Der Tempel der vier Winde - 8
ging sie in die Hocke und machte sich an die Arbeit.
Er stützte sich hinten auf seine Ellenbogen.
»Sagt Berdine, ich möchte, daß sie nach weiteren Hinweisen auf diesen Berg der Vier Winde sucht. Sie soll sehen, was sie sonst noch darüber herausfinden kann.«
Cara schaute von seinen Füßen hoch. »Welch brillanter Einfall«, sagte sie mit geheuchelter Begeisterung. »Ich wette, darauf wäre sie allein nie gekommen, allwissender und weiser Meister.«
»Schon gut, schon gut. Ich werde offensichtlich nicht gebraucht. Wie steht es dort drüben mit meinem magischen Trank?«
»Soeben fertig geworden«, antwortete Nadine gut gelaunt.
Ächzend streifte Cara seinen anderen Stiefel ab. »Knöpft die Hosen auf, dann ziehe ich Euch die auch noch aus.«
Richard sah sie erbost an. »Das schaffe ich schon, danke.«
Cara lächelte in sich hinein, als er sich vom Bett herunterwälzte und zu Nadine ging. Sie reichte ihm das Glas Wasser mit der Hopfentinktur. Zusätzlich hatte sie noch etwas anderes ins Wasser gegeben.
»Trink nicht alles auf einmal. Ich habe fünfzig Tropfen hineingegeben. Wahrscheinlich ist das weit mehr, als du brauchst, aber ich wollte dir ein wenig mehr dalassen. Jetzt etwa ein Drittel, und wenn du dann nachts aufwachst, kannst du noch ein oder zwei Schlucke nehmen. Ich habe ein wenig Schädeldach und Baldrian beigegeben, damit du tief und traumlos schläfst.«
Richard stürzte die Hälfte hinunter. Er verzog das Gesicht.
»Das Zeug schmeckt so widerlich, daß es mich entweder betäubt oder umbringt.«
Nadine lächelte ihn an. »Du wirst schlafen, Richard. Ganz bestimmt. Wenn du zu früh aufwachst, trinkst du einfach noch ein wenig.«
»Danke.« Er setzte sich auf die Bettkante und sah von einer Frau zur anderen. »Ich schaffe das mit meinen Hosen.«
Cara verdrehte die Augen und begab sich, Nadine vor sich herschiebend, zur Tür. Kahlan gab ihm einen Kuß auf die Wange.
»Geh ins Bett. Ich komme noch einmal, decke dich zu und gebe dir einen Gutenachtkuß, sobald ich mich um die Wachen gekümmert habe.«
Raina folgte Kahlan nach draußen und schloß die Tür. Nadine wartete und wippte auf den Fersen.
»Wie geht es dem Arm? Braucht Ihr einen Umschlag?«
»Meinem Arm geht es viel besser«, sagte Kahlan. »Ich glaube, er ist wieder gesund. Trotzdem, danke der Nachfrage.«
Kahlan verschränkte die Hände und sah die andere Frau an. Cara sah Nadine ebenfalls an. Und auch Raina.
Nadines Blick wanderte von einer Frau zur anderen. Sie sah zu Ulic und Egan hinüber, die sie ebenfalls ansahen. »Also schön. Dann gute Nacht.« »Gute Nacht«, erwiderten Kahlan, Cara und Raina wie aus einem Mund. Sie beobachteten, wie Nadine von dannen schlenderte.
»Ich behaupte noch immer, Ihr hättet mich sie töten lassen sollen«, flüsterte Cara.
»Vielleicht werde ich das noch nachholen«, gab Kahlan zurück. Sie klopfte an die Tür. »Richard? Liegst du im Bett?«
»Ja.«
Cara wollte Kahlan folgen, als diese die Tür öffnete.
Kahlan drehte sich um. »Es wird nur eine Minute dauern. Ich glaube nicht, daß ich in einer Minute meine Tugend verlieren kann.«
Cara runzelte die Stirn. »Bei Lord Rahl ist alles möglich.«
Raina lachte und gab Cara einen Klaps auf den Arm, damit sie Kahlan in Ruhe ließ.
»Ich würde mir keine Sorgen machen. Nach dem, was wir heute erlebt haben, steht weder ihm noch mir der Sinn danach«, gab Kahlan zurück.
Dann schloß sie die Tür.
Eine einzelne Kerze brannte. Richard war bis zum Bauch zugedeckt.
Kahlan setzte sich auf die Bettkante und nahm seine Hand. Sie hielt sie sich ans Herz.
»Bist du sehr enttäuscht?« wollte er wissen.
»Wir werden heiraten, Richard. Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet. Wir sind zusammen, das ist alles, was wirklich zählt.«
Richard lächelte. Seine müden Augen funkelten. »Na ja, alles nicht.«
Kahlan konnte nicht anders, sie mußte ebenfalls lächeln. Sie gab ihm einen Kuß auf die Knöchel seiner Hand.
»Solange du nur weißt, daß ich verstehe«, sagte sie. »Ich möchte nicht, daß du mit dem Gedanken einschläfst, ich wäre untröstlich darüber, daß es wieder einen Aufschub mit der Hochzeit gegeben hat. Wir werden heiraten, sobald wir können.«
Er legte ihr die andere Hand in den Nacken und zog sie zu einem zärtlichen Kuß herunter. Sie legte ihm die Hand auf die nackte Brust, fühlte seine warme Haut, seinen Atem, seinen Herzschlag. Wäre sie wegen des Elends der Kinder, dessen
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