Der tanzende Tod
unternähmen, urteilte ich. Ich hoffte, ihre Damen für heute Nacht waren so zäh, wie Mandy behauptete, denn diese Unruhestifter würden ihnen wahrscheinlich eine anstrengende Zeit bereiten.
Ich entspannte mich wieder, froh, dass sie für jemand anders ein Problem darstellten und nicht etwa für mich.
Du hast gänzlich Unrecht, Johnnyboy, dachte ich voller Abscheu, als sich die Tür zu meinem Raume plötzlich öffnete. Wasser schwappte um mich herum, als ich mich aufsetzte und umdrehte, um festzustellen, wer hier eindrang.
Es waren drei an der Zahl, alle maskiert, aber dies löste in mir kein Erschrecken aus. Adlige wollten häufig Anonymität, während sie außerhalb ihrer eigenen Klasse herumhurten, und ich nahm an, dass diese Gruppe dabei keinen Unterschied machte. Sie trugen Umhänge und Handschuhe, und ihre Hüte verbargen ihre Gesichter. Alles, was ich von ihnen sehen konnte, war ein Teil von Mund und Nase, allerdings nur ein sehr kleiner Teil.
Die Männer schwankten in den Raum, wobei sie immer noch lachten, vermutlich über einen unbedeutenden Spaß. Ich erwog, ob es der Mühe wert war, Unterstützung anzufordern, oder ob ich mich alleine mit ihnen auseinander setzen sollte.
»Wir sind im falschen Raum«, bemerkte einer von ihnen, welcher innehielt und mich anstarrte. »Es sei denn, hier gibt es ungewöhnlich hässliche Weibsbilder.«
»Das ist ein Mann und kein Weibsbild«, meinte ein anderer trocken. »Auch wenn das für dich vielleicht keinen Unterschied macht.«
Das dritte Mitglied der Gruppe jauchzte anerkennend. Über den Witz, so hoffte ich. Ich versuchte an ihnen vorbeizublicken, um zu sehen, ob jemand mir zur Hilfe käme, aber die Sicht war durch ihre Körper blockiert.
»Meine Herren«, meinte ich, »wie Sie sehen können, ist dieser Raum bereits besetzt –«
»Da haben Sie Recht – von uns«, erklärte der Witzbold. »Also verschwinden Sie.«
Ich ignorierte seinen lächerlichen Befehl. »Vielleicht befindet sich Ihr Raum direkt neben diesem. Wenn Sie nachsehen möchten, so bin ich sicher, dass dort einige sehr ungeduldige Damen auf Sie warten.« Dies war eine recht gewagte Annahme, aber ich wollte mich von ihnen befreien. Durch die geöffnete Tür drang ein Luftzug.
»Kenne ich Sie nicht, Sir?«, fragte der Kerl mürrisch, indem er vorwärts taumelte.
»Ich bezweifle es, Sir.« Noch zwei Schritte, und er befände sich mit mir im Wasserbecken.
»Doch, ich kenne Sie, Sie sind Percy Mott, nicht wahr?«
»Mein Name ist Barrett, und ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie –«
»Sein Name ist Barrett, Freunde.«
Und mit diesen Worten, welche in einem unerwartet eiskalten und nüchternen Tonfall gesprochen wurden, verwandelte sich die Komödie ohne weitere Warnung umgehend in eine Katastrophe.
Wie ein Idiot versuchte ich immer noch, meinen Satz zu vollenden, aber die Worte erstarben mir auf den Lippen, als er aus den Falten seines Umhanges mit einer eleganten Handbewegung eine schussfertige Duellpistole hervorzog und mit der Mündung direkt auf mich zielte. Obgleich er nicht schneller war als ein Gedanke, so war er doch gewiss schneller als meine Gedanken. Ich hatte weniger als einen Augenblick, um zu reagieren, aber der bloße Schock reichte aus, dass ich diesen vergeudete. Nur wenige andere hätten wohl die Geistesgegenwart besessen, etwas anderes zu tun, als ihn anzustarren, wie ich es in diesem Augenblick tat, nachdem ich seine Pistole gesehen hatte und bevor langsam das Verstehen in mir dämmerte, was er damit bezweckte.
Aber so war es: ein Augenblick, nicht mehr.
Dann schoss er mir aus dem Abstand von zwei Schritten direkt in die Brust.
Das Krachen des Schusses erfüllte meine Sinne nicht so sehr wie der Pulverdampf. Das beißende Zeug schien den gesamten Raum gründlicher zu füllen als der ohrenbetäubende Lärm. Ich sah die Kugel, die sich in meinen Körper bohrte, eher, als dass ich sie spürte. Sie hinterließ ein großes Loch, aus dem Blut hervorspritzte. Meinen Körper durchfuhr ein heftiger Ruck, dann brach ich zusammen und stürzte schwer vornüber ins Wasser. Ich hatte nicht einmal genügend Zeit, um die Arme zu heben; ich konnte sie nicht spüren und noch viel weniger kontrollieren. Mit meinem gesamten trägen Gewicht schlug ich mit der Stirn auf der Stufe auf, indem ich mit meinem ganzen Sein das vernichtende Knacken des Aufpralls fühlte und hörte. Gelähmt lag ich wie ein Toter eine unglaublich lange Zeit da, während der ich eine Ewigkeit reiner Agonie
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