Der tanzende Tod
ich unter der Wasseroberfläche verschwand, aber dies war eigentlich nicht nötig. Da ich nicht dazu gezwungen war, regelmäßig zu atmen, war ich in der Lage, so lange unter Wasser zu bleiben, wie ich es wünschte. Doch war dies nicht allzu lange, da es mich störte, dass Wasser in meine Ohren drang. Ich tauchte wieder auf und versuchte das Zeug herauszuschütteln, jedoch ohne großen Erfolg.
Mein Handeln bewirkte, dass Samar sich rührte. Sie lag da, wo ich sie zurückgelassen hatte, zur Hälfte im Becken, zur Hälfte außerhalb. An ihrem Halse befand sich ein wenig Blut, aber die Wunden hatten sich geschlossen. Ich schöpfte mit meinen Händen etwas Wasser und säuberte sie, was sie beinahe erwachen ließ. Aber ich wollte mich mit ihr im Augenblick nicht beschäftigen; als Reaktion auf meine geflüsterte Bitte hin schlief sie schnell wieder ein.
Ich berührte leicht die Male, die ich an ihr hinterlassen hatte. Sie waren klein und würden ihr keine Probleme bereiten. Wahrscheinlich hatte sie bei anderen Stammkunden Schlimmeres erlebt, dies sagte ich mir zumindest. Trotz all der Freuden, die ich mit meinen Gespielinnen geteilt hatte, konnte ich mich eines Anfluges von Schuldgefühlen nicht erwehren, weil ich ihnen diese notwendige Verletzung zufügen musste. Allerdings war es nur ein Anflug. Ich hatte während meiner Zeit mit Nora ebenfalls solche Male getragen und wusste, dass sie nicht schmerzten; nur war es eine Schande, eine ansonsten makellose Haut verunstalten zu müssen.
So schwach er auch war, ich konnte dennoch den Geruch des Blutes wahrnehmen, der in der Luft hing, aber er besaß nicht mehr die gleiche Wirkung auf mich wie zuvor. Auch wenn er für die Nase noch immer angenehm ist, so ist die Wirkung von Essensduft auf einen Mann doch weniger mächtig, wenn er einen vollen Bauch hat – außer wenn die Unersättlichkeit ihn in ihren Bann geschlagen hat. Mein eigener Anfall schien vorüber zu sein, Gott sei Dank.
Yasmin begann sich ebenfalls zu erholen. Sie bewegte sich, als wolle sie sich aufsetzen, und murmelte eine schläfrige Frage nach meinem Verbleib. Ich erhob mich aus dem Becken, um mich um sie zu kümmern.
Gott, sie sah aus, als sei sie ermordet worden. Ihr Hals und ihre Brüste waren in einem schlimmen Zustand, aber der größte Teil des Blutes stammte von mir, sodass ich nicht beunruhigt war. Sie benötigte nur eine sofortige Säuberung, damit niemand anders sie erblickte, was zu endlosen Unannehmlichkeiten führen würde. Erneut flüsterte ich beruhigende Worte, um sie zum Vergessen und Einschlafen zu bringen, und trug sie dann zum Becken. Dort gab es Wasser im Überfluss, um die Spuren meiner Leidenschaft fortzuwaschen.
Oder eher meines Fast-Irrsinns.
Mein Kopf wurde rasch klarer, wodurch es schwierig wurde zu verstehen, wie ich mich selbst so vollkommen vergessen konnte. Ich wollte dem Wein die Schuld geben. Dieser könnte meine Taten leicht entschuldigen, aber mein Gewissen gestattete mir dies nicht. Der Wein hatte Einfluss auf mich ausgeübt, aber es war eine Tatsache, dass ich zu dicht davor gewesen war, die Kontrolle zu verlieren. Durch Gottes Gnade oder unverschämtes Glück hatte ich genügend Stärke aufbringen können, um innezuhalten, bevor es zu spät war. Wer war ich, dass ich diesen Zustand ohne Warnung, ohne Einverständnis auf einen anderen Menschen übertragen konnte? Ich besaß nicht das Recht, ihn weiterzugeben, egal, als wie herrlich sich die körperliche Erfüllung erweisen mochte.
Was Nora betraf ... nun, Nora hatte bei mir nicht so vorsichtig oder rücksichtsvoll gehandelt.
Nein, dies war nicht gerecht, denn ich erinnerte mich deutlich an alles, was in jener Nacht, als wir zum ersten Male Blut ausgetauscht hatten, zwischen uns geschehen war. Es war von ihrer Seite aus ein sehr bewusster Akt gewesen. Sie hatte mich gefragt, ob ich ihr vertraue, und ich hatte ihr vertraut. Hätte sie mir doch umgekehrt ebenfalls vertraut und mir das Wissen um die Veränderung, welche vor mir lag, anvertraut, so hätte sie mir viel Angst und Sorge erspart.
Vielleicht dachte sie, dass ihr Zustand einzigartig sei, dass er nur ihr zu Eigen sei und nicht übertragen werden konnte. Aber wenn dem so war, warum tauschte sie dann mit ihren anderen Höflingen kein Blut aus und kostete jedes Mal die fleischlichen Freuden voll aus? Nein, da gab es noch einen anderen Grund. Ich war für sie etwas Besonderes gewesen, dies sagte sie mir zumindest. Sie wollte es vielleicht nicht mit den anderen
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