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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Maßnahmen vorzuschlagen, die der gegenwärtigen Lage gerecht werden könnten.»
    «Würdest du gern andere Aufgaben übernehmen?»
    «Das liegt nicht in meiner Entscheidung.»
    Ramses ließ seine Blicke über die Wüste schweifen.
    «Als ich noch Kind war, Acha, da träumte ich davon, Pharao zu werden wie mein Vater, weil ich glaubte, die Macht sei ein wunderbares Spiel. Sethos öffnete mir die Augen, als er von mir verlangte, mich dem wilden Stier zu stellen, und danach flüchtete ich mich in einen anderen Traum: Ich wollte für immer in seiner Nähe bleiben, unter seinem Schutz. Doch er starb, und sein Tod setzte meinen Träumen ein Ende. Da flehte ich den Verborgenen an, mich von dieser Königswürde, die ich nicht mehr haben wollte, zu erlösen, und begriff, daß er mir nicht unmittelbar antworten, sondern ein Zeichen setzen würde. Dann versuchte Menelaos, mich zu ermorden, aber mein Löwe, mein Hund und der Vorsteher meiner Leibwache retteten mich, während ich Zwiesprache mit der Seele meines Vaters hielt. Seither habe ich mich endgültig dazu durchgerungen, mein Schicksal nicht mehr abzulehnen. Was Sethos beschlossen hat, wird geschehen.»
    «Erinnerst du dich noch, wie wir mit Setaou, Moses und Ameni über die wahre Macht sprachen?»
    «Ameni hat seine Erfüllung dann gefunden, seinem Land zu dienen, Moses fand sie in der Baukunst, Setaou im Erforschen der Schlangen und du als Gesandter.»
    «Aber die wahre Macht… die wirst du besitzen.» «Nein, Acha, sie wird von mir Besitz ergreifen, in meinem Herzen Gestalt annehmen, in meinem Arm, und sie wird mich verlassen, falls ich nicht imstande bin, ihr einen sicheren Hort zu bieten.» «Der Königswürde dein Leben zu weihen… Ist das nicht ein zu hoher Preis?»
    «Mir steht es nicht mehr frei, so zu handeln, wie es mir beliebt.» «Deine Worte sind geradezu erschreckend, Ramses.» «Glaubst du etwa, ich kenne die Angst nicht? Nur, auf welche Hindernisse ich auch stoßen mag, ich werde herrschen und das Werk meines Vaters fortsetzen, um meinem Nachfolger ein weises, starkes und schönes Ägypten zu hinterlassen. Bist du bereit, mir zu helfen?»
    «Ja, Majestät.»
     

ZEHN
     
     
    CHENAR SAH ALLES in düsteren Farben. Die Griechen hatten kläglich versagt. Von dem Wunsch besessen, Helena gleich einer Beute zurückzuerobern, hatte Menelaos den Blick für das Wesentliche - Ramses aus dem Weg zu räumen - verloren. Chenars einziger, doch nicht unbedeutender Trost: es war ihm gelungen, seinen Bruder von seiner Unschuld zu überzeugen. Nachdem Menelaos und dessen Soldaten fort waren, konnte keiner mehr Chenar bezichtigen, er habe die Verschwörung angezettelt.
    Aber nun würde Ramses den Thron besteigen und allein über Ägypten herrschen… Und er, Chenar, der erstgeborene Sohn Sethos’, müßte ihm fortan gehorchen und sich wie ein schlichter Diener benehmen. Nein, mit dieser Erniedrigung mochte er sich nicht abfinden.
    Deshalb hatte er sich mit seinem letzten Verbündeten verabredet, einem Ramses nahestehenden, über jeden Verdacht erhabenen Mann, der ihm vielleicht helfen würde, gegen seinen Bruder zu kämpfen und ihm den Thron streitig zu machen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit herrschte im Töpferviertel reges Treiben. Schaulustige und Kunden schlenderten zwischen den kleinen Läden umher, beäugten die von den Handwerkern feilgebotenen Gefäße verschiedener Größen und verglichen die Preise. An einer Straßenecke pries ein Wasserträger sein kühles, köstliches Naß an.
    Genau dort wartete Acha in einem schlichten Lendenschurz und mit einer unauffälligen Perücke, die ihn unkenntlich machte, auf Chenar, der sein Äußeres ebenfalls sorgsam verändert hatte. Wie einfache Bauern tauschten die beiden Männer Weintrauben gegen einen Schlauch Wasser ein, dann setzten sie sich Seite an Seite vor eine Mauer.
    «Hast du Ramses wiedergesehen?»
    «Ja, und ich unterstehe jetzt nicht mehr dem Obersten Gesandten, sondern unmittelbar dem künftigen Pharao.»
    «Was bedeutet das?»
    «Eine Beförderung.»
    «Was für eine?»
    «Das weiß ich noch nicht. Ramses denkt darüber nach, wen er mit welchen Aufgaben betrauen wird. Da er Freunden die Treue hält, sollen Moses, Ameni und ich Ämter höchsten Ranges bekommen.»
    «Wer sonst noch?»
    «Aus dem Kreis seiner Vertrauten fällt mir eigentlich nur noch Setaou ein, doch der hat sich so sehr der Beschäftigung mit seinen geliebten Schlangen verschrieben, daß er es ablehnt, irgendeine Verantwortung im Staat zu

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