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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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ich glaube, das ist es wert. Ich habe auf jeden Fall nicht das Gefühl, Geld zum Fenster rausgeschmissen zu haben.«
    »Das ist die Hauptsache.«
    Kiah nickte glücklich und starrte in die wunderschönen Augen, aus denen bodenlose Bewunderung zu sprechen schien. Er öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, um das
entzückende Spiel fort- und fort- und fortzusetzen, als ihm klar wurde, daß er nichts weiter zu sagen hatte. »Schönes Wetter.«
    Ihre Augen wurden glasig vor Langeweile. »Haben Sie die genaue Zeit?« fragte sie den Barkeeper.
    »Ja, gnä’ Frau. Sieben nach vier.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Vier, Sohnemann.«
    Eine Probefahrt, dachte Kiah, vielleicht würde ihr eine Probefahrt gefallen.
    Die Tür schwang auf. Ein gutaussehender junger Mann in Tennisshorts zwinkerte und grinste in der Lounge herum, gelassen, eitel und elastisch. »Marion!« schrie er. »Dem
Himmel sei Dank, daß du noch da bist. Was für ein Engel du bist, daß du auf mich gewartet hast!«
    Ihr Gesicht war in seiner Bewunderung überwältigend. »So schlimm hast du dich gar nicht verspätet, Paul, und ich verzeihe dir.«
    »Wie der letzte Narr habe ich mich auf ein Doppel eingelassen, und es hörte und hörte einfach nicht auf. Ich habe das Spiel schließlich geschmissen. Ich hatte Angst, ich
büße dich für immer ein. Was hast du so getrieben, während du warten mußtest?«
    »Mal sehen. Nun, ich habe einen Sektquirl zerfetzt, und ich, äh ... Ooooooh! Ich habe einen äußerst interessanten Herrn kennengelernt, der ein Auto hat, das
einhundertdreißig Meilen in der Stunde fährt.«
    »Nun, da hat man dich angeschmiert, Liebes, denn der Mann hat gelogen, was sein Auto betrifft.«
    »Das sind ziemlich starke Worte«, sagte Marion.
    Paul sah erfreut aus. »Wirklich?«
    »Wenn man bedenkt, daß der Mann, den du einen Lügner genannt hast, sich genau hier in diesem Raum befindet.«
    »Oha.« Paul sah sich mit gespielter Angst in der Lounge um. Sein Blick streifte Kiah und den Barkeeper. »Wir sind hier nur zu viert.«
    Sie zeigte auf Kiah. »Der Junge da. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Paul von Ihrem Marengo-Frappé zu erzählen?«
    »Marittima-Frascati«, sagte Kiah mit kaum hörbarer Stimme. Er wiederholte es lauter: »Marittima-Frascati.«
    »Na«, sagte Paul, »ich muß sagen, der hört sich an, als schaffte er zweihundert pro Sekunde. Haben Sie ihn da?«
    »Draußen«, sagte Kiah.
    »Was ich immer sage«, sagte Paul. »Ich muß lernen, mich präziser auszudrücken.« Er sah hinaus auf den Parkplatz. »Oho, verstehe. Der kleine blaue
Wüterich. Seeehr hübsch, macht Angst, aber Lust. Und das ist Ihrer?«
    »Habe ich doch gesagt.«
    »Könnte das zweitschnellste Auto in der Gegend sein. Ist es wahrscheinlich sogar.«
    »Tatsache?« sagte Kiah sarkastisch. »Ich würde gern mal das schnellste sehen.«
    »Würden Sie? Es steht auch draußen. Da, das grüne.«
    Das Auto war ein britischer Hampton. Kiah kannte das Auto gut. Auf das Auto hatte er gespart, bevor Daggett ihm Fotos vom Marittima-Frascati zeigte.
    »Das müßte genügen«, sagte Kiah.
    »Genügen?« lachte Paul. »Es wird genügen, um Ihres um viele, viele Meilen abzuhängen, da wette ich alles, was Sie wollen.«
    »Hören Sie«, sagte Kiah, »ich würde die ganze Welt auf mein Auto gegen Ihres wetten, wenn meins eingefahren wäre.«
    »Schade«, sagte Paul. »Dann ein andermal.« Er erklärte es Marion. »Noch nicht eingefahren, Marion. Gehen wir?«
    »Es kann losgehen, Paul«, sagte sie. »Ich sage lieber dem Parkplatzwächter, daß ich wiederkomme, um den Cadillac zu holen, sonst glaubt er, ich wäre
entführt worden.«
    »Und genau das wird auch geschehen«, sagte Paul. »Man sieht sich, Ralph«, sagte er zum Barkeeper. Sie kannten sich.
    »Immer froh, Sie zu sehen, Paul«, sagte Ralph.
    Also wußte Kiah jetzt, wie alle drei hießen, aber sie wußten nicht, wie er hieß. Niemand hatte gefragt. Niemand wollte es wissen. Was konnte schon unwichtiger sein, als
wie er hieß?
    Kiah beobachtete durch ein Fenster, wie Marion mit dem Parkplatzwächter sprach und sich dann auf den Beifahrersitz eines tiefgelegten Hampton hinunterkuschelte.
    Ralph stellte dem Namenlosen diese Frage: »Sind Sie Mechaniker? Hat Ihnen jemand das Auto gegeben, und Sie sollen die Straßenlage testen? Klappen Sie lieber das Verdeck hoch, es wird
gleich regnen.«
    Die Hinterräder des taubenblauen Drachen mit den Schalensitzen aus zitronengelbem Leder besprühten die Knie des

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