Der tanzende Tod
drang ich weiter vor. »Jedoch musst du insbesondere etwas von einer ganz bestimmten Dame erfahren.«
»So?«
»Es hat damit zu tun, weshalb ich die Pistole bei mir trug.«
»Hat sie einen eifersüchtigen Ehemann? Es gibt andere, weniger gewalttätige Arten, mit solchen Problemen umzugehen.«
»Es ist schwieriger als das ...«
Dann erzählte ich ihr von der Zusammenkunft der Familie an Weihnachten. Und von Clarinda.
Und von Tante Fonteyns Tod.
Und von Ridleys und Arthurs Angriff. Und schließlich von Richard. Insgesamt nahm sie es recht gut auf.
»Vetter Jon 'th 'n!«
Für so einen kleinen Jungen verfügte Richard über eine beeindruckende Lautstärke. Meine Aufmerksamkeit richtete sich augenblicklich auf das obere Ende der Treppe, wo Mrs. Howard ihn mit festem Griff hielt, da er sich sonst die Treppe hinuntergestürzt hätte, um mich zu begrüßen. Als ein Lakai die Eingangstür des Fonteyn-Hauses hinter mir schloss, warf ich einem anderen meinen soeben abgelegten Umhang zu und eilte dann vorwärts, die Treppe hinauf.
»Hallo, mein Kleiner! Hallo, Mrs. Howard«, sagte ich, indem ich ihn ihr aus den Armen nahm und in die Höhe hielt. Er kreischte und platzte beinahe vor Lachen, indem er mit den Beinen zappelte. »Ich habe dich vermisst. Wie ist es dir ergangen?«
»Sehr gut, danke. Fahren wir nun zurück zu Vetter Ol'vers Haus?«
Ich warf Mrs. Howard einen Blick zu, die so aussah, als interessiere die Antwort sie ebenfalls. »Ich fürchte, nicht heute Abend.«
»Wann denn?«
»Ich weiß es nicht.«
Noras Ankunft hatte mich ernsthaft von den dringenden Angelegenheiten abgelenkt und würde diese wahrscheinlich heute Abend noch weiter hinauszögern, wenn ich mit Elizabeth und Oliver spräche. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen all der Schwierigkeiten, welche ich ihnen bereitet hatte, indem sie das Haus verlassen und all diese Zeit umsonst warten mussten, da ich nicht alle meine Vorhaben ausgeführt hatte. Aber ich bezweifle, dass irgendjemand anders sich unter ähnlichen Umständen anders entschieden hätte. Nora war nach so langer Zeit endlich zurückgekehrt; es spielte keine Rolle, dass sie zu einer ungünstigen Zeit gekommen war, solange sie überhaupt gekommen war.
Es hatte mir sehr widerstrebt, mich heute Morgen von ihr zu trennen, und noch mehr, sie ohne Begleitung nach Hause gehen zu lassen, aber sie hatte darauf bestanden, indem sie zu mir sagte, dass sie mehr als alle anderen Leute in London vor den Gefahren der Stadt in Sicherheit sei. Ich wusste, dass dies absolut der Wahrheit entsprach, aber ich empfand dennoch einen starken Stich im Herzen, als ich mich von ihr verabschieden und sie einfach so gehen lassen musste. Vielleicht war es ein Test für mein Versprechen, ihre Freiheit nicht einzuschränken.
Falls dies der Fall war, dann scheiterte ich kläglich, denn so müde ich auch war, erhob ich mich dennoch in die Lüfte und überwachte ihren Heimweg.
Sie bewegte sich zügig vorwärts, denn schon immer hatte sie einen guten Spaziergang genossen. Sie wurde nicht einmal, sondern mehrmals von Männern angehalten. Offensichtlich bedeutete eine Frau ohne Begleitung ein leichtes Spiel für solche Raubtiere, wie sie in den dunkelsten Stunden der Nacht umherstreiften.
Doch jedes Mal, wenn sie auf einen dieser gemeinen, brutalen Kerle traf, sprach sie ohne Furcht mit ihm. Dann trat er ihr aus dem Weg und gestattete ihr, weiterzugehen, ohne dass sie ihm noch einen einzigen Blick über die Schulter zugeworfen hätte. Offensichtlich war sie sehr geschickt darin, diese Leute zu beeinflussen, sonst wäre sie bereits vor langer Zeit zu Schaden gekommen.
Beinahe hätte ich wieder Gestalt angenommen, als drei betrunkene Bösewichter sie erspähten und über die Straße torkelten, um ihr den Weg zu versperren. Sie wäre niemals in der Lage gewesen, so viele auf einmal zu beeinflussen, zumindest nahm ich dies an und bereitete mich darauf vor, zu ihrer Rettung zu eilen. Später würde ich ihr alles erklären. Aber als die drei sie erreichten, war sie buchstäblich nicht länger in Sicht.
Von meinem Aussichtspunkt in luftiger Höhe versuchte ich sie wiederzufinden, aber in dieser Form war mein Blick eingeschränkt. Ich hatte ihn nur einen kurzen Augenblick von ihr abgewandt, als ich gesehen hatte, wie das Trio sie bemerkte. Als ich wieder hinsah, war sie verschwunden. Dies verwirrte die drei ebenso wie mich, bis ich erkannte, dass sie sich aufgelöst haben musste, um ihnen aus dem Wege zu gehen.
Gut
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