Der Tempel der vier Winde - 8
Wenn er nichts unternimmt, werden er und alle, die er liebt, in dieser Glut sterben, denn keine Klinge, sei sie aus Stahl oder aus Magie erschaffen, kann seinen Gegner berühren.
Kahlan lag zitternd in seinen Armen, und er wußte, sie litt Todesqualen wegen des letzten Teils der Prophezeiung.
Um dieses Inferno zu löschen, muß er das Heilmittel im Wind suchen. Lichtblitze wird man auf diesem Pfad sehen können, denn die Frau in Weiß, seine wahre Liebe, wird ihn in ihrem Blut verraten.
31. Kapitel
Eine Patrouille d’Haranischer Soldaten entdeckte sie am Rande des ausgedehnten Palastgeländes und nahm zackig Haltung an. Gleich hinter den Soldaten, in den Straßen der Stadt, sah Kahlan, wie Menschen, die ihren Geschäften nachgingen, überall innehielten, um sich vor der Mutter Konfessor und Lord Rahl zu verbeugen.
Obwohl das geschäftliche Treiben oberflächlich betrachtet wirkte wie an jedem anderen Tag, glaubte Kahlan, feine Unterschiede ausmachen zu können. Männer, die Fässer auf einen Karren luden, musterten argwöhnisch Passanten, die ganz in der Nähe vorübergingen, Ladenbesitzer taxierten ihre Kunden sorgfältig, Menschen, die durch die Straßen gingen, machten einen Bogen um jene, die stehengeblieben waren, um sich zu unterhalten. Die Gruppen der Menschen, die ein Schwätzchen hielten, schienen zahlreicher zu sein. Auffallend war das Fehlen von Gelächter.
Nach einem feierlichen Salut mit der Faust auf das Leder und das Kettenhemd über ihren Herzen begann die nicht weit entfernte Patrouille plötzlich, freundlich zu lächeln.
»Hurra, Lord Rahl!« rief ihnen einer der Soldaten zu. »Ihr habt uns geheilt! Unsere Gesundheit wiederhergestellt! Durch Euch geht es uns wieder gut. Lang lebe der große Zauberer, Lord Rahl.«
Richard erstarrte mitten im Schritt, sah nicht die Soldaten an, sondern hielt den Blick vor sich zu Boden gerichtet. Sein Umhang, in den eine Windbö gefahren war, umwehte ihn und hüllte ihn in goldenes Gefunkel.
Die anderen fielen ein. »Lang lebe Lord Rahl!«
Die Hände zu Fäusten geballt, setzte Richard sich, ohne in ihre Richtung zu blicken, wieder in Bewegung. Kahlan, den Arm um ihn geschlungen, ließ ihre Hand nach unten gleiten und drängte ihn, die Faust zu öffnen, damit sie ihre Finger in seine haken konnte. Sie drückte seine Hand, ein stummes Zeichen dafür, daß sie ihn verstand und bereit war, ihn zu unterstützen.
Hinter Drefan und Nadine konnte Kahlan aus den Augenwinkeln Cara sehen, die der Patrouille wütend Zeichen machte, damit sie still waren und weiter ihres Weges zogen.
In der Ferne vor ihnen, auf einer leichten Anhöhe, erhob sich der weite Palast der Konfessoren in all seiner Pracht der steinernen Säulen, der endlosen Mauern und eleganten Türme, die sich in ihrem unverfälschten Weiß vor dem dunkler werdenden Himmel abzeichneten. Nicht nur, daß die Sonne unterging, auch düstere Wolkenfetzen trieben vorbei, Vorboten eines Unwetters. Ein paar verirrte Schneeflocken wirbelten mit dem Wind vorüber – Kundschafter der Massen, die noch folgen würden. Es war noch längst nicht Frühling.
Kahlan hielt Richards Hand fest, als klammere sie sich ans Leben selbst. Vor ihrem inneren Auge sah sie Krankheit und Tod. Sie hatten sich um nahezu ein Dutzend kranker Kinder gekümmert, die von der Pest angesteckt worden waren. Richards bleiches Gesicht sah kaum besser aus als das der sechs Toten, die sie besucht hatte.
Innerlich tat ihr alles weh. Weil sie ihre Tränen, ihre Klagen, ihre Schreie unterdrückt hatte, verkrampften sich ihre Bauchmuskeln. Sie hatte sich eingeredet, sie dürfe nicht die Beherrschung verlieren und in Tränen ausbrechen, nicht vor den Müttern, die entsetzliche Angst hatten, daß ihre Kinder kränker sein könnten, als sie geglaubt hatten, oder die wußten, wie krank sie waren, es aber nicht wahrhaben wollten.
Viele dieser Mütter waren kaum älter als Kahlan. Es waren einfach Frauen, die vor einem niederschmetternden Elend standen und nur zu den Guten Seelen beten konnten, damit diese ihre Kinder verschonten. Kahlan konnte nicht behaupten, daß sie an ihrer Stelle nicht in denselben Zustand verfallen wäre.
In einigen Familien wie den Andersons gab es ältere Familienmitglieder, auf die die Eltern sich mit Rat und Tat verlassen konnten, aber manche Mütter waren jung und auf sich allein gestellt, hatten Männer, die selbst fast noch Kinder waren. Sie hatten niemanden, an den sie sich wenden konnten.
Kahlan legte ihre freie Hand auf
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