, Rasierwasser oder etwas anderes erwartete. Was würde ihn doch für eine erfreuliche Überraschung erwarten, wenn er zur Tür käme, um nachzusehen! Der Baron plagte sich mit den Stufen und hatte Johanna noch nicht bemerkt. Hastig schlüpfte sie ins Sonnenzimmer. Es war ein kleiner Raum, voll mit großen, abgewetzten Stühlen, einem Schreibtisch und ein paar Dokumententruhen. Letztere waren stets verschlossen, da der Baron die Kammer auch als Kontor verwendete. Also blieb als einzig mögliche Zuflucht der Kamin, dessen verkohltes Mauerwerk im Sommer hinter einem Wandteppich hing. Dahinter war zwischen dem Ruß und der kalten Asche gerade genug Platz für Johanna, der durchaus bewusst war, dass sie soeben ihr bestes Kleid besudelt hatte.
Stimmen vor der Tür …
    Dann im Zimmer. Oh, bei den Geistern! Ob sie ihr donnergleich pochendes Herz hören würden?
»… Rebhühner zuhauf dort oben«, erklärte der Baron. »Für Keiler ist es noch etwas früh, aber falls Euer Gnaden derlei Unterhaltung frönen …«
Der Herzog lachte. »Nein! Solchen Unfug überlasse ich den Jungen und Törichten. Aber die Rehe, die Ihr erwähnt habt…« Ein Stuhl knarrte unter jemandes Gewicht.
Eine Weile unterhielten die beiden Männer sich über Wild. Es hörte sich ganz so an, als beabsichtigte der Herzog, Fadrenschloss einige Tage als Jagdhaus zu verwenden. Als Lehnsherr des Barons stand ihm dieses Vorrecht zu. Gläser klirrten. Johanna war überzeugt, sich jeden Augenblick vor blankem Entsetzen übergeben zu müssen. Sie sollte den Großherzog und ihren Vormund nicht belauschen! Würde sie entdeckt, bliebe dem Baron keine andere Möglichkeit als anzuordnen, sie auszupeitschen – oder sie Rubins Gnade auszuliefern.
»Diese Mädchen, Ernst, mit dem ich mich unterhalten habe, ist ein hübsches Ding.«
»Wenn sie erwachsen ist, wird sie eine wahre Schönheit sein.«
»Das ist sie bereits. Haut wie Porzellan! Aber von niedriger Geburt, richtig?«
»Ihr Vater war mein bester Ritter, ein außerordentlich guter Mann. Ich schwor ihm an seinem Totenbett, dafür zu sorgen, dass seine Tochter gut und ehrbar vermählt wird.« Die Stimme des Barons hatte ihren trotzigsten Tonfall

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