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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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zweihundert Dollar in bar. Als ich Otto eine Quittung ausstellte,
öffnete sich über uns die Studiotür, und Falloleen, für mich im Geiste immerdar als finnische Karaffe identifiziert, kam anmutig die Rampe herunter. Sie trug ein Tablett mit
drei Martinis.
    »Ich dachte, vielleicht dörren euch die Kehlen aus«, sagte sie.
    »Eine Stimme wie ein Kristallglockenspiel«, sagte Otto.
    »Muß ich wieder weg, oder kann ich bleiben?« sagte Falloleen. »Die Party ist so öde ohne dich, Otto, und ich werde immer gehemmter, und mir fällt immer weniger
ein, was ich sagen soll.«
    »Schönheit bedarf keiner Sprache«, sagte Otto.
    Ich staubte mir die Handflächen ab. »Ich glaube, wir haben erst mal alles geregelt. Heute abend fange ich dann an, ernsthaft zu arbeiten.«
    »Ich bin schrecklich dumm mit Finanzen«, sagte Falloleen. »Ich überlasse das alles einfach Otto. Er ist so brillant. Oder?«
    »O doch«, sagte ich.
    »Ich habe gedacht, wie lustig es wäre, unsere ganze Party mit zu Chez Armando zum Abendessen zu nehmen«, sagte Falloleen.
    Otto sah mich entsetzt an.
    »Wir haben gerade über Liebe und Geld gesprochen«, sagte ich zu Falloleen, »und ich habe gesagt, wieviel oder wie wenig der Mann für sie ausgibt, ist ihr egal. Sind
Sie auch der Meinung?«
    »Wo sind Sie denn groß geworden?« sagte Falloleen zu mir. »Auf einer Hühnerfarm in Saskatchewan?«
    Otto stöhnte.
    Falloleen sah ihn alarmiert an. »Hier geht mehr vor, als ich weiß«, sagte sie. »Ich habe nur Spaß gemacht. War das so entsetzlich, was ich gesagt habe? Diese Frage
nach Liebe und Geld kam mir so doof vor.« Jähes Verstehen erblühte auf ihrem Gesicht. »Otto«, sagte sie. »Bist du pleite?«
    »Ja«, sagte Otto.
    Falloleen straffte ihre entzückenden Schultern. »Dann sag den anderen, sie sollen ohne uns zu Chez Armando gehen, du und ich wollen zur Abwechslung einen stillen Abend zu Hause
verbringen.«
    »Du gehörst dahin, wo Menschen sind, wo Aufregung herrscht«, sagte Otto.
    »Es wird mir langsam lästig«, sagte Falloleen. »Seit Gott weiß wann hast du mich jeden Abend ausgeführt. Die Leute müssen sich allmählich fragen, ob
wir Angst davor haben, miteinander allein zu sein.«
    Otto ging die Rampe hoch, um die Gäste wegzuschicken, und ließ Falloleen und mich allein auf der langen Couch zurück. Von ihrem Parfum und ihrer Schönheit verdattert, sagte
ich: »Waren Sie im Showbusiness, Mrs. Krummbein?«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, ich wär’s«, sagte Falloleen. Sie sah auf ihre blauen Fingernägel. »Ich ziehe überall, wo ich hingehe, eine Schau ab,
stimmt’s?«
    »Eine wunderbare Schau«, sagte ich.
    Sie seufzte. »Das kann man, glaube ich, auch verlangen«, sagte sie. »Immerhin wurde ich vom größten Designer der Welt entworfen, vom Vater des
Krummbein-Dimodular-Betts.«
    »Ihr Mann hat Sie entworfen?«
    »Wußten Sie das nicht?« sagte Falloleen. »Ich bin ein Seidentäschchen, aus einem Schweinsohr geschneidert. Sie wird er auch designen, wenn man ihn läßt.
Wie ich sehe, hat er Sie bereits dazu gebracht, den Schlips abzubinden. Ich wette, er hat Ihnen auch gesagt, was Ihre Farbe ist.«
    »Zitronengelb«, sagte ich.
    »Jedesmal, wenn er Sie sieht«, sagte Falloleen, »wird er einen Vorschlag machen, wie Sie Ihr Erscheinungsbild verbessern können.« Leidenschaftslos ließ sie die
Hände über ihre aufsehenerregende Person gleiten. »Schritt für Schritt, es ist ein weiter Weg.«
    »Sie waren aber nie ein Schweinsohr«, sagte ich.
    »Vor einem Jahr«, sagte sie, »war ich ein schlichtes, brünettes, fades Ding, frisch von der Handelsschule, bereit, als Sekretärin für den Großen Krummbein
zu arbeiten.«
    »Liebe auf den ersten Blick?« sagte ich.
    »Für mich«, murmelte Falloleen. »Für Otto war es ein Design-Problem auf den ersten Blick. Da gab es Dinge an mir, die ihn regelrecht durchrüttelten. Er konnte
nicht klar denken, wenn er sie sah. Wir haben diese Dinge eins nach dem anderen geändert, und was aus Kitty Cahoun geworden ist, weiß niemand.«
    »Kitty Cahoun?« sagte ich.
    »Das schlichte, brünette, fade Ding, frisch von der Handelsschule«, sagte Falloleen.
    »Dann heißen Sie in Wirklichkeit gar nicht Falloleen?«
    »Das ist ein original Krummbein«, sagte Falloleen. »Kitty Cahoun hat nicht zum Dekor gepaßt.« Sie ließ den Kopf hängen. »Liebe ...«,
sagte sie. »Stellen Sie mir keine weiteren törichten Fragen über Liebe.«
    »Jetzt sind sie weg zu Chez Armando«, sagte Otto, als

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