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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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aussprachen.«
    »Es gibt noch mehr. Ich habe mich eingehend damit befasst. Der im Englischen gebräuchliche Name, den du kennen solltest, lautet vampire, Vampir.«
    Ich sprach das Wort versuchsweise aus. Es klang ebenso fremd wie die anderen, die sie genannt hatte. »Ich kann nicht sagen, dass ich ihn kenne.«
    »Oliver Goldsmith erwähnte ihn in seinem Der Weltbürger oder Briefe eines in London weilenden chinesischen Philosophen an seine Freunde im fernen Osten.
    Hast du einmal einen Blick hineingeworfen?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Nun, es liegt mehr als anderthalb Jahrzehnte zurück. Ich bin ebenso begierig wie du, meine Kenntnisse über diesen Zustand zu erweitern, und habe eine hübsche kleine Sammlung sämtlicher Bücher, in welchen ich Andeutungen und Berichte zu Vampiren finden konnte, zusammengetragen. Ich lasse dich gerne darin blättern, wenn du möchtest.«
    »Dies würde ich tatsächlich gerne tun.«
    »Jedoch sind das, was du dort lesen wirst, und das, was wir sind, seit jeher zwei sehr verschiedene Dinge. Viele der Berichte über Vampire sind mit Spuk, Grabräuberei, Teufelsanbetung, Dämonenbesessenheit und einigen so grässlichen oder unsinnigen Vorgängen vermischt, dass du dich fragen wirst, ob die Menschen überhaupt so etwas wie Verstand besitzen. Ich bin sicher, wir werden mit diesen Dingen in Verbindung gebracht, weil unser Bluttrinken sie so sehr abstößt und ängstigt. Dies ist der Grund, weshalb ich so darauf bedacht sein muss, meine Bedürfnisse geheim zu halten. In der Vergangenheit wäre ich dafür verbrannt worden, oder mir wäre der Kopf abgeschnitten und das Herz herausgerissen worden. An gewissen Orten könnte dies noch immer geschehen.«
    »Das ist ausgesprochen schrecklich. Wer sollte so etwas tun?«
    »Eine Menge im Übrigen rechtschaffener, gottesfürchtiger Leute. Wir unterscheiden uns von ihnen, wir trinken Blut, um zu leben, folglich müssen wir böse sein. Ich habe schon oft daran gedacht, selbst einen Bericht darüber zu verfassen, wer und was wir in Wahrheit sind, um die Dinge zum guten Schluss doch einmal korrekt niederzuschreiben, trotz des tief verwurzelten Aberglaubens und der Tatsache, dass ich so wenig wirkliche Kenntnisse besitze. Der Mann, der mich veränderte, war nicht allzu mitteilsam, was sein Wissen betraf –«
    Ebenfalls nicht, ergänzte ich insgeheim.
    »– und ich hege nicht den Wunsch, dass er erfährt, dass ich zurückgekehrt bin.«
    »Er denkt, du seiest tot?«
    »Ich bete zumindest dafür. Seit vielen Jahren habe ich nichts von ihm gesehen oder gehört. Es wäre für die Welt von großem Vorteil, wenn er gestorben wäre, aber angesichts der Tatsache, dass die Veränderung uns zäher werden lässt, würde ich es nicht annehmen. Der Gedanke bereitet mir Kummer, da es bedeutet, dass er wahrscheinlich noch immer andere tötet, aber es gibt nichts, was ich tun könnte, um ihn aufzuhalten.«
    »Vielleicht können wir beide gemeinsam etwas gegen ihn unternehmen.«
    Sie schürzte die Lippen und blickte in eine andere Richtung. »Dies ist eine Unternehmung, welche ich sehr sorgfältig überdenken müsste. Er ist gefährlich.«
    »Das bin ich ebenfalls. Das sind wir beide.«
    »Ich wüsste nicht, wo wir beginnen sollten, nach ihm zu suchen, obgleich ich annehme, ich könnte erfahren, wie wir dies anstellen müssten. Lasse mich darüber nachdenken, Jonathan. Es gibt ohnehin noch so vieles mehr, was du zunächst wissen musst.«
    »Zum Beispiel?«
    Sie stand auf, so elegant und geschmeidig wie eine Katze, um sich zu strecken, soweit es ihr Korsett erlaubte. Ich blieb, wo ich war, und beobachtete sie anerkennend. Über dem Kaminsims hing ein Porträt von Olivers Vater; Nora trat näher, um es sich genauer anzusehen, und wies dann mit der Hand darauf. »Erinnerst du dich an das Gemälde von mir in dem altertümlichen Kostüm?«
    »Das in deinem Schlafzimmer? Das, auf welchem es offensichtlich ist, dass der Künstler in dich verliebt war?«
    Ich erhielt ein Lächeln zur Belohung. »Ja, dieses. Du musst wissen, dass es kein Kostüm war, sondern wirkliche Kleidung. Meine Kleidung.« Nun lächelte ich. »Was meinst du damit?«
    »Das Gemälde wurde vor mehr als hundert Jahren geschaffen. Genauso lebendig, wie du mich hier vor dir siehst, war ich bereits vor hundert Jahren, um dafür zu posieren.«
    Ich schüttelte den Kopf. Machte sie einen Scherz? Aber sie gab sich vollkommen ernsthaft.
    »Es ist schwer zu glauben, das weiß ich, aber ich bin nicht verrückt

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