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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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übernehmen.»
    «Hast du den Eindruck gewonnen, daß Ramses zur Herrschaft entschlossen ist?»
    «Obwohl er zu der Erkenntnis gelangt ist, wie schwer diese Bürde sein wird und wie wenig Erfahrung er besitzt, wird er nicht zurücktreten. Hoffe also nicht mehr darauf, daß er sich davonstiehlt.»
    «Hat er mit dir über den Oberpriester des Amun gesprochen?»
    «Nein.»
    «Ausgezeichnet! Er unterschätzt nämlich dessen Einfluß und dessen Fähigkeit, ihm zu schaden.»
    «Ist das nicht ein überaus gewissenhafter Mann, der die Macht des Königs fürchtet?»
    «Er hatte Angst vor Sethos… Aber Ramses ist noch zu jung und im Ringen um Einfluß wenig geübt. Von Ameni ist nichts zu erhoffen. Dieser verdammte kleine Schreiber hängt an Ramses wie ein Hund an seinem Herrn. Dagegen halte ich es nicht für aussichtslos, daß Moses mir ins Garn geht.»
    «Hast du es schon probiert?»
    «Ja, aber ich bin damit gescheitert. Das war allerdings nur ein erster Versuch. Dieser Hebräer ist ein innerlich zerrissener Mensch auf der Suche nach seiner eigenen Wahrheit, die sich nicht zwangsläufig mit der von Ramses deckt. Wenn es uns gelingt, ihm das zu bieten, wonach er sich sehnt, dann wechselt er die Seiten.»
    «Da magst du recht haben.»
    «Hört Moses auf dich?»
    «Das glaube ich nicht, doch die Zukunft beschert mir vielleicht Möglichkeiten, ihn unter Druck zu setzen.»
    «Und was ist mit Ameni?»
    «Er scheint unbestechlich zu sein», meinte Acha, «aber wer weiß? Mit zunehmendem Alter frönt er vielleicht ungeahnten Lastern, dann können wir uns seine Schwächen zunutze machen.»
    «Ich habe aber nicht die Absicht zu warten, bis Ramses ein unzerstörbares Netz gesponnen hat.»
    «Ich auch nicht, Chenar, dennoch wirst du ein wenig Geduld aufbringen müssen. Der Mißerfolg von Menelaos und seinen Männern sollte dir gezeigt haben, daß es ratsam ist, wohlüberlegt vorzugehen, um ein Ziel tatsächlich und nicht nur beinahe zu erreichen.»
    «Wie lange wird es dauern?»
    «Überlassen wir Ramses getrost dem Taumel der Macht. Das Feuer, das ihn beherrscht, nährt sich vom Glanz des Hofes und wird seinen Blick für die Wirklichkeit trüben. Darüber hinaus werde ich einer von denen sein, die ihn über die Entwicklung der Lage im Vorderen Orient unterrichten, und mir wird er am ehesten glauben.»
    «Wie sieht dein Plan aus, Acha?»
    «Du möchtest doch herrschen, nicht wahr?»
    «Mir steht es zu und ich bin auch fähig, Pharao zu werden.»
    «Dann müssen wir also Ramses stürzen oder aus dem Weg räumen.»
    «Die Not schafft ihre eigenen Gesetze.»
    «Uns tun sich zwei Wege auf: eine Verschwörung im Innern oder ein Angriff von außen. Um den ersten zu beschreiten, sollten wir uns das geheime Einverständnis einiger einflußreicher Männer im Land sichern. Auf diesem Gebiet würdest du die wichtigere Rolle spielen. Was den zweiten Weg betrifft, gilt es, auf die wahren Absichten der Hethiter zu bauen und einen kleinen Krieg herbeizuführen, der Ramses zu Fall bringt, aber Ägypten nicht dem Untergang preisgibt. In einem verwüsteten Land würde sich ein Hethiter des Throns bemächtigen.»
    Chenar machte keinen Hehl aus seinem Unbehagen.
    «Ist das nicht zu gewagt?»
    «Ramses ist ein Gegner, den man ernst nehmen muß. Auf leichte Art wirst du die Macht nicht erringen.»
    «Falls die Hethiter siegen, werden sie doch in Ägypten einfallen.»
    «Das ist nicht sicher.»
    «Welches Wunder schwebt dir vor?»
    «Es geht nicht um ein Wunder, sondern um eine Falle, in die wir Ramses locken, ohne daß unser Land davon unmittelbar betroffen wird. Entweder er kommt dabei um, oder man wird ihn für die Niederlage verantwortlich machen. Im einen wie im anderen Fall wird er nicht mehr herrschen können. Und dann erscheinst du als Retter.»
    «Ist das nicht nur ein Traum?»
    «Ich stehe nicht in dem Ruf, mich Wahnvorstellungen hinzugeben. Sobald ich genau weiß, welches Amt mir Ramses zuweist, beginne ich zu handeln. Es sei denn, du möchtest lieber verzichten.»
    «Niemals! Ramses muß mir weichen, tot oder lebendig.»
    «Wenn unser Plan gelingt, hoffe ich, daß du dich nicht als undankbar erweisen wirst.»
    «Sei in diesem Punkt ohne Sorge. Dann hast du es hundertfach verdient, für mich der wichtigste Mann an meiner Seite zu werden.»
    «Gestatte mir, daß ich daran zweifle.»
    Chenar zuckte zusammen.
    «Vertraust du mir etwa nicht?»
    «Nicht im geringsten.»
    «Aber dann…»
    «Gib nicht vor, überrascht zu sein. Wäre ich ein

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