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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Herausforderung
einen Wutausbruch auslösen?
    Salomo
lächelte.
    «Deine Worte
erfüllen mich mit großer Freude», sagte er. «Israels Glück hängt von deinem ab.
Unsere Freundschaft kann sich nur auf einen festen und dauerhaften Frieden
gründen.»
    Der König von Tyros zögerte.
    «Ich hätte
gern deine Weisheit auf die Probe gestellt», sagte er.
    «Wie du willst.»
    «Es gibt ein
lebendiges Wesen, das sich nicht bewegen kann», sagte der Phönizier. «Erst im
Sterben bewegt es sich endlich. Was ist das?»
    Salomo dachte
nach. Mit einer nicht wahrnehmbaren Geste drehte er den goldenen Ring auf
seinem linken Ringfinger.
    «Ein Baum», antwortete
Salomo. «Lebend bewegt er sich nicht vom Fleck. Wenn der Holzfäller ihn fällt,
stirbt er. Aber er wird zum Schiff, das auf dem Wasser fährt.»
    Der König von
Tyros gab sich geschlagen.
    «Habe Dank
für die Lehre», sagte Salomo. «Du hast auf deine Seemacht angespielt und mir
die Schwäche Israels aufgezeigt. Aus diesem Grund brauche ich deine Hilfe.»
    Während der
Schreiber die Bemerkungen der beiden Herrscher festhielt, ließ sich der
Phönizier von seinem Gesprächspartner bezaubern. Er glaubte daran, daß er den
Frieden wollte.
    «Man munkelt,
daß du in Jerusalem einen prächtigen Tempel bauen willst.»
    «Ja, das
möchte ich sehr gern», bekannte Salomo. «Mein Vater ist gescheitert. Ich werde
Erfolg haben. Und bei dir möchte ich gern viel Material kaufen, insbesondere
Metalle, Zedern- und Zypressenholz.»
    «Was bietest
du dafür?»
    «Getreide,
Wein, Obst, Gewürze und Honig.»
    «Ich brauche
auch Weizen und Öl», forderte der König von Tyros.
    «Dazu kommt
noch der landwirtschaftliche Ertrag von zwanzig Dörfern in Galiläa.»
    Der Phönizier
war es zufrieden. Der Tauschhandel ließ sich für ihn gut an.
    «Wie willst
du das alles liefern? Du hast doch keinen Hafen, und die Straßen sind nicht
gerade gut befahrbar.»
    «Binnen eines
Jahres gibt es einen Hafen», versicherte ihm Salomo. «Ich lasse dich an seinen
Gewinnen teilhaben, jedoch zu einer Bedingung…»
    «Und die wäre?»
    «Schicke mir
eine Mannschaft Steinhauer und Zimmerleute. Die besten Handwerker des
Morgenlandes arbeiten in Tyros. Die Hebräer kennen sich nicht mit den geheimen
Techniken aus, mit denen man einen Tempel baut, wie er mir vorschwebt.»
    «Welchen Vorteil
hätte ich davon?» fragte der König von Tyros.
    «Gold»,
erwiderte Salomo.
    «Gold»,
wiederholte sein Gesprächspartner. «Das heißt, du willst mich übers Ohr hauen.»
    «Du läßt mich
am Seehandel teilhaben. Dank meines Bündnisses mit Ägypten kann ich dir völlige
Sicherheit garantieren. So ziehen wir beide Nutzen aus unserer Abmachung. Auf
sich allein gestellt, kann Phönizien nicht überleben.»
    Der König von
Tyros überlegte nicht lange. Die unterschwelligen Drohungen Salomos waren nur
zu klar. Die Lösung, die er vorschlug, war ebenso vernünftig wie unvermeidlich.
    «Abgemacht,
König von Israel. Du verdienst deinen Ruf zu Recht. Bleibt nur noch eine kleine
Einzelheit… Welcher Oberbaumeister soll dein Heiligtum erbauen?»
    Salomo wirkte
verlegen.
    «Ich suche
noch nach einem», bekannte er. «Aber kein Hebräer scheint mir kundig genug, daß
er ein Amt mit so hohen Anforderungen ausfüllen könnte.»
    «Hast du dir
die Mauern meines Palastes angesehen? Die Arbeit war nicht einfach. Ich habe
sie einem jungen Baumeister anvertraut, und er hat sie zufriedenstellend
ausgeführt. Er will Tyros jedoch demnächst verlassen.»
    «Wie heißt er?»
    «Meister
Hiram.»
    «Schicke ihn mir», bat
Salomo.
    «Ich werde es
versuchen…»
    «Warum dieses
Zögern?»
    «Weil sich
Meister Hiram nichts befehlen läßt, ja, er ist sehr leicht zu kränken und wird
aus zahlreichen Hauptstädten angefordert. Er übernimmt nur große Baustellen,
auf denen er seine Kunst ausdrücken kann.»
    Salomos Neugier war geweckt.
    «Ist
Jerusalem groß genug für sein Genie?»
    «Das weiß ich nicht»,
antwortete der König von Tyros.
    «Versuche,
ihn zu überzeugen», bat Salomo.
    Darauf gingen
Salomo und sein Schreiber, und der König von Tyros ließ eine Tafel an den
Pharao schreiben. Er hatte sein Versprechen gehalten und forderte nun den
verheißenen Lohn, weil ihm ein gewisser Fisch namens Salomo ins Netz gegangen
war.

 
    Kapitel 1 6
     
     
     
    Nagsara
salbte sich das Gesicht mit einer
erfrischenden Salbe auf der Basis von Ligusterblättern. Sie hatte sich die
Fingernägel goldgelb bemalt und brachte Stunden damit zu, sich zu

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