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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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einem
Felsen fiel ein Wasserfall unter glasklarem Geplätscher auf ein mit Ibissen
bevölkertes Inselchen. Die Welt wurde zu einem lauteren Traum, der süßer war
als Honig. Oleander säumten den Weg. Salomo schob Zweige zur Seite und zeigte
ihr einen merkwürdigen Weiher mit brodelndem Wasser. Auf einem Hügel stob ein
Schwarzstorch auf. Nagsara zeigte zunächst Widerwillen gegen die weiche und
feuchte Erde, in der bebende Papyrusstengel wuchsen. Doch ein laues Wasser
umschmeichelte ihre Füße.
    «Warme
Quellen», erläuterte Salomo. «Die geheimsten von ganz Israel. Komm, bade darin.
Sie vertreiben die Müdigkeit.»
    Der König
entkleidete die Prinzessin, ehe auch er das Gewand ablegte. Dann legte er
seinen Mund auf ihren, nahm sie in die Arme und tauchte mitten in der Quelle
unter. Von der untergehenden Sonne vergoldet, den Leib von köstlichem Gebrodel
geliebkost, liebten sich der König und die Königin im Rausch ihres Verlangens.

 
    Kapitel 1 5
     
     
     
    Der
Traum zerplatzte nicht. Nagsara wich
nicht mehr von Salomos Seite und vergaß seine Nebenfrauen. Israels neue Königin
hatte den Hof durch ihr gewandtes Auftreten und ihre Eleganz gewonnen, obgleich
die Eifersucht der Damen von Adel auf die Fremdländerin nicht nachließ. Der
König ließ sich von seiner jungen Gemahlin mitreißen und überließ die laufenden
Geschäfte seinem Schreiber und dem Oberhofmeister.
    Diese beiden
Männer konnten sich nicht ausstehen. Sie stellten sich Fallen, bis es zum
offenen Konflikt kam, der das Eingreifen Salomos erforderte.
    Als der König
nach einem weiteren Liebestag an den warmen Quellen auf seinem Thron Platz
nahm, lehnte er es ab, sich die Vorwürfe der beiden Würdenträger anzuhören.
Salomo dämmerte eine Erkenntnis: Ein großer Herrscher mochte zu einem
außergewöhnlichen Geniestreich fähig sein, doch über Liebesspielen vergaß er
seine Aufgabe.
    Salomo
schickte den Oberhofmeister fort und behielt nur den Schreiber da.
    «Hast du eine
Liste der von meinem Vater gesammelten Reichtümer angelegt, Elihap?»
    «Ja,
Gebieter.»
    «Reichen sie,
um den Bau eines Tempels zu finanzieren?»
    «Gewiß nicht.»
    «Gibt es
einen hebräischen Baumeister, der neue Pläne zeichnen und die Baustelle
organisieren kann?»
    «Nein, und
das weißt du sehr wohl, Gebieter. Es fehlt uns an edlen Materialien und an
Zedernholz. Wir haben nicht genug Zimmerleute und Steinhauer, und zudem haben
sie keine Erfahrung. Laß ab von diesem Tempel. Wenn du bei diesem Unternehmen
scheiterst, verblaßt auch der Ruhm, den du dank des Bündnisses mit Ägypten
genießt.»
    Ablassen… Das Wort gefiel
Salomo überhaupt nicht. Wenn er den Tempel aus seinen Gedanken strich, verlor
er jegliche Würde. Nagsaras anbetungswürdiger Leib, der Stolz, eine
Pharaonentochter zur Gemahlin zu haben, hatten ihn seine Pflichten vergessen
lassen. Wie hatte sich Davids Sohn nur so schändlich aufführen können?
    Der Tempel: Er würde Bürge
für den Bund Israels mit Gott und den der Erde mit dem Himmel sein. Er allein
würde das Einvernehmen mit Ägypten von Dauer machen. Er würde ein Ort des
Friedens sein, den keine Barbarei zu zerstören wagte. Salomo würde sich nicht
mit menschlichem Glück begnügen.
    Ablassen…
damit würde er sich selbst zerstören und einen schrecklichen Tod auf sich
nehmen, der ihm das Herz zerreißen würde. Aber wie Erfolg haben, außer er
machte Israel reicher und schuf aus einem kleinen Land eine Handelsmacht und
trieb obendrein noch die Menschen und Materialien auf, die er brauchte?
    Diese
Herausforderung durch das Unmögliche gab Salomo wieder Mut, auch wenn er mit
weniger Erfolgsaussichten in den Kampf ging als David gegen Goliath.
    «Bei wem hat
mein Vater das versteckte Edelmetall gekauft?»
    «Beim König
von Tyros», antwortete Elihap.
    «Laß ein
Schiff klarmachen. Morgen breche ich nach Tyros auf.»
    Durch seinen
überstürzten Aufbruch in die große Hafenstadt, die Handelsmetropole des alten
Phönizien, die westlich des Merom-Sees und südlich von Byblos gelegen war,
verstieß Salomo gegen den Brauch, der einen Brief- und Gesandtenaustausch
zwischen den beiden Herrschern erforderte, ehe man sich traf.
    Der König von
Tyros, ein vorsichtiger und verschlagener Mann um die Sechzig, galt als
furchteinflößender Schacherer. Der Wohlstand seiner Stadt beruhte auf Handel
und auf der mühelosen Nutzung natürlicher Reichtümer in den Landstrichen, die
er kontrollierte.
    Die
Schutzgöttin von Tyros war die Gute Göttin, die

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