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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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in sein Mikrofon.
    »Das ist unmöglich, lachhaft!« sagte Groszinger. »Überprüfen Sie Ihr Sprechfunkgerät, Able Baker Fox, überprüfen Sie Ihr Sprechfunkgerät.
Over.«
    »Jetzt werden sie lauter. Die Stimmen werden lauter. Deshalb kann ich Sie nicht sehr gut hören, Dog Easy Charley. Es ist, als stünde ich mitten in einer Menschenmenge und alle
versuchten, gleichzeitig mit mir zu sprechen. Es ist, als ...« Die Stimme verlor sich. Sie konnten im Lautsprecher einen beruhigenden Laut hören. Der Major war noch auf Sendung.
    »Können Sie mich hören, Able Baker Fox? Antworten Sie! Können Sie mich hören?« rief General Dane.
    Der beruhigende Laut verstummte. Der General und Groszinger starrten dumm den Lautsprecher an.
    »Able Baker Fox, hier ist Dog Easy Charley«, skandierte der Funker. »Able Baker Fox, hier ist Dog Easy Charley ...«
    Groszinger, die Augen mit einer Zeitung gegen das grelle Deckenlicht des Funkraums abgeschirmt, lag vollständig bekleidet auf dem Feldbett, das man ihm hereingebracht hatte. Alle paar
Minuten fuhr er sich mit den langen, dünnen Fingern durch das verwuschelte Haar und fluchte. Seine Maschine hatte perfekt gearbeitet, arbeitete perfekt. Das
eine, das er nicht entworfen hatte, der verdammte Mann in der Maschine, hatte versagt, hatte das ganze Experiment versaut.
    Sie hatten sechs Stunden lang versucht, die Verbindung mit dem Irren, der aus seinem kleinen Stahlmond auf die Erde hernieder spähte und Stimmen hörte, wiederherzustellen.
    »Er kommt wieder rein, Sir«, sagte der Funker. »Hier ist Dog Easy Charley. Able Baker Fox, bitte kommen. Over.«
    »Hier ist Able Baker Fox. Klares Wetter über den Zonen sieben, elf, neunzehn und dreiundzwanzig. Zonen eins, zwei, drei, vier, fünf und sechs bedeckt. Mögliche
Gewitterbildung über den Zonen acht und neun, Richtung Südsüdwest, Geschwindigkeit etwa achtzehn Meilen pro. Over.«
    »Er hat sich wieder eingekriegt«, sagte der General erleichtert.
    Groszinger blieb liegen wie niedergestreckt, den Kopf immer noch unter der Zeitung. »Fragen Sie ihn nach den Stimmen«, sagte er.
    »Sie hören doch keine Stimmen mehr, oder , Able Baker Fox?«
    »Was meinen Sie mit ›ich höre keine Stimmen mehr‹? Ich kann sie besser hören, als ich Sie höre, Dog Easy Charley. Over.«
    »Er ist völlig übergeschnappt«, sagte Groszinger und setzte sich auf.
    »Das habe ich gehört«, sagte Major Rice. »Vielleicht bin ich völlig übergeschnappt. Das sollte gar nicht schwer zu überprüfen sein. Sie müssen nur
herausfinden, ob ein Andrew Tobin am 17. Februar 1927 in Evansville, Indiana, gestorben ist. Over.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen, Able Baker Fox«, sagte der General. »Wer war Andrew Tobin? Over.«
    »Er ist eine der Stimmen.« Unbehagliche Pause. Major Rice räusperte sich. »Behauptet, sein Bruder habe ihn ermordet. Over.«
    Der Funker hatte sich langsam von seinem Hocker erhoben, das Gesicht kalkweiß. Groszinger schubste ihn zurück und nahm dem General das Mikrofon aus der nun schlaffen Hand.
    »Entweder haben Sie den Verstand verloren, oder dies ist der blödeste Studentenulk der Menschheitsgeschichte, Able Baker Fox«, sagte Groszinger. »Sie sprechen mit Groszinger , und Sie sind dümmer, als ich glaube, wenn Sie meinen, daß ich mir das bieten lasse.« Er nickte. »Over.«
    »Ich kann Sie nicht mehr sehr gut hören, Dog Easy Charley. Tut mir leid, aber die Stimmen werden lauter.«
    »Rice! Nehmen Sie sich zusammen!« sagte Groszinger.
    »Da ... Das habe ich mitgekriegt: Mrs. Pamela Ritter möchte, daß ihr Mann wieder heiratet, wegen der Kinder. Er wohnt ...«
    »Hören Sie auf!«
    »Er wohnt Damon Place 1577 in Scotia, New York. Over and out.«
    General Dane schüttelte Groszinger sanft an der Schulter. »Sie haben fünf Stunden geschlafen«, sagte er. »Es ist Mitternacht.« Er gab ihm
einen Becher Kaffee. »Wir haben ein paar weitere Meldungen. Interessiert?«
    Groszinger nippte am Kaffee. »Spinnt er immer noch?«
    »Er hört immer noch die Stimmen, falls Sie das meinen.« Der General ließ Groszinger zwei ungeöffnete Telegramme in den Schoß fallen. »Habe mir gedacht,
Sie wollen die vielleicht mal aufmachen?«
    Groszinger lachte. »Haben Scotia und Evansville überprüft, stimmt’s? Gott stehe dieser Armee bei, wenn alle Generäle so abergläubisch sind wie Sie, mein
Freund.«
    »Okay, okay, Sie sind der Wissenschaftler, Sie sind der Mann mit dem Hirn. Deshalb möchte ich ja auch, daß Sie die

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