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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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hatten, um zu helfen. Sie haben nur gewartet und gehofft, mich zu fangen. Harald war darüber so erbost, dass er das Kloster verließ. Er trat aus dem Orden aus.«
Die Männer aus Eisenburg tauschten Blicke. »Ist das denn gestattet?«, fragte Raunzer.
»Es kommt sogar recht häufig vor«, erklärte die Herzogin. »Nur wenige Anwärter schaffen es bis in die Ritterschaft. Nachdem Harald sich vergewissert hatte, dass seine Familie in Sicherheit war, ist er uns nachgereist und hat uns in Brikov eingeholt. Der Baron hat ihn aufgenommen. Harald ist gebildet, sprachgewandt und stark wie ein Ochse. Ich habe ihn noch selten ohne ein Lächeln auf dem Gesicht gesehen.« Zornig blickte sie in die anklagenden Mienen. »Ihr denkt, er wurde geschickt, um uns zu bespitzeln, richtig? Nun, ich glaube das nicht. Der Baron würde ihm sein Leben anvertrauen.«
»Ehrlich gesagt, erscheint mir das im Augenblick wenig ratsam, Euer Gnaden«, meinte Glockmann. »Traf er vor oder nach dem Anschlag auf Euch in Brikov ein?«
Sie zögerte, wog die Folgen ihrer Antwort ab. »Davor.«
»Harald muss verhört werden, aber wir müssen nicht unbedingt die Inquisitoren hinzuziehen. Wenn unsere Schwester hier bereit ist, uns zu helfen und … Schwester Gertrude?«
Trudy hielt eine Hand am Hals, als wäre sie dabei erstarrt, wie sie ihn rieb. Sie starrte wie gebannt durch den Raum auf einen Wandteppich, der einen Lautenspieler und eine tanzende Frau zeigte. Soweit Glockmann es beurteilen konnte, war mit dem Wandteppich alles in Ordnung. Dahinter, auf der gegenüberliegenden Seite der großen Treppe, musste sich … das Zimmer des Barons befinden. Und daneben die Bedienstetenkammer.
»Trudy?«, versuchte es Ringwald. »Schwester!«
»Tod«, flüsterte sie. »Und Feuer! Feuer, Feuer, Feuer!«
Die Klingen sprangen wie Grashüpfer auf. Raunzer preschte von seinem Stuhl zur Wand und erfasste einen schweren Wandbehang mit Pfauen und Blumen, als wollte er daran emporklettern. Ringwald schrie: »Das Medaillon!« Er schien drauf und dran, sein Mündel zu packen und zu schütteln. »Legt das Medaillon an!« Glockmann sperrte bereits die Tür auf.
Er spähte hinaus und widerstand der Versuchung, das Schwert zu ziehen. Kein Feuer in Sicht. Er trat auf die Galerie hinaus und blinzelte in der Finsternis. Kein Notfall. Unter ihm spielten die Klingen der Garde im Kerzenlicht Würfel, aber sie hatten ihn gehört. Alle Gesichter waren empor gewandt. Falscher Alarm? Jedenfalls wirkte alles friedlich.
»Feuer!«, gellte er. »Wahrscheinlich gelegt.« Er rannte die Galerie entlang zur gegenüberliegenden Seite. »Falls ihr eine grellweiße … tanzende Flamme seht… bewegt euch nicht! Bleibt einfach stehen und rührt euch nicht. Sie lebt.«
Unter der Tür des Barons leuchtete ein schmaler Lichtstreifen durch hervorquellende Rauchschleier. Schlitternd blieb Glockmann stehen. Falls sich hinter dieser Tür eine Feuerfliege befand – oder auch nur ein lodernder Raum, der heiß genug war, um einen derartigen Schimmer zu verursachen –, würde er sterben, wenn er sie öffnete. Das Feuer würde in dem Augenblick explodieren, in dem es mit Luft genährt wurde. Wenn hingegen lediglich die Medizintruhe in Brand geraten war und der Baron nach wie vor schlief, konnte es noch möglich sein, ihn zu retten. Auch Sir Ost sollte sich in jenem Gemach befinden und die Truhe bewachen, und er würde gewiss nicht schlafen.
Glockmanns kurzes Zögern rettete ihm das Leben, denn dadurch erkannte er, dass die Tür selbst dabei war nachzugeben. Die Täfelung begann, rötlich zu glimmen und wurde durchscheinend. Züngelndes Feuer, das sich rasch ausbreitete, schimmerte hindurch. Sir Kühn kam im Laufschritt mit drei weiteren Männern im Gefolge die Treppe herauf. Bevor das Holz sich gänzlich in einen Schwall von Asche und Rauch auflöste, brüllte Glockmann eine Warnung und hechtete in den Raum nebenan, gerade noch rechtzeitig, um dem unerträglichen Hitzestoß zu entrinnen. Ein paar Lidschläge lang konnte er nur das Nachbild jenes gespenstischen Gleißens sehen, aber nun war auch das Gebrüll der Flammen deutlich zu hören. Beißender Rauch drang in seine Lungen, ließ ihn heftig husten.
Im Vergleich zur Helligkeit draußen auf der Galerie wirkte das Zimmer dunkel. Es enthielt vier Bedienstetenbetten – schlichte Pritschen, nicht die Himmelbetten des niederen Adels. Manfred lag nur mit einer Hose bekleidet auf dem Boden. Ein Fenster stand offen. Unter der Verbindungstür quoll Rauch herein.

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