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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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noch zu zögern.
    Kahlan legte ihr Handgelenk auf die Stirn, ruhte sich aus und wartete. Ihre Beine schmerzten, und sie merkte, es lag daran, daß sie die Knie zusammenpreßte. Sie erlaubte ihren Beinen, sich zu entspannen. Drefan hatte seine Pflicht getan. Er war fertig. Es war vorbei. Sie durfte sich entspannen.
    Sie schloß die Augen, als sie Nadines fernes Lachen hörte, das durch die Nachtluft herüberwehte. Die Frau stand zu ihrem Wort. Mußte Richard sie unbedingt zum Lachen bringen? Reichte es nicht, wenn er einfach nur seine Pflicht tat? Nein, Richard würde Nadine nicht zum Lachen bringen. Nadine lachte über Kahlan.
    Die Nacht zog sich endlos hin. Wo blieb der Tempel der Winde? Drefan unternahm keinen Versuch, sie noch einmal anzufassen, und dafür war sie ihm dankbar. Er lag da, auf dem Rücken, und wartete gemeinsam mit ihr.
    Keine Stunde, die verstrich, brachte irgendeine Änderung. Von Zeit zu Zeit nickte Kahlan ein. Nadines heiseres Lachen riß sie mit einem Ruck wieder aus dem Schlaf.
    Sie hätte Richard ohrfeigen mögen. Wie lange wollte er noch so weitermachen? Er hätte Nadine mittlerweile dreimal haben können. Hatte er vielleicht sogar. Vielleicht versuchte er es immer weiter, solange der Tempel der Winde nicht kam. Nadine hatte ihren Spaß daran. Kahlan spürte, daß ihre Wangen glühten.
    Drefan lag schweigend neben ihr. Die Winde hatten ihnen zu sprechen verboten. Nadines Gelächter zählte vermutlich nicht, sie gebrauchte keine Worte. Es war auch so deutlich genug.
    Kahlan seufzte. Früher oder später würden die Winde kommen. Sie alle hatten getan, was verlangt wurde.
    Aber hatte sie das wirklich?
    Was hatte Cara gleich gesagt?
    Du mußt deinen Teil dabei übernehmen – dich hingeben und es genießen.
    Drefan hatte es genossen. Er war befriedigt worden. Nadine genoß es ganz bestimmt. Richard sicher auch.
    Kahlan nicht. Sie hatte es nicht ›genossen‹.
    Sie verwarf den Gedanken. Es mußte an etwas anderem liegen. Vielleicht warteten die Winde nur, bis Nadine endlich genug hatte. Das würde zum Tempel der Winde passen, dazu, wie er die Schraube der Schmerzen für Richard und Kahlan immer fester angezogen und sie hatte leiden lassen.
    Während die Nacht sich dahinschleppte und sie sich Caras Bemerkung über das Genießen in Erinnerung rief, mußte Kahlan daran denken, wie sie mit Richard an jenem Ort zwischen den Welten gewesen war. Sie hatte dieselbe Art Wonne erfahren, die auch andere Frauen spürten – den Genuß und die Hingabe nicht nur in der Liebe, sondern auch bei der Lust.
    In letzter Zeit war Kahlan so enttäuscht gewesen, während sie darauf wartete, mit Richard zusammenzusein, darauf, daß diese Nähe wiederkehrte, darauf, ihn zu heiraten, damit sie als Gemahl und Gemahlin Zusammensein konnten, darauf, diese Befriedigung noch einmal zu erleben. Sie war so dicht dran gewesen, so bereit, und dann waren all ihre Hoffnungen zunichte gemacht worden und ihre Sehnsüchte unerfüllt geblieben.
    Zum allerersten Mal war sie jetzt ihrer Konfessorenkraft ledig, frei, Vergnügen zu empfinden, wenn sie mit einem Mann zusammen war, nicht um der Liebe willen, sondern einfach, um die Wonnen zu genießen. Sie war frei, Lust zu empfinden, wo andere Frauen ebenfalls Lust verspürten. Jetzt lag sie hier, gleich neben ihrem Gemahl, einem ganz und gar nicht unattraktiven Mann, und alles, was sie fühlte, war die Enttäuschung darüber, daß es sie nach Richard verlangte.
    Sollte ihr für den Rest ihres Lebens diese einfache Freude verwehrt bleiben, daß sie jetzt frei war zu genießen?
    Aber sie liebte Drefan nicht. Ohne Liebe blieb Leidenschaft hohl.
    Und doch war es Leidenschaft, und selbst wenn sie nicht ideal war, so konnte man ihr doch wenigstens diese Befriedigung lassen. Alles andere hatten ihr die Seelen genommen: Richard, das einzige, was sie wirklich vom Leben gewollt hatte. War sie bereit, ihnen zu erlauben, ihr auch noch die einfachen Freuden vorzuenthalten?
    Was sonst blieb ihr jetzt noch?
    Dieser Mann war ihr Gemahl. Sie war dazu verdammt, den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen. Konnte sie dann nicht wenigstens ein bißchen von ihrem aufgestauten Verlangen erlöst werden?
    Sonst hatte man sie alles anderen beraubt: der einzigen Liebe ihres Lebens und ihrer Konfessorenkraft.
    Du mußt deinen Teil dabei übernehmen – dich hingeben und es genießen.
    Was, wenn die Winde deshalb nicht gekommen waren? Wenn die Ursache darin bestand, daß sie es nicht genossen hatte?
    Drefan wälzte

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