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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verbreiten, daß die Göttin mit der Tötung eines unserer Vertrauten ein Zeichen gegeben hat, daß sie gegen unsere Anwesenheit im Tempelbereich ist. Wir müßten also wieder fliehen!«
    »Vielleicht solltet Ihr auf die Weisheit der Göttin und ihrer Priesterinnen vertrauen. Artemis wacht über dieses Land, so wie Isis über Ägypten wacht.«
    Ptolemaios warf Samu einen bösen Blick zu. »Und hat Isis uns vor den Ränken unserer Tochter bewahrt? Nein, die Götter haben mit ihresgleichen mehr als genug zu tun, um sich um die Belange der ...«
    »Ihr seid ein Gott, Neuer Osiris! Isis ist Euer Weib, und sie wird Euch wieder zu sich führen.«
    »Genug, Priesterin! Euch beiden ist es erlaubt, zu gehen!«
    Philippos hätte Samu erschlagen können! Wenn sie unbedingt den Zorn des Pharao auf sich herabbeschwören wollte, gut, aber wenn sie ihn in ihrer Verbohrtheit mit sich riß . Mit unterwürfiger Miene verbeugte sich der Grieche vor Ptolemaios und verließ rückwärtsgehend den Raum. In den letzten Monaten hatte er sogar schon gelernt, wie man dabei die Tür in den Blick bekam, ohne allzusehr den Kopf verdrehen zu müssen und dadurch eine schlechtere Figur zu machen als die im Palast geborenen, blasierten Speichellecker, mit denen der König sich umgab. Sollte all dies jetzt vorbei sein? Wegen einer Frau?
    Diese Priesterin! Er mußte sich beherrschen, nicht vor Wut die Hände zu Fäusten zu ballen. Alles, was er wollte, war, sich mit ein paar Jahren, die er vor diesem feisten
    Möchtegerngott buckelte, einen ruhigen Lebensabend als reicher Mann zu sichern. Und sie? Sie machte mit ihrem törichten Gerede alles zunichte. Sie beleidigte den König, und beide wurden sie hinausgeworfen! Sollte Zeus sie doch in die finstersten Abgründe des Hades schleudern, diese eingebildete Priesterin!
    Inzwischen hatten die beiden den Innenhof des kleinen Palastes erreicht, in dem Ptolemaios und sein Gefolge untergebracht waren. Die weitläufige Villa lag am Westhang eines kleinen, langgezogenen Hügels, der sich kaum zweihundert Schritt vom Artemistempel entfernt erhob.
    »Dieser Narr, er sollte nicht glauben, daß er die Hohepriesterin täuschen kann! Er macht alles nur noch schlimmer«, grollte Samu leise.
    »Und du?« Philippos war mit seiner Geduld am Ende. »Hast du eigentlich einmal darüber nachgedacht, was du mir gerade angetan hast? Ptolemaios hat mir vertraut! Jedenfalls bis heute abend. Es ist mir gleichgültig, wenn du deine Gunst bei ihm verspielst und er dir eines Nachts Batis schickt, um sich ein für alle Mal von deinen aufrührerischen Reden zu erlösen, aber zieh nicht mich in diese Sache hinein!«
    Samu lächelte zynisch. »Wie sagtest du auch gleich? Ich kann mich den Worten der ehrwürdigen Priesterin nur anschließen. Sie hat mit ihren Ausführungen vollkommen recht. Was wundert es dich, wenn er dir nach solchen Reden unterstellt, daß du mit mir einer Meinung bist.«
    »Was zum Henker hast du ihm erzählt?«
    Die Priesterin zog eine spöttische Grimasse. »Was soll die Frage? Hast du mir vielleicht nicht zugehört?« Sie lachte.
    »Ich habe dem Neuen Osiris erklärt, daß ich es für durchaus möglich halte, daß Artemis Buphagos getötet hat. Doch wenn die Göttin ihn gerichtet hätte, dann hätte sie dafür auch einen Grund gehabt. Ich sagte, daß, wenn es gelänge, die Ursache für sein Ableben herauszufinden, wir mit Sicherheit auch die Priesterinnen der Artemis davon überzeugen können, daß unser göttlicher Pharao nichts mit den Freveln seines Mundschenks zu tun hat. Dem hast du zugestimmt.«
    Philippos erbleichte. »Und wenn er doch etwas mit den Machenschaften des Buphagos zu tun hatte?«
    »Dann war es, gelinde gesagt, undiplomatisch von dir, dich meiner Meinung anzuschließen, ohne mir auch nur zugehört zu haben. Doch diese Entscheidung hast du getroffen, und ich trage keine Verantwortung dafür. Ich wünsche dir nun eine gute Nacht, mein Freund. Du solltest auch lieber zur Ruhe gehen. Du machst keinen sehr gesunden und ausgeglichenen Eindruck auf mich.« Abrupt wandte sie sich ab und ging über den Hof davon, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen.
    Diese Hexe! Fassungslos starrte der Grieche der Priesterin hinterher. Er hätte schon vor einem halben Jahr in Rom zu einer etruskischen Striga gehen sollen, um sie verfluchen zu lassen.
    Mit diesem Weib würde es niemals Frieden in seinem Leben geben! Vielleicht sollte er das morgen nachholen. Außerhalb des Tempelgeländes gab es eine kleine

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