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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ist das Gegengewicht zum Leben: der Tod. Es ist der Tanz mit dem Tod.
    Das ist das Gesetz, nach dem ein Kriegszauberer lebt. Wenn nicht, stirbt er.«

49. Kapitel
    Clarissa saß zusammengekauert in einem Sessel und nähte den Saum eines neuen Kleides um, das Nathan ihr gekauft hatte. Er hatte die Arbeit von einer Näherin machen lassen wollen, sie aber hatte darauf bestanden, es selbst zu erledigen, hauptsächlich, um sich zu beschäftigen. Lächelnd hatte er daraufhin gemeint, wenn es ihr Freude bereite, habe er nichts dagegen. Sie wußte gar nicht, was sie mit all den Kleidern anfangen sollte, die er ihr ständig schenkte. Daher hatte sie ihn gebeten, damit aufzuhören, doch davon wollte er nichts wissen.
    Nathan kam von der Tür zurück. Soeben hatte er mit einem Soldaten namens Bollesdun eine lange Diskussion über die Bewegungen der Expeditionstruppen Jagangs geführt. Diese Soldaten hatten auch, wie Clarissa erfahren hatte, ihr Zuhause in Renwold überfallen. Sie versuchte, die Gespräche, die Nathan mit seinen gelegentlich erscheinenden Soldatenfreunden führte, zu überhören.
    Denn an den Alptraum von Renwold dachte sie nicht gerade gern zurück. Nathan erklärte ihr, er wolle dem Morden ein Ende setzen, damit es nicht zu weiteren Renwolds komme. Er nannte es sinnloses Blutvergießen.
    Clarissa berührte Nathan am Bein. »Kann ich dir irgendwie helfen?« Er sah sie eine ganze Weile mit seinen blauen Augen an. »Nein, vorerst nicht. Ich muß einen Brief schreiben. In Kürze erwarte ich Besuch. Komm nicht ins Schlafzimmer, wenn sie da sind. Bleib hier. Ich möchte nicht, daß sie dich sehen. Du hast keine Magie, also werden sie dich nicht bemerken.«
    Clarissa entging der besorgte Unterton in seiner Stimme nicht.
    »Glaubst du, es wird Schwierigkeiten geben? Sie werden dir doch nichts antun, oder?«
    Ein verschmitztes Lächeln trat auf sein Gesicht. »Das wäre dann ihr letzter Fehler. Ich habe so viele Fallen aufgestellt, daß nicht einmal der Hüter selbst es wagen würde, mich hier zu überfallen.« Er zwinkerte ihr zu, um sie zu beruhigen. »Schau durchs Schlüsselloch, wenn du möchtest. Es könnte hilfreich sein, wenn du dir die Gesichter dieser Leute einprägst. Sie sind gefährlich.«
    Mit vor lauter Aufregung flauem Magen begann Clarissa, den Saum des Kleides mit kleinen Ranken und Blättern zu besticken, weil sie zum einen fand, daß sie hübsch aussehen würden, und um sich zum anderen die Zeit zu vertreiben, während Nathan seinen Brief schrieb. Nachdem er fertig war, verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und ging auf und ab.
    Als es endlich klopfte, blickte er kurz hinüber ins Schlafzimmer, wo sich die Tür zum Flur befand. Er wandte sich zu ihr um und legte einen Finger vor die Lippen. Clarissa nickte. Er schloß die Tür zum Salon und ging zur anderen. Sie legte ihre Handarbeit zur Seite und kniete an der Tür, um durch das Schlüsselloch zu spähen.
    Sie hatte einen guten Blick auf die Tür zum Flur, als Nathan diese öffnete. Draußen standen zwei attraktive Frauen ungefähr in Clarissas Alter. Hinter ihnen warteten zwei junge Männer. Der finstere Ausdruck im Gesicht der Frauen hätte Steine sprengen mögen.
    Zu Clarissas Überraschung trugen beide Frauen, genau wie sie, einen kleinen Goldring in der Unterlippe.
    »Sieh an, sieh an«, meinte eine der Frauen verächtlich, »wenn das nicht der Prophet höchstpersönlich ist. Wir haben uns schon gedacht, daß du es bist, Nathan, der sich in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen.«
    Grinsend verbeugte sich Nathan übertrieben von der Hüfte an aufwärts. »Schwester Jodelle. Schwester Willamina. Wie schön, Euch wiederzusehen. Und mein Name ist Lord Rahl. Das gilt auch für Euch, Schwester Jodelle.«
    »Lord Rahl«, äffte Schwester Jodelle ihn mit gelangweilter Stimme nach. »Ist uns bereits zu Ohren gekommen.«
    Nathan begrüßte die beiden Männer, die draußen hinter den beiden Frauen im Flur standen, mit einem lässigen Wink. »Vincent, Pierce, wie schön, euch zwei Nachwuchszauberer wiederzusehen. Seid ihr gekommen, um euch einen Rat zu holen? Oder euch eine Lektion erteilen zu lassen?«
    »Ein bißchen übermütig geworden, was, alter Mann?« erwiderte einer der beiden jungen Männer.
    Nathans Amüsiertheit verflog. Er schnippte mit dem Finger. Der junge Mann stieß einen Schrei aus und brach zusammen.
    »Ich habe es dir schon einmal erklärt, Pierce, man redet mich mit Lord Rahl an.« Nathans Stimme klang mörderischer, als

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