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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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zurück zu ihren Augen. Er zog die blutleeren Lippen zurück und fauchte, dann sprang er davon, unter die Bäume.
    Gehüllt in einen Kokon aus brodelnder Magie, stieg Kahlan weiter den Hang hinunter zu der wartenden Hexe. Der Wind war frühlingshaft warm, es war ein strahlend heller und heiterer Tag. Kahlan verspürte keine Heiterkeit.
    Im Schutz der hohen Ahornbäume, der Eschen und Eichen stand ein weiß gedeckter Tisch mit Speisen und Getränken. Dahinter, auf drei quadratischen weißen Marmorplatten, sah Kahlan einen wuchtigen, mit vergoldeten Schnitzereien aus Ranken sowie Schlangen und anderen Tieren verzierten Thron.
    Shota saß da wie eine Königin, ein Bein beiläufig über das andere geschlagen, während sie mit alterslosen Mandelaugen verfolgte, wie Kahlan näher kam. Ihre Arme lagen auf den hohen, weit auseinanderstehenden Lehnen des Sessels. Die Hände ruhten in arroganter Manier auf goldenen Monsterköpfen. Die Monsterköpfe rieben sich an ihren Händen, als hofften sie darauf, liebkost zu werden. Ein schwerer, mit rotem Brokat behangener und mit goldenen Quasten geschmückter Baldachin schützte die Besitzerin vor der Morgensonne, und doch glänzte ihr üppiges kastanienbraunes Haar hell.
    Nicht weit davon entfernt blieb Kahlan unter dem unerschütterlichen, durchdringenden Blick der Hexe stehen. Der blaue Blitz schrie danach, freigesetzt zu werden.
    Shota klickte mit den lackierten Fingernägeln aneinander. Ein selbstzufriedenes Grinsen spielte über ihre vollen roten Lippen. »Sieh an, sieh an«, meinte Shota mit ihrer samtweichen Stimme.
    »Die jugendliche Meuchelmörderin ist endlich eingetroffen.«
    »Ich bin keine Meuchelmörderin«, erwiderte Kahlan. »Und ich bin auch kein Kind. Aber Eure Spielchen bin ich leid.«
    Shotas Lächeln erlosch. Sie stützte die Hände auf die Lehnen des Sessels und erhob sich. Der Spitzensaum ihres schleierdünnen, tief ausgeschnittenen, bunt schillernden Kleides wogte in der sanften Brise.
    Ohne den Blick von Kahlan abzuwenden, stieg sie die drei weißen Marmorstufen hinunter.
    »Ihr seid spät dran.« Shota deutete mit ausgestreckter Hand auf den Tisch. »Der Tee wird kalt.«
    Kahlan zuckte zusammen, als ein Blitz aus heiterem Himmel herabfuhr und in die Teekanne einschlug. Erstaunlicherweise zersprang sie nicht. Shota sah kurz hinunter auf Kahlans Hände, dann schaute sie ihr wieder in die Augen.
    »Na bitte. Ich denke, jetzt ist er wieder heiß. Wollt Ihr Euch nicht setzen? Wir werden zusammen Tee trinken und uns … ein wenig unterhalten.«
    Kahlan wußte, daß Shota das drohende blaue Licht bemerkt hatte, und zahlte ihr das selbstzufriedene Lächeln mit gleicher Münze heim. Die Hexe zog einen Stuhl heran und setzte sich. Sie machte abermals eine einladende Handbewegung.
    »Nehmt bitte Platz. Ich könnte mir denken, daß Ihr einiges mit mir besprechen wollt.«
    Kahlan ließ sich auf den Stuhl gleiten, während Shota, mit ihrer anderen Hand den weißen Kannendeckel haltend, Tee einschenkte. Dampf stieg aus den Tassen. Der Tee war tatsächlich heiß. Shota nahm den goldverzierten Servierteller vom Tisch und bot Kahlan geröstetes Weißbrot an. Vorsichtig nahm Kahlan eine der knusprig goldenen Scheiben vom Teller. Shota schob eine Schale mit Honigbutter über den Tisch.
    »Tja«, meinte Shota, »wenn das kein unerfreulicher Anlaß ist.« Shota nahm ein silbernes Messer zur Hand und bestrich das Brot mit Honigbutter. Sie trank einen Schluck Tee.
    »Eßt nur, mein Kind. Einen Mord begeht man am besten mit vollem Magen.«
    »Ich bin nicht gekommen, um Euch zu ermorden.«
    Shotas schlaues Lächeln kehrte zurück. »Nein, vermutlich ist es Euch gelungen, eine Rechtfertigung dafür zu finden. Vergeltung, ja? Oder vielleicht Selbstschutz. Strafe? Sühne? Gerechtigkeit?«
    Das aalglatte Lächeln wurde breiter. Sie zog eine Braue hoch. »Schlechte Manieren?«
    »Ihr habt Nadine geschickt, damit sie Richard heiratet.«
    »Ach, Eifersucht also.« Shota lehnte sich zurück und nippte an ihrem Tee. »Ein edles Motiv, wäre es berechtigt. Euch ist hoffentlich klar, daß Eifersucht ein grausamer Ratgeber sein kann.«
    Kahlan biß von dem knusprigen Brot ab. »Richard liebt mich, und ich liebe ihn. Wir sind verlobt und wollen heiraten.«
    »Ja, das weiß ich. Für jemanden, der behauptet, ihn zu lieben, hätte ich Euch für einsichtiger gehalten.«
    »Für einsichtiger?«
    »Natürlich. Wenn man jemanden liebt, dann möchte man, daß

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