Der Tempel
kennen dich und …«
Unvermittelt verstummte Race, weil er ein weiteres Mitglied des Navy-Teams wiedererkannte.
Er runzelte die Stirn.
Es war Ed Devereux.
Devereux war ein kleiner Schwarzer mit Brille, einundvierzig Jahre alt und einer der angesehensten Professoren für Alte Sprachen in Harvard. Manche behaupteten, er sei der beste Lateinkenner der Welt. Im Augenblick stand er stumm in der Reihe von Navy- und DARPA-Leuten, ein großes, ledergebundenes Buch unter dem Arm. Race vermutete, dass es die Navy-Kopie des Manuskripts war.
In diesem Augenblick fiel Race seine Begegnung mit Frank Nash in seinem Büro vor zwei Tagen ein. Da hatte er dem Colonel gegenüber geäußert, er solle sich lieber an Devereux wenden, weil der Harvard-Professor bedeutend besser in mittelalterlichem Latein sei als er.
Jetzt begriff Race, weshalb Nash darauf bestanden hatte, ihn mitzunehmen.
Weil Devereux bereits in Beschlag genommen war. Vom echten DARPA-Team.
» Sie kommen hier nie lebend raus, Nash«, sagte einer der älteren DARPA-Männer. Er hatte einen völlig kahlen Kopf und benahm sich wie jemand, der das Sagen hatte – Dr. Julius Romano.
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Nash.
»Der Streitkräfte-Ausschuss wird von dieser Sache Wind bekommen«, erwiderte Romano. »Die Supernova ist ein Projekt der Navy. Sie haben hier nichts zu suchen.«
»Die Supernova ist seit dem Augenblick kein Projekt der Navy mehr, als sie vor zwei Tagen aus dem DARPA-Hauptquartier gestohlen wurde«, sagte Nash. »Was bedeutet, dass jetzt die Army die einzige militärische Abteilung der Vereinigten Staaten ist, die über eine Supernova verfügt.«
»Ihr Schweinehunde …«, fluchte Romano.
In diesem Moment explodierte sein Kopf – platzte wie eine Tomate. Blutfontänen spritzten in alle Richtungen. Den Bruchteil einer Sekunde später fiel sein Körper zu Boden, schlaff, leblos, tot.
Beim Knall des Schusses fuhr Race herum. Er sah Nash vor sich, die SIG-Sauer-Pistole noch immer ausgestreckt von sich haltend. Nash ging einen Schritt weiter an der Reihe von Navy- und DARPA-Leuten entlang und hob dem nächsten die Pistole an den Kopf.
Bumm!
Die Waffe ging los, der Mann fiel um.
» Was tun Sie da!«, schrie Race.
»Colonel!« , rief Van Lewen ungläubig und wollte sein G-11 heben.
Aber er hatte kaum zu der Bewegung angesetzt, da tauchte eine weitere silbrige SIG-Sauer an seinem Kopf auf. An deren anderem Ende stand Troy Copeland.
»Lassen Sie das Gewehr fallen, Sergeant!«, befahl Copeland.
Mit zusammengebissenen Zähnen ließ Van Lewen das G-11 los und funkelte den Wissenschaftler an.
Lauren hielt Renée auf die gleiche Weise in Schach.
Völlig durcheinander fuhr Race herum und wollte Marty ins Auge sehen, doch sein Bruder am Ende der Reihe starrte bloß stoisch vor sich hin. Seine einzige Regung war ein Blinzeln bei jedem Schuss.
»Colonel, das ist Mord«, sagte Van Lewen.
Nash stellte sich vor einen weiteren Navy-Mann und hob die Pistole.
Bumm!
»Nein«, meinte er. »Es ist bloß ein Prozess der natürlichen Auslese. Überleben des Tauglichsten.«
Nash erreichte Ed Devereux.
Der Harvard-Professor stand bebend vor ihm. Die Augen hinter der Brille mit Drahtbügelgestell waren groß geworden und er zitterte vor Furcht am ganzen Leib. Nash hob die SIG an den Kopf des kleinen Mannes.
»Nein …!« , kreischte Devereux.
Bumm!
Der Schrei endete jäh und Devereux brach tot am Boden zusammen.
Race konnte nicht fassen, was hier geschah. Amerikaner brachten Amerikaner um. Es war ein Albtraum. Er zuckte zusammen, als er Devereux tot zu Boden stürzen sah.
Da fiel sein Blick auf das ledergebundene Buch, das Devereux festgehalten hatte. Es lag aufgeschlagen im Schlamm und zeigte eine Reihe alter Blätter voller mittelalterlicher Ornamentkunst und Kalligraphie.
Es war das Santiago-Manuskript.
Oder vielmehr, korrigierte sich Race, die teilweise vollendete Kopie des Manuskripts, die ein anderer Mönch dreißig Jahre nach Alberto Santiagos Tod im Jahre 1599 angefertigt hatte.
»Colonel, was um Gottes willen tun Sie da?«, fragte Race.
»Ich eliminiere lediglich die Mitstreiter, Professor Race.«
Langsam schritt Nash die Reihe der Männer und Frauen ab und erschoss gelassen einen nach dem anderen aus nächster Nähe. Sein Blick war hart, kalt, bar jeglicher Emotion, während er völlig nüchtern seine Feinde – seine amerikanischen Landsleute! – exekutierte.
Einige der Navy-DARPA-Leute begannen zu beten, als Nash seine Pistole auf sie
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