Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
durfte nicht Sklave seiner Angst werden. Tief
besorgt schwor sich Banajas, das Tun und Handeln dieses beunruhigenden
Fremdlings zu beobachten, der sich zu rasch in die Gunst des Königs
eingeschlichen hatte.
    In der Ferne
zeichnete sich Jerusalem blau und grau vor einem bedrohlichen Himmel ab. «Das
ist meine Hauptstadt», sagte Salomo zu Hiram. «Betrachte sie gut. Sie wird der
Ort deines Ruhms oder deines Unglücks, denn ich will nicht scheitern.»
    «Du hast mich mit einer List
gefangen», meinte Hiram. «Zum Arbeiten jedoch kannst du mich nicht zwingen.»
    «Das ist auch
nicht meine Absicht. Betrachte diese Stadt… Sie ist ein Diamant, der aus den
höhergelegenen Gegenden Judäas emporgestiegen ist, der gesegnete Ort, an dem
sich Nomaden und Seßhafte vereint haben, der begünstigte Ort, an dem sich die
Straßen vom Mittelländischen Meer in die Provinzen des Ostens und die aus
Phönizien und Ägypten kreuzen. Jerusalem ist das Herz eines Sterns, dessen
Spitzen das Heilige Land bewässern. Heute sieht es noch wie eine Festung aus.
Morgen wird es dank deiner Hilfe ein Schmuckkasten mit dem Tempel aller Tempel
sein.»
    Hiram dachte
an Karnak, wo er die Freude des Lernens und Erschaffens hatte erfahren dürfen.
Wenn er anfing, Israels König ein Heiligtum zu bauen, wie viele Jahre mußte er
dann fern von Ägypten verbringen? Würde er lange genug leben, um seine Heimat
wiederzusehen? Schon kurze Zeit nach seinem Aufbruch wurde ihm die Last der
Verbannung zu schwer.
    Über der
Hauptstadt ballten sich schwarze Wolken zusammen. Ein eisiger Platzregen fiel
auf den königlichen Zug. Hagelkörner prasselten Hiram ins Gesicht. Er blieb
genauso ungerührt wie Salomo.
    Nachdem sie
durch die Ringmauer gefahren waren, hielt der Streitwagen auf einem kleinen
Platz.
    «Hier setze
ich dich ab, Meister Hiram. General Banajas wird dich zu deiner Wohnung
begleiten. Ruhe dich aus. Wir sehen uns bald wieder.»
    Der
Baumeister verneigte sich nicht. Banajas entsetzte sich über diesen Mangel an
Ehrerbietung vor Israels König. Warum ließ sich Salomo das gefallen?
    Wortlos
begleitete der General Hiram zu einem Haus aus Ziegelsteinen in einer Gasse,
die zur Oberstadt führte.
    Eine rasche
Musterung, und Hiram hatte sich ein Bild gemacht: zuviel Stroh im Ziegel und
nicht hoch genug gebrannt. Die Bauweise war jedoch angesichts der elenden
Behausungen aus Lehm und Stroh in der Unterstadt durchaus interessant und hatte
etwas Anziehendes. Ein Innenhof, der Licht aus Öffnungen in der Decke bekam,
und darum herum etliche kleine Zimmer. Ein Speisezimmer, ein Arbeitszimmer,
zwei Schlafkammern, eine Küche, ein Waschraum und ein Abort. Das Holzgerüst zu
leicht, würde nicht lange halten. Die Mauern schlicht verputzt. Aber die
Bauweise, die der ägyptischen Architektur abgeschaut war, hielt im Sommer kühl
und im Winter warm.
    Der
Gewitterhimmel verdunkelte das Innere des Hauses. Hiram roch den
charakteristischen Geruch von Olivenöl, den eine Lampe aus gebranntem Ton
abgab, die in einem Loch in der Wand stand und deren Leinendocht Tag und Nacht
brannte. Er ergriff die Lampe am Henkel und überzeugte sich, daß der Behälter
voll war, darauf sah er sich seine Unterkunft an und ließ Banajas dabei auf der
Schwelle stehen.
    Im
Speisezimmer gab es eine Truhe mit zwei Fächern, eines für Stoffe und Kleider,
das andere für Vorräte. Dieses einzige Möbelstück war in die Mitte des Raumes
gerückt worden und diente bei Gastmählern als Tisch. Die meiste Zeit jedoch
speiste man nach alter Sitte auf dem Boden sitzend.
    In einer der
Schlafkammern stand ein Bett mit Beinen; in der anderen lagen ein Dutzend
Polster, ein Stapel Decken und eine Holzstütze, auf die der Schläfer, wie in
Ägypten üblich, den Hals stützen konnte. Was die Matten anging, auf denen man
zur Sommerzeit auf dem Dach schlief, so waren sie kostbar. In der Küche gab es
ein Holzkohlebecken, das unbestreitbare Zeichen von Wohlstand. Dazu mehrere mit
Stroh zu beheizende Kochöfchen, die gesäubert aufgereiht standen. Draußen,
unweit der Treppe, die aufs Dach führte, gab es einen Backofen, den man mit
Torf beheizte, wenn man Fleisch braten wollte.
    Damit zeigte
Salomo dem Oberbaumeister seine Achtung. Zweifellos hatte er einen Würdenträger
vor die Tür setzen müssen, damit er Hiram so behaglich unterbringen konnte.
Doch eine wichtige Einzelheit störte den Baumeister. Er prüfte die Eingangstür
eingehender, drehte sie in den Angeln und bewegte das Schloß.
    «Ich brauche
einen

Weitere Kostenlose Bücher