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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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bist ja immer noch so ironisch wie früher.»
    «Ist es nicht der Gesundheit des Geistes zuträglich, anderer und seiner selbst zu spotten?»
    «Man möchte meinen, Helenas Freitod berühre dich nicht.»
    «Es ist ein Glück für Ägypten, von Menelaos und seinem Gelichter befreit zu sein. Was die Griechen anbelangt, brauchen wir bessere Verbündete.»
    «Homer ist hiergeblieben.»
    «Der liebenswürdige, alte Poet… Zeichnet er seine Erinnerungen an den Trojanischen Krieg auf?»
    «Manchmal habe ich die Ehre, ihm als Schreiber zu dienen. Seine Verse sind oft recht dramatisch, entbehren aber nicht der Erhabenheit.»
    «Die Liebe zum Schreiben und zu den Dichtern stürzt dich noch einmal ins Verderben, Ameni. Welches Amt weist dir Ramses künftig zu?»
    «Das weiß ich noch nicht… Ich bin aber mit dem, das ich innehabe, vollauf zufrieden.»
    «Du verdienst etwas Besseres.»
    «Und du, was erhoffst du dir?»
    «Fürs erste nur, Ramses so schnell wie möglich zu sehen.»
    «Gibt es besorgniserregende Neuigkeiten?»
    «Gestattest du, daß ich sie dem Regenten vorbehalte?»
    Ameni stieg die Schamröte ins Gesicht.
    «Verzeih! Du triffst ihn bei den Pferdeställen an. Dich empfängt er bestimmt.»
    Es überraschte Acha, wie sehr Ramses sich verändert hatte. Stolz und selbstbewußt lenkte der künftige König seinen Wagen mit außerordentlichem Geschick, wobei er die Pferde zu so unglaublichen Leistungen anspornte, daß selbst alten Stallmeistern vor Staunen der Mund offenstand.
    Aus dem hochaufgeschossenen Jüngling war ein Mann mit den geschmeidigen, kraftvollen Muskeln eines Wettkämpfers geworden, und er gebärdete sich wie ein Herrscher, dessen Macht keiner in Abrede stellen würde. Dennoch bemerkte Acha an ihm maßloses Ungestüm und einen Überschwang, der sein Urteilsvermögen trüben mochte. Aber was würde es schon nützen, einen Menschen mit anscheinend unerschöpflichem Tatendrang zur Vorsicht zu mahnen?
    Als der Regent seinen Freund entdeckte, lenkte er den Wagen in dessen Richtung. Die Pferde gehorchten zwar seinem Befehl, blieben jedoch nur wenige Fußbreit vor dem jungen Gesandten so unvermittelt stehen, daß Sand aufwirbelte und sein neues Gewand sprenkelte.
    «Tut mir leid, Acha, aber das sind junge und noch nicht hinreichend erzogene Schlachtrösser.»
    Ramses sprang vom Wagen, rief zwei Stallburschen herbei, damit sie sich der Tiere annahmen, und packte Acha an den Schultern.
    «Gibt es dieses verdammte Hethiterreich immer noch?»
    «Ich fürchte ja, Majestät.»
    «Majestät? Ich bin noch nicht Pharao.»
    «Ein guter Gesandter muß vorausschauen. Und in diesem Fall ist die Zukunft recht mühelos vorherzusehen.»
    «So kannst das auch nur du ausdrücken.»
    «Ist das ein Tadel?»
    «Erzähl mir, was sich in den Ostländern tut, Acha.»
    «Scheinbar ist alles ruhig. Die mit uns befreundeten Fürstentümer erwarten deine Krönung, und die Hethiter bleiben innerhalb ihrer Grenzen und ihrer Einflußbereiche.»
    «Sagtest du eben: ‹scheinbar›?»
    «Ja, es entspricht dem, was du in allen amtlichen Berichten lesen kannst.»
    «Aber du denkst anders darüber…»
    «Die Ruhe geht stets dem Sturm voraus, nur, wer weiß schon, wie lange sie anhalten wird?»
    «Komm, trinken wir etwas.»
    Ramses vergewisserte sich, daß seine Pferde mit großer Sorgfalt behandelt wurden, dann setzte er sich mit Acha in den Schatten eines vorstehenden, zur Wüste hin abfallenden Daches. Ein Diener brachte ihnen sogleich kühles Bier und mit Duftölen getränkte Tücher.
    «Glaubst du an den Friedenswillen der Hethiter?»
    Acha überlegte, während er an dem köstlichen Getränk nippte.
    «Die Hethiter sind Eroberer und Krieger. In ihrem Sprachgebrauch bedeutet das Wort Frieden so etwas wie ein poetisches Bild ohne jeden Bezug zur Wirklichkeit.»
    «Also lügen sie.»
    «Sie hoffen, daß ein junger Herrscher, der sich vom Wunschbild einer friedlichen Welt leiten läßt, weniger Wert auf die Verteidigung seines Landes legt und sie von Monat zu Monat schwächt.»
    «Wie Echnaton.»
    «Das Beispiel ist gut gewählt.»
    «Fertigen sie viele Waffen an?»
    «Die Herstellung wird in der Tat jetzt schneller vorangetrieben.»
    «Hältst du einen Krieg für unausweichlich?»
    «Die Rolle der Unterhändler besteht dann, diese Möglichkeit abzuwehren.»
    «Wie würdest du dabei vorgehen?»
    «Diese Frage kann ich nicht beantworten. Meine Befugnisse ermöglichen mir nicht, einen Blick für das Ganze zu haben, und mir steht es nicht zu,

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