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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Prophezeiung stärker als unser Versuch, sie zu überlisten, und erwischt uns in einem unbedachten Augenblick. Manchmal halten wir uns für klüger, als wir sind, und glauben, das Schicksal aufhalten zu können, wenn wir es nur stark genug wollen.«
    Verna zog ihren Umhang über ihren Schultern zurecht. »Ich war in dem Glauben, sie vor Jagang zu retten. Ich hatte keine Ahnung, daß sie den Eid auf Euch schwören würden, ohne sich Euch von ganzem Herzen zu verpflichten.«
    »Verstehe«, sagte Nathan leise.
    »Ich weiß nicht, was Euch durch den Kopf geht, Nathan. Lord Rahl, allerdings.« Verna warf einen Blick auf die Stelle, wo Clarissas Leiche gelegen hatte und wo jetzt nur noch weiße Asche zu sehen war. »Wie ich sehe, hat sich bei Euch nichts verändert. Wieder einmal habt Ihr dafür gesorgt, daß eine Eurer kleinen Huren getötet wurde.«
    Die Wucht von Nathans Faust hob Verna glatt von den Füßen. Ihr Kieferknochen zersplitterte mit lautem Krachen. Blutfäden segelten hinaus in die Nacht. Warren schrie auf, als Verna flach auf dem Rücken landete. Sie rührte sich nicht mehr.
    Warren, an Vernas Seite kniend, schaute aus verzweifelten Augen hoch. »Nathan! Gütiger Schöpfer, warum habt Ihr das getan! Ihr habt ihr den Kiefer gebrochen. Warum versucht Ihr, sie umzubringen?«
    Nathan spannte und entspannte seine Faust. »Hätte ich versucht sie umzubringen, wäre sie jetzt tot. Wenn du willst, daß sie überlebt, schlage ich vor, du heilst sie. Wie ich gehört habe, bist du fürs Heilen recht begabt, und nach allem, was ich heute abend für dich getan habe, solltest du eigentlich in der Lage sein, das ohne viel Aufhebens zu erledigen. Und wenn du schon dabei bist, bringe ihr gleich ein wenig Verstand bei.«
    Warren beugte sich über Verna und preßte seine Hände auf das Gesicht der bewußtlosen Frau. Kahlan schwieg. Sie hatte Nathans liebevollen Blick gesehen, als er Clarissa angeschaut hatte. Aber eben hatte sie auch den Zorn gesehen.
    Nathan bückte sich und nahm das tiefschwarze Buch wieder an sich, das neben Schwester Amelias Leiche auf der Erde lag. Er richtete sich auf und richtete seinen Rahl-Blick auf Kahlan. Er reichte ihr das Buch.
    »Ihr könnt niemand anderes sein als Kahlan. Ich habe Euch schon erwartet. Eine Prophezeiung, müßt Ihr wissen. Ich bin froh, daß ich nicht zu spät gekommen bin. Euch bleibt nicht viel Zeit. Gebt dies Lord Rahl. Hoffentlich weiß er, wie man es vernichtet.«
    »Im Tempel der Winde wußte er es noch, er meinte jedoch, er habe sein Wissen aufgeben müssen, um ihn wieder verlassen zu können. Er hat sich allerdings eine Notiz auf die Handfläche geschrieben. Sie lautete: ›Eine Prise weißen Zauberersand auf die dritte Seite. Ein Korn schwarzen dazu‹. Und dann standen da noch drei Worte, deren Bedeutung ich aber nicht kenne.«
    Nathan legte ihr seine große Hand auf die Schulter. »Die Worte stehen für die drei Grußformeln: Reechani, Sentrosi, Vasi. Ich habe nicht die Zeit, um Euch über die drei Grußformeln ins Bild zu setzen, aber Ihr müßt wissen, daß sie nach Verabreichung des weißen und vor dem schwarzen Sand gesprochen werden müssen. Das allein ist wichtig.«
    »Reechani, Sentrosi, Vasi«, wiederholte Kahlan und versuchte sie sich einzuprägen. In Gedanken wiederholte sie die Worte wieder und wieder.
    »Richard ist doch im Besitz von weißem und schwarzem Zauberersand, oder?«
    Kahlan nickte. »Ja. Er hat mir davon erzählt. Er besitzt beide Sorten.«
    Nathan schüttelte den Kopf, als hinge er irgendeinem ganz eigenen Gedanken nach. »Beide Sorten«, murmelte er. Nathan drückte ihr die Schulter. »Aus den Prophezeiungen weiß ich einiges von dem, was er durchgemacht hat. Steht zu ihm. Liebe ist ein viel zu kostbares Geschenk, um es zu verlieren.«
    Kahlan lächelte. »Ich verstehe. Mögen die Guten Seelen sie auch Eurem Herzen bringen, Nathan. Ich kann Euch nicht genug dafür danken, daß Ihr Richard geholfen habt – und mir auch.« Ihre Stimme brach. »Ich wußte nicht, was ich tun würde. Ich wußte nur, daß ich herkommen mußte.«
    Nathan nahm sie in die Arme. »Ihr habt das Richtige getan. Vielleicht haben die Guten Seelen Euch geleitet. Geht jetzt zu ihm zurück, sonst verlieren wir unseren Lord Rahl noch.«
    Kahlan nickte. »Das Morden ist vorüber.«
    »Das Morden fängt gerade erst an.«
    Nathan drehte sich um und reckte beide Fäuste in den Himmel. Ein gewaltiger Lichtblitz entzündete sich an seinen Händen und schoß in den Nachthimmel.

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