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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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war nur selten Zeit.
    Die Spanier blieben uns hartnäckig auf den Fersen.
    Einmal, nachdem wir die Stadt Ocuyu verlassen hatten, die in einem breiten Bergtal lag, und gerade den Kamm des nächsten Hügels erklommen, hörte ich den Knall schweren Musketenfeuers hinter uns. Ich wandte mich um und warf einen Blick ins Tal hinab.
    Der Anblick erfüllte mich mit Entsetzen.
    Ich sah Hernando und seine Soldaten – eine riesige Kolonne von wenigstens einhundert Mann – am anderen Ende des Tals heranmarschieren. Flankiert war der gewaltige Truppenkörper aus Fußsoldaten von Reitern. Sie ritten ihnen voraus in die Stadt ein, die wir gerade verlassen hatten, und feuerten dabei ihre Musketen auf die unbewaffneten Inka ab. Später teilte Hernando seine Legion aus hundert Mann in drei Divisionen zu je etwa dreißig. Anschließend ließ er die Divisionen versetzt marschieren, sodass sich, während die eine marschierte, die anderen beiden ausruhten. Anschließend setzten sich die ausgeruhten Divisionen in Marsch, überholten die erste Gruppe, und das Ganze begann von vorn. Das Ergebnis dieser Taktik war ein steter Strom von Männern, die beständig in Bewegung waren und uns immer näher kamen.
    Und all dies geschah, während Renco, Bassario und ich immer weiter voranstolperten, mühselig durch die steinige Wildnis marschierten und unablässig gegen die Erschöpfung ankämpften.
    Eines schien mir gewiss: Die Spanier würden uns einholen. Die Frage war nur, wann.
    Dennoch quälten wir uns weiter.
    An einem bestimmten Punkt unserer Reise – zu einer Zeit, da meine Landsleute uns so dicht auf den Fersen waren, dass wir ihre Stimmen von den Felswänden hinter uns widerhallen hörten –, hielten wir in einem Ort namens Colco, der an den Ufern eines Gebirgsflusses namens Paucartambo liegt.
    Dort bekam ich einen Hinweis darauf, weswegen Renco den Verbrecher Bassario mitgenommen hatte.
    Denn in Colco befand sich ein Steinbruch. Nun, wie ich schon gesagt habe, die Indios sind meisterhafte Steinmetze. Alle ihre Gebäude sind aus sauber geschnittenen Steinen errichtet, von denen einige so groß wie sechs Männer sein und mehr als einhundert Tonnen wiegen können. Solche Steine werden in den gewaltigen Steinbrüchen in Ortschaften wie Colco gebrochen.
    Nachdem Renco rasch einige Worte mit dem Oberhaupt der Stadt gewechselt hatte, wurde er zum Steinbruch geleitet – einem monumentalen Loch, das in die Seite des Bergs gegraben worden war. Kurze Zeit später kehrte er mit einem Sack aus Ziegenleder in der Hand zurück. Scharfe Steinkanten beulten den Sack aus. Renco reichte ihn Bassario und wir setzten unseren Weg fort.
    Ich wusste nicht, was in diesem Sack war, aber des Nachts, wenn wir zum Ausruhen anhielten, zog sich Bassario in eine Ecke des Lagers zurück und entzündete ein eigenes Feuer. Daraufhin saß er im Schneidersitz da und arbeitete über dem Sack, Renco und mir den Rücken zukehrend.

    Nach elf Tagen dieser gnadenlosen Reise kamen wir aus dem Gebirge heraus. Uns erwartete ein unvergesslicher Anblick, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte.
    Wir sahen den Regenwald sich vor uns ausbreiten, ein nahtloser Teppich aus Grün, der sich bis zum fernen Horizont erstreckte. Die einzigen Unterbrechungen darin waren die Tafelländer – weite, flache, stufenähnliche Formationen in der Landschaft, die den allmählichen Übergang von der zerrissenen Gebirgsregion zum grünen Flusstal kennzeichneten – sowie die breiten braunen Bänder, die sich ihren Weg durch den dichten Dschungel bahnten, die mächtigen Flüsse des Regenwalds.
    Und so tauchten wir in den Dschungel ein.
    Es war wie die Hölle auf Erden.
    Tagelang marschierten wir durch den ewigen Dämmer des Regenwalds. Es war feucht, klamm und, Gott, wie gefährlich es war! Widerlich fette Schlangen hingen von den Bäumen herab, kleine Nager huschten unter unseren Füßen umher und eines Nachts – ich würde es beschwören – sah ich die verschleierte Silhouette eines Panthers, ein tieferer Schatten in der Schwärze, der lautlos auf weichen Pfoten über einen Ast in der Nähe schlich.
    Und dann waren da die Flüsse, in denen die größte aller Gefahren lauerte.
    Alligatoren.
    Allein beim Anblick ihrer knorrigen dreieckigen Köpfe gefror einem Mann das Blut in den Adern und ihre Körper, schwarz, schwer und gepanzert, waren wenigstens sechs Schritt lang. Ihre Augen beobachteten uns allezeit – ohne zu blinzeln, reptilhaft, widerwärtig.
    Wir fuhren die Flüsse auf Schilfkanus hinab,

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