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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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später entglitt seiner Hand das Schwert.
    Dann fiel auf einmal sein ganzer Körper unter seinem hässlichen Gesicht weg.
    Renco hatte ihm den Kopf von den Schultern getrennt!
    Beinahe hätte ich gejubelt.

    Was bedeuten soll, dass ich gejubelt hätte, wenn ich mich nicht um anderes hätte kümmern müssen.
    Ich fuhr herum, um einen Überblick über das Schlachtfeld zu erhalten.
    Überall auf der Lichtung waren noch kleinere Kämpfe im Gange – aber die einzigen offensichtlichen Sieger waren die Rapas.
    Da sah ich das Götzenbild.
    Das echte Götzenbild.
    Es lag umgekippt auf der Schwelle des Portals, und zwar genau an der Stelle, wo es dem Rapa aus dem Maul gefallen war.
    Meine Fessel hatte ich noch immer um die Handgelenke geschlungen – das Seil war etwa zwei Schritte lang. Ich schnappte mir ein Schwert und eine Fackel und rannte mitten durch die klirrenden Schwerter und das Gekreisch der übel zugerichteten Konquistadoren zum Tempel.
    Ich erreichte das Portal, ließ mich neben dem Götzenbild zu Boden fallen, packte es …
    … und genau in diesem Moment warf sich einer der spanischen Soldaten von hinten auf mich und stieß uns beide durch das Portal!
    Wir stolperten einige breite Steinstufen hinab in die Dunkelheit des Tempels, ein Gewirr aus Armen, Beinen, Götzenbild und Fackel.
    Wir erreichten den Treppenabsatz und dort, in einem düsteren Tunnel mit Felswänden, trennten wir uns und fielen auseinander.
    Mein Feind kam als Erster mühsam auf die Beine. Er stand vor einer kleinen Nische. Ich saß noch auf dem Boden und hatte das Götzenbild im Schoß liegen.
    Ich blickte auf, sah den spanischen Soldaten, der einen Smaragdanhänger um den Hals trug, und erkannte ihn sogleich wieder. Er war der verschlagene alte Soldat, der Renco zuvor seines kostbaren Halsbands beraubt hatte.
    Der alte Fuchs zog sein Schwert und hob es hoch. Ich war wehrlos, völlig wehrlos.
    In diesem Moment sprang etwas mit einem ekelhaft lauten Gebrüll erschreckend schnell von hinten über mich hinweg in den Konquistadoren hinein.
    Ein Rapa.
    Die Katze prallte mit derart gewaltiger Wucht auf den Spanier, dass er in die Nische hinter ihm geschleudert wurde. Sein Kopf knallte mit einem widerlichen Geräusch an die Mauer und explodierte, zerbarst wie eine Eierschale. Eine faulige Gischt aus Blut und Gehirnmasse schoss aus dem Loch, das sich sogleich im Hinterkopf aufgetan hatte.
    Der alte Soldat brach in der Nische zusammen. Als er den Fußboden berührte, war er wirklich und wahrhaftig schon tot.
    Auf der Stelle machte sich die Katze daran, ihn aufzufressen, wobei ihr Schwanz hin und her peitschte.
    Ich nutzte den Augenblick, schnappte mir das Götzenbild und jagte die Treppe hinauf und aus dem Tempel hinaus.

    Dankbar darüber, erneut dem Tod entronnen zu sein, stürmte ich in die Nacht.
    Aber mein Entzücken war nur von kurzer Dauer. Kaum war ich aus dem Portal, da vernahm ich ein scharfes Klick-Klick irgendwo hinter mir, rasch gefolgt von dem heiseren Ruf: »Mönch!«
    Ich fuhr herum.
    Und sah Hernando Pizarro vor mir stehen, eine Pistole in der Hand, die direkt auf meine Brust gerichtet war.
    Ehe ich mich auch nur hätte rühren können, sah ich einen Feuerblitz aus der Pistole schießen, vernahm einen lauten, widerhallenden Knall und spürte, wie mir ein entsetzliches Gewicht gegen die Brust schlug. Ich wurde nach hinten geschleudert.
    Ich brach zusammen und sah nichts mehr außer Wolken, dunklen Gewitterwolken, die sich am sternenübersäten, nächtlichen Himmel dahinwälzten. In diesem Moment wurde mir zu meinem äußersten Entsetzen klar, dass ich gerade erschossen worden war.

    ***

    Auf dem Rücken liegend, die Zähne vor Qual zusammengebissen, blickte ich zum wolkenverhangenen Himmel auf, während mir ein sengender, brennender Schmerz durch die Brust schoss.
    Hernando beugte sich zu mir herab und nahm mir das Götzenbild aus den Händen. Er schlug mir lustvoll ins Gesicht und sagte: »Stirb langsam, Mönch.« Dann war er verschwunden.
    Ich lag auf den Steinstufen vor dem Tempel und wartete darauf, dass das Leben aus mir entwich und der Schmerz unerträglich würde.
    Doch da kehrte aus einem mir unerfindlichen Grund meine Kraft allmählich zurück, statt zu schwinden.
    Der sengende Schmerz ließ nach und sogleich setzte ich mich auf und klopfte mir dort auf die Brust, wo die Kugel ein Loch in meinen Mantel gerissen hatte.
    Ich spürte etwas.
    Etwas Weiches, Dickes, Viereckiges. Ich zog es heraus.
    Es war meine Bibel.
    Meine

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