Der Tempel der vier Winde - 8
werden diesen Topf erhitzen – extrem erhitzen.« Er sah ihr in die Augen. »Den Ratten wird das nicht gefallen. Sie werden herauswollen.«
Ihr Atem ging schneller. Der Schweiß lief ihr übers Gesicht. Wo blieben ihre kecken Worte jetzt? Jetzt war sie still.
»Und was glaubt Ihr wohl, wie die Ratten sich befreien werden, Cara? Sobald ihnen zu heiß wird? Sobald der Eisentopf beginnt, sie zu versengen? Und sie sich ihre zarten Näschen verbrennen?«
»Schlitzt mir einfach die Kehle auf und tötet mich, Bastard.«
»Sobald es den Ratten dort drunter heiß genug wird, werden sie in Panik geraten. Sie werden sich verzweifelt befreien wollen. Ratet mal, wie sie das versuchen werden, Cara.«
Diesmal hatte sie keine hochmütige Antwort parat, um die Stille zu füllen.
Er zückte sein Messer und tippte mit dem Griff auf den Topf aus Eisen. »Wie geht es meinen kleinen Rattenfreunden da drinnen?«
Cara zuckte zusammen. Er grinste, als sie ihre Augen auf ihn richtete und ihn beobachtete. Er konnte die Angst in diesen Augen sehen. Echte Angst. Er schmiß ein halbes Dutzend weiterer glühender Kohlen auf den Eisentopf.
»Wo steckt Richard?«
Sie hatte nichts zu sagen. Er schichtete noch mehr Kohlen auf – zu einem hübschen, runden Haufen. Mehr faßte der Fuß des Topfs nicht.
Er beugte sich vor und sah ihr in die Augen. Ihre Haut war kreideweiß. Schweiß glänzte auf ihrem Gesicht, auf ihren Brüsten.
»Wo habt Ihr Huren Richard versteckt?«
»Ihr seid wahnsinnig, Drefan. Nicht, daß es mir gefällt, aber wenn ich auf diese Weise sterben soll, dann werde ich eben sterben. Aber ich werde Lord Rahl niemals verraten.«
»Ich bin Lord Rahl! Sobald ich mir meinen Bruder vom Hals geschafft habe, wird es niemanden mehr geben, der mir meine Herrschaft streitig macht! Ich bin der Sohn Darken Rahls und rechtmäßiger Herrscher D’Haras.«
Sie wandte ihr Gesicht ab. Er sah, wie sie schluckte. Ihre Füße zitterten. Ab und an geriet ihr gleichmäßiger Atem ins Stocken.
Er lachte stillvergnügt in sich hinein. »Ich werde Euch noch einmal fragen, wenn die Ratten anfangen, sich ihren Weg durch Euch hindurchzufressen, um sich aus ihrem glühend heißen, eisernen Gefängnis zu befreien, wenn ihre scharfen kleinen Krallen beginnen, sich in Euren Bauch zu graben und sich beim Versuch, nach draußen zu gelangen, durch Eure Eingeweide nagen.«
Cara zuckte am ganzen Körper. Dann wieder. Sie riß die Augen immer weiter auf, während sie an die Decke starrte und zu verhindern suchte, daß das qualvolle Stöhnen aus ihrer Kehle wich. Er riskierte einen Blick nach unten und sah, wie ein Tropfen Blut unter dem Topfrand hervorquoll und an ihrer Flanke hinablief.
»Tja, sieht so aus, als wollten sie jetzt schon nach draußen. Seid Ihr bereit zu sprechen?«
Sie spie ihn an, sog dann scharf die Luft ein. Ihre großen blauen Augen waren starr auf die Decke gerichtet. Mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper.
Ihr ganzer Körper versteifte sich. Jeder einzelne Muskel geriet unter Spannung. Ihr Atem wurde keuchend. Tränen füllten ihre Augenwinkel, um ihr dann seitlich übers Gesicht zu rinnen.
Sie spürte jede kleine Einzelheit dessen, was die Ratten mit ihr machten – jeden wilden Biß, jedes verzweifelte Kratzen, jedes Reißen ihrer Krallen.
Cara stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus. Scharf und schrill, wie abgeschnitten.
Es war die reine Wonne. Er wußte, dies war erst der Anfang. Selbst wenn sie reden sollte, hatte er nicht die geringste Absicht aufzuhören. Er sehnte sich danach, Schreie zu hören. Ehrliche, aus dem tiefsten Inneren kommende Schreie.
Cara tat ihm den Gefallen und schrie zum ersten Mal.
Dank seiner einzigartigen Wahrnehmung erregte eine weitere Einzelheit seine Aufmerksamkeit. Seine Umsicht hatte sich erneut ausgezahlt. Lächelnd wandte er sich dem Brunnen der Sliph zu.
Atme.
Kahlan stieß die Sliph aus sich heraus, aber noch bevor sie den ersten Atemzug in sich hineinsaugen konnte, wußte sie, daß etwas nicht stimmte. Ein durchdringender Schrei hallte durch das steinerne Rund. Kahlan glaubte, der Schrei würde ihr das Trommelfell zerreißen.
Als sie aus der Sliph herausschoß und noch bevor sie sich zur Verteidigung wappnen konnte, griffen große, kräftige Hände nach ihr und packten zu. Verzweifelt bemühte sie sich, die Orientierung wiederzufinden, irgendeinen Sinn in dem zu sehen, was geschah, während Licht und Geräusche von allen Seiten auf sie einstürzten.
Die Hände entrissen ihr das
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