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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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schmücken und
für einen König schön zu machen, den sie fast nie zu sehen bekam. Nach seiner
Rückkehr aus Tyros war Salomos Leidenschaft erloschen, und Nagsara hatte
vergebens zu den Waffen der Verführung gegriffen. Ihr Gemahl hatte Jerusalem
verlassen, ohne sie zu benachrichtigen, und sich in einem bescheidenen Haus in
der Gegend von Ezjon-Geber am hintersten Ende des Golfes von Akkaba am Ufer des
Roten Meeres niedergelassen.
    «Du wolltest
mich sehen, Majestät?» fragte der Oberhofmeister besorgt.
    «Wo ist mein
Gemahl?»
    «In
Ezjon-Geber.»
    «Für wie lange? Seine
Abwesenheit wird von Tag zu Tag ärgerlicher.»
    «Der König baut einen Hafen»,
erläuterte der Oberhofmeister und befürchtete schon einen neuerlichen
Wutausbruch seitens der Ägypterin. «Was möchtest du zum Abend speisen?»
    «Ich habe
keinen Hunger!» schrie Nagsara.
    Der
Oberhofmeister verzog sich. Die Königin ließ sich auf ihr Bett fallen und
vergoß bittere Tränen.
    In ihrer Not
schwor Nagsara herauszufinden, was Salomos Aufmerksamkeit erregen und ihn zu
ihr zurückführen würde.
    Der aus
Afrika kommende Wind tobte über dem Hafen von Ezjon-Geber und hinderte die
großen Schiffe daran, in den Hafen einzulaufen. Salomos feines Haar flog im
tosenden Sturm, der hohe Wellen auftürmte.
    Israels König
freute sich über die Arbeit, die Bautrupps unter Anleitung von Jerobeam
ausgeführt hatten. Letzterer war glücklich, daß er seine Kenntnisse aufs neue
hatte unter Beweis stellen können. Auf knapp tausendvierhundert Morgen war im
Handumdrehen eine Stadt entstanden. Gewiß, die verwendeten Materialien waren
von mittelmäßiger Qualität, und den Häusern mangelte es an Schönheit und Bequemlichkeit.
Doch das Volk Israel besaß endlich einen großen Hafen. Salomo machte sich
dennoch nichts vor. Die Hebräer hatten Angst vor dem Meer, hatten lieber festen
Boden unter den Füßen. Sie würden es nie mit den phönizischen Seeleuten
aufnehmen können, nie die Seefahrtswege des Morgenlands und des Abendlands
kontrollieren. Doch das beabsichtigte er auch gar nicht. Wenn hier nach und
nach Karawanen durch die befestigten, von sechzehn Ellen hohen Mauern bewachten
Tore ein- und auszogen, so diente das der israelitischen Wirtschaft. Bald
konnte man auch die beim König von Tyros gekauften Materialien ausladen.
Ezjon-Geber würde als Zwischenstation für die afrikanischen, arabischen und
indischen Handelswege zahlreiche Schiffe anziehen, die für das Recht auf einen Liegeplatz
zahlen würden.
    Doch diese
Maßnahmen genügten nicht, wenn man einen Tempel finanzieren wollte. Salomo
rollte ein Goldkügelchen von der Größe eines Olivenkerns zwischen Zeigefinger
und Daumen. Davon gab es noch mehr, mispelgroß und sogar nußgroß, aus dem Lande
Ophir, das bei den Ägyptern Punt hieß und bei den Afrikanern Saba. Seine Berge
waren aus Gold und Goldstaub. Sein Volk trug Armbänder und Ketten aus einem so
lauteren Gold, das man es nicht mehr im Schmelztiegel reinigen mußte. Die
Königin von Saba, Balkis, war die reichste Frau der Welt. Sie holte aus ihren
Bergwerken ein Rotgold, das keine Spur von Silber aufwies, und obendrein
Berylle und Smaragde. Die Sabäer, für ihren friedfertigen Charakter berühmt,
verkauften außerdem Opium und Gewürze. An der Spitze ihres Staates stand nach
altem Brauch eine Frau, die einem obersten Gott diente.
    Salomo
brauchte das Gold von Saba, wenn er den König von Tyros bezahlen und den Tempel
in Jerusalem bauen wollte. Doch das Wunderland war nur vom Meer her zu erreichen.
Aus diesem Grund hatte Israels König einen Hafen gebaut, hatte Handelsschiffe
bauen lassen und einen Trupp Fußsoldaten gezwungen, Seeleute zu werden.
    Salomos
Flotte war mit Öl, Wein und Weizen beladen und sollte demnächst nach Saba in
See stechen. Wenn sie mit Rotgold zurückkehrte, würde der junge Herrscher
wissen, ob er sein großes Werk vollenden konnte.
    Elihap störte
Salomos Gedankengänge. Der Schreiber konnte dem Wind wenig abgewinnen und mußte
lauter sprechen.
    «Verzeihung,
Majestät… Aber der Oberhofmeister bittet um deine sofortige Rückkehr nach
Jerusalem.»
    «Was ist
geschehen?»
    «Ein
Aufstand», teilte ihm der Schreiber mit. «Das Volk erhebt sich.»
     
     
    Weinkrüge standen umgestülpt
auf Wolltüchern. Metzger schwangen ihre Messer und zerfetzten Stoffe. Überall
auf dem Boden lagen Fleischviertel, wurden von den Walkern zertreten, die in
wilder Unordnung zum höher gelegenen Viertel Jerusalems rannten. Bettler
machten

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