Der Tempel der vier Winde - 8
mit Euch reden.«
Auf Richards Zeichen hin öffnete die Mord-Sith die Tür ein wenig weiter, und Nadine schob sich, blind gegen Rainas tadelnden Blick, herein.
»Richard, du mußt mit mir kommen.« Sie faßte seine Hand mit beiden Händen. »Bitte! Bitte, Richard, kommst du mit? Da ist jemand, der dich dringend sprechen muß.«
Sie schien ehrlich besorgt zu sein und zerrte an seiner Hand. »Bitte, Richard.«
Richard war noch immer auf der Hut. »Was dagegen, wenn ich Drefan mitnehme?«
»Natürlich nicht. Ich wollte dich sowieso darum bitten.«
»Gehen wir also, wenn es wirklich wichtig ist.«
Sie hielt seine Hand fest und zog ihn hinter sich her.
28. Kapitel
Richard bemerkte Kahlan, die ihm in der Vorhalle entgegenkam. Sie runzelte die Stirn, als sie sah, daß Nadine ihn an der Hand hinter sich herzog. Drefan, Raina, Ulic und Egan folgten ihm auf dem Fuße; alle zusammen bahnten sich den Weg durch das Palastpersonal und die patrouillierenden Soldaten.
Nadine warf Kahlan einen zornigen Blick zu, bevor sie in den Korridor einbog, der zu ihrem Zimmer führte. Richard fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Gereizt zog er seine Hand mit einem Ruck aus ihrem Griff, lief ihr aber weiter hinterher. Nadine steuerte um einen Walnußholztisch an der Wand herum, der unter einem alten Wandteppich stand, auf dem eine Herde weißschwänziger Hirsche vor schneebedeckten Bergen im Hintergrund zu sehen war. Sie warf einen prüfenden Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Richard ihr noch folgte.
Kahlan und Cara holten sie ein. Die Mutter Konfessor gesellte sich zum Sucher.
»Also«, meinte Cara von hinten und strich sich über ihren Zopf, »wenn das kein interessanter Anblick ist.«
Richard warf ihr einen verärgerten Blick zu. Nadine drehte sich um und griff ungeduldig erneut nach seiner Hand.
»Du hast es mir versprochen. Komm weiter.«
»Versprochen habe ich gar nichts. Ich sagte, ich begleite dich«, protestierte Richard. »Ich sagte nicht, ich würde rennen.«
»Der große, starke Lord Rahl kann mit mir nicht Schritt halten?«, spottete Nadine. »Der Waldführer, den ich von früher kannte, konnte selbst im Halbschlaf schneller laufen.«
»Ich bin im Halbschlaf«, murrte er.
»Die Wachen sagten mir, du seist zurück und zu Drefan gegangen«, flüsterte Kahlan ihm zu. »Ich war gerade unterwegs dorthin, um dich zu treffen. Was hat diese Prozession zu bedeuten?«
In ihrer geflüsterten Frage schwang Verärgerung mit. Er sah, daß sie kurz auf Nadines Hand schielte, die seine fest umklammert hielt.
»Keine Ahnung. Sie will, daß ich jemanden aufsuche.«
»Und dabei mußt du ihre Hand halten?« knurrte sie leise.
Er ließ erneut los.
Kahlan warf verstohlen einen Blick auf Drefan, der hinter Cara und Raina ging. Sie hakte sich bei Richard ein. »Wie fühlst du dich? Was hast du … herausgefunden?«
Richard legte seine Hand auf ihre und drückte sie. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er leise zu ihr. »Es war nicht, was ich dachte. Ich erzähle es dir später.«
»Was ist mit dem Mörder? Hat ihn schon jemand gefunden?«
»Ja, jemand hat ihn gefunden und für sein Verbrechen getötet«, erklärte Richard ihr. »Was ist mit den Abgesandten? Hast du dich darum gekümmert?«
Ihre Antwort ließ einen Augenblick auf sich warten. »Grennidon, Togressa und Pendisan haben kapituliert. Jara wird es vielleicht noch, aber dort möchte man noch zwei Wochen auf ein Zeichen aus dem Himmel warten.« Richard runzelte die Stirn. »Mardovia hat sich geweigert, sich uns anzuschließen. Sie haben beschlossen, neutral zu bleiben.«
Richard blieb mit einem Ruck stehen. »Was?«
Diejenigen, die hinter ihm gingen, wären fast auf ihn aufgelaufen.
»Sie weigern sich zu kapitulieren. Sie bestehen auf ihrer Neutralität.«
»Die Imperiale Ordnung erkennt keine Neutralität an. Und wir auch nicht. Hast du ihnen das nicht erklärt?«
Kahlans Gesicht war nichts anzumerken. »Natürlich habe ich das.«
Richard hatte sie nicht anschreien wollen. Er war wütend auf Mardovia, nicht auf sie.
»General Reibisch steht im Süden. Vielleicht können wir ihn Mardovia einnehmen lassen, bevor die Imperiale Ordnung sie zu faulendem Fleisch zermalmt.«
»Richard, sie haben ihre Chance gehabt. Jetzt sind sie lebende Tote. Wir dürfen das Leben unserer Soldaten nicht dafür verschwenden, Mardovia einzunehmen, nur um die Menschen dort zu schützen. Das ergäbe keinen Sinn und würde uns nur schwächen.«
Nadine drängte sich zwischen
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