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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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fürchten – wenn er jedoch noch lebt und mit Marlin hier irgend etwas schiefgeht, dann wird es Richard sein, der den Preis dafür bezahlt. Jagang will ihn tot sehen. Seid Ihr so verbohrt, um Richard nur um Eures Stolzes willen einer solchen Gefahr auszusetzen?«
    Cara kratzte sich am Hals und überlegte. Sie warf einen raschen Blick über ihre Schulter auf Marlin, der mit weit aufgerissenen Augen auf dem blutigen Fleck stand, während ihm der Schweiß von der Nasenspitze tropfte.
    »Was wollt Ihr tun? Dieses Zimmer hat keine Fenster. Wir können die Tür abschließen und verriegeln. Wo können wir ihn sonst hinbringen, wo es sicherer wäre als in diesem Zimmer?«
    Kahlan preßte ihre Finger auf den brennenden Schmerz unter ihrem Brustbein.
    »In die Grube.«
    Kahlan verschränkte die Finger, als sie vor der Eisentür stehenblieb. Marlin, der aussah wie ein verängstigter junger Hund, wartete in dem von Fackeln beleuchteten Gang stumm inmitten einer Gruppe von d’Haranischen Soldaten ein Stück weiter hinten.
    »Was ist?« wollte Cara wissen.
    Kahlan zuckte zusammen. »Bitte?«
    »Ich fragte, was los ist. Ihr seht aus, als hättet Ihr Angst, die Tür könnte
    Euch beißen.«
    Kahlan löste die Hände voneinander. »Nichts.« Sie drehte sich um und nahm den Schlüsselring vom eisernen Haken in der groben Steinmauer neben der Tür.
    Cara senkte die Stimme. »Lügt keine Schwester des Strafers an.« Kahlan setzte rasch ein entschuldigendes Lächeln auf. »Die Grube ist der Ort, an dem die Verdammten auf ihre Hinrichtung warten. Ich habe eine Halbschwester – Cyrilla. Sie war einst Königin von Galea. Als sie hier war und Aydindril an die Imperiale Ordnung fiel, bevor Richard die Stadt befreite, warf man sie zusammen mit einer Bande von etwa einem Dutzend Mörder in die Grube.«
    »Ihr habt eine Halbschwester? Dann lebt sie also noch?«
    Kahlan nickte, während die Nebel der Erinnerung an ihrem inneren Auge vorüberwirbelten. »Sie wurde tagelang dort unten festgehalten. Prinz Harold, ihr Bruder, mein Halbbruder, rettete sie, als man sie für ihre Enthauptung zum Schafott bringen wollte. Seitdem hat sie sich nie wieder erholt. Sie hat sich in sich selbst zurückgezogen. Ganz selten erwacht sie aus ihrer Erstarrung und besteht darauf, das Volk brauche eine Königin, die in der Lage sei, es zu führen, und ich solle an ihrer Stelle Königin von Galea werden. Ich willigte ein.« Kahlan hielt inne. »Wenn sie beim Aufwachen einen Mann erblickt, fängt sie an jämmerlich zu weinen.«
    Cara, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, wartete, ohne ein Wort des Kommentars von sich zu geben.
    Kahlan deutete mit der Hand auf die Tür. »Mich haben sie auch dort reingeworfen.« Ihr Mund war so trocken, daß sie zwei Versuche brauchte, um zu schlucken. »Zusammen mit den Männern, die sie vergewaltigt hatten.« Sie tauchte aus ihren Erinnerungen wieder auf und warf rasch einen verstohlenen Blick auf Cara. »Allerdings haben sie mich nicht so mißhandelt wie Cyrilla.« Sie sagte nicht, wie knapp sie dem entgangen war.
    Ein durchtriebenes Lächeln erschien auf den Lippen der Mord-Sith. »Wie viele habt Ihr getötet?«
    »Ich habe nicht nachgezählt.« Ihr knappes Lächeln war nicht von Dauer. »Aber ich verlor vor Angst fast den Verstand – alleine dort unten zu sein, mit all diesen Bestien.« Bei der Erinnerung daran schlug Kahlans Herz so heftig, daß sie begann, im Stehen zu schwanken.
    »Nun«, bot Cara an, »wollt Ihr Marlin vielleicht an einem anderen Ort unterbringen?«
    »Nein.« Kahlan holte tief Luft, um sich von der Erinnerung zu befreien. »Hört zu, Cara, es tut mir leid, wie ich mich aufführe.« Sie sah kurz zu Marlin hinüber. »Da ist irgendwas mit seinen Augen. Etwas Seltsames…«
    Wieder blickte sie Cara an. »Tut mir leid. Es ist nicht meine Art, so nervös zu sein. Ihr kennt mich erst seit kurzem. Normalerweise bin ich nicht so ängstlich. Es ist nur … wahrscheinlich liegt es einfach daran, daß in den letzten Tagen alles so friedlich war. Ich war so lange von Richard getrennt, daß das Zusammensein mit ihm die reinste Wonne war. Wir hatten gehofft, Jagang sei tot und der Krieg aus. Wir hatten gehofft, er habe sich im Palast der Propheten aufgehalten, als Richard ihn zerstörte…«
    »Das müssen wir immer noch nicht ausschließen. Marlin sagte, es sei zwei Wochen her, daß Jagang ihm den Befehl gab. Er war wahrscheinlich bei seinen Truppen, als sie den Palast stürmten. Ganz sicher ist er tot.«
    »Wir

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