Der Tanz Der Klingen
des Hochstaplers geglaubt habt, als er mitten in der Nacht in Euer Schlafgemach platzte.«
»Meister Glockmann! …« Die Herzogin zügelte ihren Zorn und fuhr in gefassterem Tonfall fort. »Ich habe doch erzählt, dass der Baron mich an eben jenem Tag vor einem möglichen Staatsstreich gewarnt hatte.«
»Ja, das habt Ihr«, bestätigte Glockmann unglücklich. »Und wie hättet Ihr Euch ohne seine Warnung verhalten? Noch etwas. Manfred fand ein Medaillon. Der Baron erkannte, dass es verzaubert war. Wie? Legte er es etwa vor einem Spiegel an? Eine Frau könnte so etwas tun, aber ein Mann? Verdächtigt er alles, was er sieht, verhext zu sein?«
»Worauf wollt Ihr hinaus?«
»Ihr habt uns gesagt, der Baron rühme sich, etwas von Kräuterkunde zu verstehen, aber er sei kein Beschwörer.«
»Das ist er auch nicht! Ebenso wenig wie Ihr. Wenig Wissen auf diesem Gebiet kann gefährlich sein.«
»Ja, Euer Gnaden.«
Zunächst schien es, als wollte sie auf die verschleierte Anschuldigung nichts erwidern. »Ernst ist über die Kunst der Geisterbeschwörung gut unterrichtet«, räumte sie ein. »Er hatte zwei jüngere Brüder in der Bruderschaft. Beide starben vor langer Zeit auf fernen Schlachtfeldern. Dass er ein Adeliger ist und ein Soldat war, bedeutet noch lange nicht, dass er dumm sein muss! Als sein Zuhause niederbrannte, verlor er eine der besten Bibliotheken von ganz Krupina. Er ist ein kluger, gebildeter Mann. Und er ist kein Beschwörer.«
»Aber jemand in seinem Umfeld ist ein Beschwörer, Hoheit«, gab Glockmann zurück. »Ist es nicht merkwürdig, dass der Staatsstreich so kurz, nachdem Ihr gewarnt worden seid, stattgefunden hat? Und noch merkwürdiger, dass die Neuigkeit Euch überhaupt erreicht hat – ausgerechnet über den Baron? Dass der Leichnam des Betrügers zwar verschwand, ihm aber praktischerweise das Medaillon im Fallen an einem Busch vom Hals gerissen wurde? Dass der Baron daran dachte zu prüfen, ob das Medaillon verzaubert sei? Wer wusste etwas über Feuerfliegen? War das nicht auch er? War er es, der Euch ermutigt hat, an Fernbeschwörungen zu glauben? Ihr habt so gut wie zugegeben, dass jedes Mal, wenn Ihr auf einen Herrscher wie König Athelgar gestoßen seid, der bereit war, sich Eure Geschichte anzuhören, durch Geisterbeschwörungen Anschläge auf Euch verübt wurden. Zufall? Oder Verrat?«
»Nein!« Der Schrei der Großherzogin schreckte Trudy auf, die alle Mühe hatte, die Augen offen zu halten.
»Es tut mir aufrichtig Leid, Hoheit«, sagte Glockmann und meinte es aus ganzem Herzen, »aber in dieser Suppe schwimmen zu viele Fliegen. Eine oder zwei könnte ich schlucken, aber nicht so viele. Jemand in Eurem Umfeld arbeitet für Eure Feinde.«
»Soviel scheint offensichtlich«, meinte Raunzer. »Morgen lassen wir alle drei von Inquisitoren verhören – den Baron, Manfred und Harald.«
Ringwald warf Glockmann ein Lächeln zu. »Gut gemacht, Bruder! Bitte erzählt uns von Manfred, Hoheit.«
»Manfred? Ach, das ist doch lächerlich!« Sie wirbelte herum und schritt auf das Podest zu, als hätte sie vor, den Thron zu besteigen. Dann drehte sie sich wieder um. »Manfred ist dem Baron inniglich ergeben, inniglich! Er hat sein ganzes Leben für ihn gearbeitet. Ich weiß von ihm, dass seine Familie den von Faders seit vier Generationen dient. Er hat seine Frau und …«
»Und?«, forderte Ringwald sie auf fortzufahren.
»Er hat seine Frau und Familie zurückgelassen.« Die Herzogin schaute in die Runde der besorgten Gesichter. »Aber seine Kinder sind erwachsen …«
»Und Harald?«
Sie seufzte und blickte auf ihre Hände hinab. »Wenn es schon jemand sein muss, dann am ehesten Harald. Sein Vater ist der Seneschall des Barons, so wie dessen Vater vor ihm, aber Harald ist einer von vielen Söhnen, und alle sind riesig. Er war Novize im Kloster, weil er in die Fußstapfen seines älteren Bruders Radu treten wollte. Es war Harald, der seinem Vater von der Verschwörung erzählt hat, und Priboi hat dem Baron davon berichtet. Als Fadrenschloss brannte, war das Feuer von Vamky aus zu sehen, aber den Brüdern wurde verboten, hinüberzureiten und zu helfen. Die Disziplin innerhalb des Ordens ist so streng, dass ein Ritter ohne Erlaubnis nicht einmal seine Steigbügel einrichten darf. Das Erste, was ein Novize schwören muss, ist uneingeschränkter Gehorsam. Später erfuhr Harald, dass bereits Brüder in der Nähe von Fadrenschloss waren, die sämtliche Straßen nach draußen versperrten aber nichts unternommen
Weitere Kostenlose Bücher