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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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deprimierend. Ich kann nicht arbeiten, wenn ich deprimiert bin. Die kleinste Kleinigkeit kann mich aus der Spur
bringen –, Ihr Schlips zum Beispiel. Er rüttelt mich regelrecht durch. Ich kann nicht klar denken, wenn ich ihn sehe. Würde es Ihnen was ausmachen, ihn abzunehmen? Zitronengelb
ist Ihre Farbe, nicht dies schaurige Kastanienbraun.«
    Eine halbe Stunde später, unbeschlipst, kam ich mir vor wie ein Mann, der über eine städtische Müllkippe streift, von schwelenden Autoreifen, rostenden
Bettfedern und haufenweise Konservendosen umgeben, denn das war das Bild, das mir Otto Krummbeins Finanzen boten. Er führte keine Bücher, kaufte, was immer ihm gefiel, ohne die Kosten zu
bedenken, schuldete in der ganzen Stadt ruinöse Beträge für Falloleens Kleider und hatte keinen Cent in ein Sparkonto, eine Versicherung oder Aktien gesteckt.
    »Sehen Sie mal«, sagte Otto, »ich habe Angst. Ich will nicht ins Gefängnis. Ich wollte nichts Böses tun. Ich habe meine Lektion gelernt. Ich verspreche, daß ich
alles tun werde, was Sie mir sagen. Nur deprimieren Sie mich nicht.«
    »Wenn Sie bei diesem Durcheinander vergnügt sein können«, sagte ich, »kann ich es weißgott auch. Was ich, glaube ich, tun kann, ist, daß ich Sie vor sich
selbst in Sicherheit bringe, indem ich Ihr Einkommen manage und Ihnen ein Unterhaltsgeld zahle.«
    »Hervorragend«, sagte Otto. »Ich bewundere eine kühne Herangehensweise an Probleme. Und das wird mir die Freiheit geben, die ich brauche, um eine Idee auszuarbeiten, die
mir während meiner Flitterwochen kam, eine Idee, die Millionen abwerfen wird. Ich werde all diese Verschuldung mit einem einzigen Schlag vernichten!«
    »Aber denken Sie daran«, sagte ich, »daß Sie auch dafür werden Steuern zahlen müssen. Sie sind der erste Mensch, von dem ich je gehört habe, der in den
Flitterwochen eine profitable Idee hatte. Ist sie ein Geheimnis?«
    »Mondscheinbetriebene Kosmetik«, sagte Otto, »Honeymoon-Design, ausdrücklich, den Gesetzen von Licht und Farbe gehorchend, dazu entwickelt, daß eine Frau bei
Mondschein am schönsten aussieht. Millionen, Zillionen!«
    »Das ist ja toll«, sagte ich, »aber bis dahin würde ich mir gern Ihre Rechnungen ansehen, damit ich weiß, wie tief genau Sie drinstecken, und auch um auszurechnen,
mit wieviel Unterhaltsgeld als Existenzminimum Sie auskommen könnten.«
    »Sie könnten heute abend mit uns essen gehen«, sagte Otto, »und dann zurückkommen und ungestört hier im Studio arbeiten. Tut mir leid, daß wir ausgehen
müssen, aber die Köchin hat heute ihren freien Tag.«
    »Das würde mir sehr gut passen«, sagte ich. »Dann habe ich Sie in der Nähe, damit Sie Fragen beantworten können. Und davon sollte es jede Menge geben. Zum
Beispiel, wieviel in dem Korb ist.«
    Otto erbleichte. »Oh, Sie wissen über den Korb Bescheid?« sagte er. »Den können wir, fürchte ich, nicht verwenden. Der ist was Besonderes.«
    »Inwiefern?«
    »Ich brauche ihn –, nicht für mich, für Falloleen«, sagte Otto. »Kann ich ihn nicht behalten und Ihnen alle Schecks für Lizenzen schicken, die von
jetzt an kommen werden? Zwingen Sie mich nicht, das zu tun, entkleiden Sie mich nicht meiner Selbstachtung als Ehemann.«
    Ich hatte es satt und stand gereizt auf. »Ich werde Sie von gar nichts entkleiden, Mr. Krummbein«, sagte ich. »Ich habe beschlossen, daß ich diesen Job nicht will. Ich
bin sowieso kein Geschäftsführer. Ich habe meine Hilfe angeboten, weil ich Hal Murphy einen Gefallen tun wollte, aber ich wußte nicht, wie schlecht hier die Arbeitsbedingungen sind.
Sie sagen, ich versuche, Sie zu entkleiden, aber in Wirklichkeit waren Ihre Knochen längst in der Wüste Ihrer eigenen Verschwendungssucht gebleicht, bevor ich eintraf. Gibt es in diesem
Silo einen geheimen Ausgang, oder geht es da wieder hinaus, wo ich reingekommen bin?«
    »Nein, nein, nein«, sagte Otto entschuldigend. »Bitte, setzen Sie sich. Sie müssen mir helfen. Es ist doch nur so ein Schock für mich, mich daran zu gewöhnen,
wie schlimm es wirklich um mich steht. Ich dachte, Sie sagen mir, ich soll mir das Rauchen abgewöhnen oder sowas.« Er zuckte die Achseln. »Nehmen Sie den Korb, und zahlen Sie mir
mein Unterhaltsgeld.« Er hielt sich die Augen zu. »Falloleen mit einem Unterhaltsgeld zu unterhalten, ist, als betankte man einen Mercedes mit Pepsi-Cola.«
    In dem Korb waren fünftausend Dollar und ein paar zerquetschte in Lizenz-Schecks von Herstellern und etwa

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