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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Liste ihrer Tugenden aufnehmen, denn dies war gut und gern das sechste Mal, dass Raunzer ihre Geschichte unterbrochen hatte. Die anderen hatten erkannt, dass sie es vorzog, sie auf ihre eigene Weise zu erzählen, und respektierten ihr Recht darauf, nicht aber Raunzer. Zarte Hinweise versagten bei ihm ebenso wie Ringwalds Drohungen.
Vor den Fenstern war es noch dunkel, dennoch konnte das Morgengrauen nicht mehr weit sein. Glockmanns Lider fühlten sich unendlich schwer an; sogar die Klingen sahen aus, als könnten sie etwas Rast gebrauchen, und Schwester Trudy wirkte erschöpft und kaum noch aufnahmefähig. Ringwald nützte die Pause, um sich zu erheben und einige rauchende Kerzen zu löschen und durch neue zu ersetzten.
»Wärt Ihr ein König oder ein Prinz, Sir Raunzer«, fuhr die Herzogin fort, »der eine Burg belagert, wäre es für Euch am besten, die Vamky-Bruderschaft anzuheuern. Sie verfügt über zahlreiche geheime Kriegsbeschwörungen. Eine davon ist die Feuerfliege. Wie könnte ein Bollwerk je Feuerfliegen standhalten?«
»Oh«, entgegnete Raunzer. »Und ist das derselbe Zweck, für den die Schattenherren eigentlich vorgesehen sind?« Er war nicht dumm, nur gedankenlos. »Wie bringen sie Schattenherren in eine Burg?«
»Wir wissen nicht einmal, wie sie die Schattenherren in diesen Ort geschleust haben«, meldete Ringwald sich zu Wort. »Bitte fahrt fort, Hoheit.«
Glockmann stellte sich vor, wie es sein musste, in einer belagerten Festung eingekerkert zu sein und von Schattenherren heimgesucht zu werden. Sogleich versuchte er, den Gedanken wieder zu verdrängen. Burgen besaßen Verliese und Keller, in denen die Schauergestalten ewig umherschleichen konnten. Eine Feuerfliege hingegen würde wie ein Frettchen in einem Kaninchenbau wirken und dafür sorgen, dass die Verteidiger aus jedem Fenster sprangen. Er fragte sich, wie viel die Brüder wohl für ihre todbringenden Dienste verlangten.
»Wir sind müde, und es ist sehr spät«, meinte Johanna. »Ich wollte nur die Gelegenheit nützen, solange der Baron nicht anwesend ist, um zu erklären, weshalb Ihr ihn nicht verdächtigen dürft, mich zu verraten. Manchmal behandelt er mich immer noch wie ein Kind, aber so ist er nun mal. Vergesst nicht, er ist betagt. Und er hat alles verloren. Besitzlos, in die Verbannung getrieben und nach einem Leben ehrenvoller Dienste zum Verräter gestempelt! Ich sehe ihm seine gelegentlichen Wutanfälle nach.« Sie lächelte. »Ich habe zu viel geredet, und Ihr habt zu lange zugehört. Später heute erzähle ich Euch von unserer Reise aus Krupina hierher. Anschließend können wir besprechen, wie ich zurück in meine Heimat gelange.«
»Spart Euch die Mühe«, brummte Raunzer. »Ihr kehrt nicht dorthin zurück.«
Glockmann hatte etwas in der Art erwartet.
Das Lächeln der Herzogin ermattete und verschwand. »So redet Ihr nicht mit mir, Sir Raunzer!«
»Wenn es sein muss sehr wohl. Ringwald und ich haben geschworen, für Eure Sicherheit zu sorgen. Wir werden nicht zulassen, dass Ihr in diese Schlangengrube zurückstolpert.«
Mit flammend roten Zügen erhob sich Johanna. »Ihr werdet tun, was ich sage.«
Auch Glockmann stand auf. Ringwald wandte sich von den Kerzen ab. Raunzer lehnte sich nur auf dem Stuhl zurück und grinste.
»Nein, Ihr werdet tun, was wir sagen! Unsere Treue gilt unserem König, nicht Euch. Wir dienen dem Piratensohn, indem wir Euch beschützen. Hat Großmeister Euch das nicht erklärt?«
»Sei still, Raunzer!«, herrschte Ringwald ihn an. »Das ist weder die rechte Zeit noch der rechte Ort dafür.«
»Der Zeitpunkt ist so gut wie jeder andere!«, fauchte sein Mündel. »Begreift gefälligst, dass es mir keinerlei Freude beschert hat, eine Herzogin zu sein und mein Gemahl bereits so gut wie sicher tot ist. So weit es mich betrifft, kann Volpe Krupina ruhig haben. Aber mein Sohn ist noch am Leben. Ich habe ihn in einer sicheren Zuflucht gelassen, und jetzt besteht meine erste Pflicht darin, ihn zu holen. Meine zweite ist es, dafür zu sorgen, dass er sein Erbe antreten kann, denn er ist entweder der rechtmäßige Thronfolger oder bereits der rechtmäßige Herzog. Um seinetwillen müssen die Verräter sterben. Das ist meine Mission, und Ihr beide werdet mich dabei unterstützen. In dieser Hinsicht dulde ich keine Widerrede. Wenn ich König Athelgar darum bitten muss, die nötigen Befehl zu erteilen, soll es mir recht sein!«
»Klingen nehmen von niemandem Befehle entgegen«, erklärte Raunzer, bevor Ringwald das

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