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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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werdet es nicht mehr brauchen.«
    »Nein!« schrie Kahlan, als sie sah, was Drefan mit dem Buch vorhatte. »Bitte!«
    Er drehte sich zu ihr herum und hielt das Buch über den Rand des Brunnens der Sliph. »Sag mir, wo Richard ist.« Lächelnd zog er eine Braue hoch. »Nein?«
    Er ließ das Buch in den Brunnen fallen. Kahlans Hoffnung versank zusammen mit dem Buch. Die Sliph, die sonst so gerne zusah, was die Menschen in ihrem Raum trieben, war nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich hatten die Schreie sie vertrieben.
    »Drefan, laß Cara gehen, bitte. Du hast mich. Mach mit mir, was du willst, aber bitte laß sie gehen.«
    Drefan lächelte das boshafteste Lächeln, das Kahlan je gesehen hatte. Es war dasselbe wie bei Darken Rahl. »Oh, sei ganz unbesorgt, ich habe durchaus die Absicht, mit dir zu machen, was immer mir beliebt. Wenn es soweit ist.«
    Er wandte sich wieder Cara zu. »Was machen die Ratten, Cara? Seid Ihr schon bereit zu reden?«
    Die Angesprochene verfluchte ihn zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    Drefan griff in einen Sack und zog, sie an den Hautfalten ihres Genicks haltend, eine Ratte hervor. Er fuchtelte ihr damit vor dem Gesicht herum, während sie versuchte, den Kopf fortzudrehen. Er hielt sie ihr ganz nah vors Gesicht. Quiekend und zappelnd kratzte und scharrte sie mit ihren Krallen und wollte sich aus Drefans Griff befreien. Auf Caras Wange, Kinn und Lippen blieben rote Striemen zurück.
    »Bitte«, jammerte Cara. »Bitte, nehmt sie fort!«
    »Wo steckt Richard?«
    Caras Körper wand sich in heftigen Zuckungen. »Mama!« kreischte sie. »Hilf mir! Mama! Nimm sie runter! Mamaaaa! «
    Cara hockte alleine in einem Käfig voller Ratten, in den Klauen des Entsetzens und der Schmerzen. Sie war wieder das hilflose Kind, das um den Trost und den Schutz ihrer Mutter bettelte, das weinend nach ihrer Mama schrie.
    Kahlan schluchzte unter Tränen. Das war ihre Schuld. Sie hatte Drefan erzählt, daß Cara sich vor Ratten fürchtete.
    »Verzeiht mir! Das konnte ich doch nicht ahnen!«
    Cara riß an ihren Stricken: ein kleines Mädchen, das ihre Mutter verzweifelt anfleht, die Ratten zu entfernen.
    Kahlan mühte sich ab, eine Hand freizubekommen. Wenn es ihr doch nur gelänge, eine Hand aus den Fesseln zu befreien. Aber sie saßen so fest. Sie riß und zerrte. Ihre Finger kribbelten. Der derbe Strick schnitt in ihre Handgelenke.
    Kahlan drückte die Handgelenke gegen Nadines Beutel und versuchte, irgendeinen scharfen Gegenstand zu erfühlen, um die Stricke durchzuschneiden. Der Beutel war aus Tuch, der Griff aus glattem Holz.
    Der Beutel. Kahlan beugte sich zur Seite und tastete nach dem Knopf, mit dem der Beutel verschlossen wurde. Sie fand ihn. Sie mühte sich ab, den Knopf mit dem Daumennagel zu lösen, aber ihre Finger waren gefühllos, und so wie ihre Arme verdreht waren, fand sie mit den Fingern keinen rechten Ansatzpunkt. Also versuchte sie, den Daumennagel unter den Knopf zu bohren, ihn seitlich wegzukippen und abzureißen. Er war jedoch mit einem groben Faden angenäht. Endlich glitt der Knopf durchs Loch.
    Kahlan durchwühlte die Gegenstände im Beutel und versuchte, sie so zu halten, daß sie sie sehen konnte. Bei jedem schrillen Schrei von Cara zuckte sie zusammen. Jedesmal, wenn Cara ihre Mutter schreiend anflehte, sie vor den Ratten zu retten, mußte Kahlan sich zusammenreißen, um nicht selbst loszuheulen.
    Cara war ihre Schwester des Strafers. Kahlan mußte irgend etwas unternehmen. Sie war ihre einzige Hoffnung. Sie verrenkte sich den Hals, um die Markierungen auf den Hornbehältern zu erkennen. Den Gesuchten konnte sie einfach nicht ausfindig machen.
    Sie befingerte die in das Horn geritzten Symbole. Sie ertastete einen Behälter, den sie für den richtigen hielt, und ihre Hoffnung bekam wieder Aufwind, nur um gleich darauf wieder enttäuscht zu werden, als sie fühlte, daß es sich um drei Kreise handelte. Sobald sie entschieden hatte, ein Horn sei nicht das gesuchte, schleuderte sie es zur Seite.
    Sie wühlte im Beutel und entdeckte ein anderes. Blind ertastete sie die Kratzer mit den Fingern. Sie verliefen im Kreis. Sie ließ die Finger am Horn entlang gleiten und entdeckte einen zweiten Kreis. Zwischen beiden ertastete sie eine dicke, gerade Linie.
    Kahlan hielt das Horn zwischen den Fingerspitzen und verbog den Kopf, um sich zu vergewissern, ob sie das richtige erwischt hatte. Cara schrie, und Kahlan ließ das Horn fallen. Sie rutschte ein Stück zur Seite, damit sie es auf dem

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