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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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wurden laut. Die Zentren,
hieß es zum Beispiel, »... sind mit unserem großartigen nationalen Erbe nicht in Einklang zu bringen. Dafür zogen unsere Ahnen nicht todesmutig in die Schlacht
bei ...« Niemand war so unklug, als Fürsprech des Teufels gelten zu wollen, doch die Art Umsicht, wie sie höherenorts von vielen empfohlen wurde, war von vollständiger
Untätigkeit nur schwer zu unterscheiden.
    Zuerst dachte Dr. Tarbell, die Reaktionen ließen sich auf Angst zurückführen –, Angst vor der Vergeltung des Teufels wegen des Krieges, den wir gegen ihn führen
wollten. Später, nachdem der Doktor Zeit gefunden hatte herauszufinden, aus wem die Opposition bestand und was sie zu sagen hatte, sagte er schadenfroh: »Menschenskind, sie glauben, wir
haben eine Chance. Und sie haben sämtlich die Hosen voll, daß sie es nicht mal mehr bis zum Hundefänger bringen, wenn der Teufel nicht mehr frei in der Bevölkerung
herumstreunt.«
    Aber wir hatten wie gesagt das Gefühl, unsere Chancen, die Welt auch nur um ein Iota zu verbessern, stünden schlechter als eins zu einer Trillion. Dank einem Unfall und der
Unterströmung der Opposition stand es bald ganz plötzlich eins zu einer Oktillion.
    Kurz nach der ersten Empfehlung des Kommittees geschah der Unfall. »Jeder Narr kennt die schnelle und leichte Methode, den Teufel loszuwerden«, flüsterte ein amerikanischer
Delegierter dem anderen in der UNO -Vollversammlung zu. »Ein Klacks. Man muß ihn einfach da zur Hölle bombardieren, wo er sein Hauptquartier hat, im
Kreml.« Er hätte keinem größeren Irrtum aufsitzen können als dem, das Mikrofon vor ihm wäre nicht eingeschaltet.
    Sein Kommentar erklang über die Lautsprecheranlage und wurde pflichtbewußt in vierzehn Sprachen übersetzt. Die russische Delegation verließ den Saal und telegrafierte um
eine angemessene Reaktion nach Hause. Zwei Stunden später war die Delegation mit einer Erklärung wieder da:
    »Das Volk der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken entzieht hiermit dem Dämonologischen Untersuchungskommittee der Vereinten Nationen, da dies eine interne Angelegenheit der
Vereinigten Staaten von Amerika ist, seine gesamte Unterstützung. Sowjetische Naturwissenschaftler befinden sich in voller Übereinstimmung mit den Forschungsergebnissen des
Pine-Instituts, was die Anwesenheit des Teufels in sämtlichen Vereinigten Staaten betrifft. Indem sie dieselben experimentellen Techniken anwandten, haben die sowjetischen Naturwissenschaftler
keinerlei Anzeichen für teuflische Aktivitäten innerhalb der Grenzen der U d SSR gefunden und betrachten daher das Problem als
ausschließlich amerikanisch. Das Volk der U d SSR wünscht dem Volk der Vereinigten Staaten von Amerika Erfolg bei seinem schwierigen
Unterfangen, so daß es umso früher als Vollmitglied der Familie friedliebender Nationen begüßt werden kann.«
    In Amerika lautete die sofortige Reaktion, jede weitere Anstrengung von UNDICO in diesem Lande bedeute einen weiteren Propagandasieg für Rußland. Andere
Nationen schlossen sich an, indem sie sich als bereits teufelfrei erklärten. Und das war’s dann mit dem UNDICO . Ich war, ehrlich gesagt, erleichtert und
entzückt. UNDICO begann, echt zum Problem zu werden.
    Mit dem Pine-Institut war’s das dann auch, denn Pine war unglaublich pleite und konnte in Verdigris nur noch den Laden dichtmachen. Als die Schließung bekanntgegeben wurde,
stürmten die Scharlatane, die in Verdigris Wohlstand und Entspannung gefunden hatten, zu Hunderten mein Büro, und ich floh zu Dr. Tarbell in sein Labor.
    Er zündete sich seine Zigarre mit einem Lötkolben an, als ich eintrat. Er nickte und plierte durch den Zigarrenrauch auf die enteigneten Dämonologen, die unten auf dem Hof
wimmelten. »Wurde auch allmählich Zeit, das Personal loszuwerden, damit man endlich zum Arbeiten kommt.«
    »Sie wissen, daß wir ebenfalls gefeuert sind?«
    »Im Augenblick brauche ich kein Geld«, sagte Tarbell. »Ich brauche Strom.«
    »Dann beeilen Sie sich –, der letzte Scheck, den ich dem Elektrizitätswerk geschickt habe, wird gleich mit lautem Knall platzen. Woran arbeiten Sie eigentlich
gerade?«
    Er schweißte ein Verbindungsstück an die Kupfertrommel, die etwa einen Meter zwanzig hoch war und einen Durchmesser von einem Meter achtzig hatte. Obendrauf war ein Deckel. »Ich
werde der erste Absolvent des renommierten Massachusetts Institute of Technology sein, der in einem Faß die Niagarafälle befährt.

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