Der Tanz Der Klingen
Wort an sich reißen konnte. »Euer Balg geht uns nichts an. Schickt doch Glockmann, um ihn zu holen, wenn Ihr wollt. Wir ersuchen den Piratensohn, Euch eine kleine Rente zu gewähren, suchen Euch irgendwo ein sicheres Häuschen, und das war’s dann auch schon. Der Baron und seine beiden Lakaien können ja mit verbundenen Augen auf Wildschweinjagd gehen, wenn ihnen danach ist, aber Ihr bleibt hier in Chivial. Unter falschem Namen.«
Sie drehte sich zu Ringwald um, als erwartete sie, dass er sich dieser Gehorsamsverweigerung annähme. Glockmann überlegte, wen er mehr bedauerte, Mündel oder Klinge; beide waren ihr Leben lang an diesen Stoffel gebunden. Der arme Ringwald war im Verlauf ihrer Geschichte immer trübsinniger und zerknirschter geworden. Er musste von Anfang an gewusst haben, dass er ein Junge war, der mit der Aufgabe eines Mannes betraut worden war. Nun aber war ihm klar, dass er eine Armee brauchte, und welche Armee in Euranien wäre wohl bereit, die furchteinflößende Vamky-Bruderschaft auf deren heimischen Boden herauszufordern? Selbst wenn er einige Jahre älter wäre, die Ausbildung in Eisenburg beendet hätte und ein Dutzend erstklassiger Klingen befehligte, die allesamt fochten wie Sir Cedric, wären die Aussichten auf Erfolg immer noch gleich null. Die Herzogin machte sich etwas vor.
Dann schaute sie auf der Suche nach Unterstützung zu Glockmann, der am liebsten aufgeheult hätte – vor Gram, Verzweiflung und Wut. Er wünschte sehnsüchtig, er hätte etwas, um ihr Trost zu spenden, doch alles, was Raunzer gesagt hatte, war zutreffend. Selbst wenn ihre Klingen ihr bei ihrem Unterfangen helfen wollten, würden ihre Bindungen sie wahrscheinlich zwingen, es zu verhindern. Aber das war ein Problem für eine andere Zeit, wenn sie nicht alle so müde waren. Vorläufig konnte er sie nur ablenken.
»Ich habe ein paar Fragen über den Baron, Hoheit, die ich lieber in seiner Abwesenheit stellen möchte. Diese früheren Anschläge auf Euch, nachdem Ihr Fadrenschloss verlassen hattet und bevor Ihr hierher nach Chivial kamt. Wo fanden sie statt? Erfolgten sie alle durch Schattenherren?«
Verwirrte legte sie die Stirn in Falten. »Nur einer – in Blanburg. In Brikov, Cosanza und Château Bellçay wurde es mit anderen Verfahren versucht. Warum?«
»Ihr habt zuvor gesagt, jene Anschläge stammten aus Krupina, womit Ihr angedeutet habt, die Beschwörung würde in Vamky durchgeführt. Ritualmeister hat mir erzählt, er hätte noch nie von Geisterzaubern gehört, die auf solche Entfernungen wirksam wären. Wie Ihr wisst, beschränkt die Wirkung sich fast immer auf den Bereich innerhalb des Oktogramms. Er meinte, höchstwahrscheinlich sei jemand in der Nähe dafür verantwortlich. Es könnte sich um einen mitgebrachten Zauber handeln, der ausgelöst werden kann, aber das müsste jemand aus nächster Nähe tun.«
»Seid Ihr ein Fachmann der Beschwörungskunst, Meister Glockmann?«
»Nein, Hoheit. Aber das Wetter ist nicht überall dasselbe. Selbst in Kahlmoor kann ein Schneesturm toben, während in Grandon die Sonne scheint. Wie konnten Fürst Volpe oder seine Handlanger dann in Vamky wissen, dass der Himmel hier in Chivial in jener Nacht dunkel genug für Schattenherren war? Wer hat Euch gesagt, dass die Anschläge von Vamky aus gesendet würden?«
Sie zögerte kurz, bevor sie antwortete. »Ich kann mich nicht erinnern.« Was bedeutete, dass sie den Baron schützte. »Wollt Ihr damit sagen, dass uns jemand gefolgt ist?«
Nein, das meinte er nicht. »Habt Ihr nicht versucht, Eure Spuren zu verwischen?«
»Selbstverständlich haben wir das.«
»Wie viele Herrscher habt Ihr auf Euren Reisen um Unterstützung für Euer Unterfangen gebeten?«
Diese Dame war zwar nicht dafür geboren worden, eine Krone zu tragen, aber sie hatte gelernt, sich von den eigenen Bediensteten keine Verhöre gefallen zu lassen. Sie lief rot an. »Welchem Zweck dienen diese Fragen?«
»Ich erkläre es Euch gleich, Euer Gnaden. Glaubt mir, sie sind wirklich wichtig. Lasst mich eine letzte stellen. Wie viele Male seid Ihr auf Verständnis gestoßen und wo?«
Sie zuckte zusammen, wodurch sie seinen Verdacht bestätigte. Doch dann richteten ihre Zweifel sich unvermittelt auf ihn, und sogar Ringwald beobachtete ihn mit finsteren Blicken.
»Mit wem habt Ihr geredet?«, verlangte die Herzogin zu erfahren. »Antwortet!«
»Mit niemandem, Hoheit. Es war nur eine Vermutung. Was mich allerdings überrascht hat, war, wie bereitwillig Ihr die Geschichte
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