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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Schenkel langsam höher.
    Philippos stöhnte vor Lust. Ungeschickt mühte er sich, das lästige Kleidungsstück loszuwerden, bis Neaira ihm schließlich half, die Tunica über seinen Kopf zu streifen.
    Sie ließ sich auf seinem Schoß nieder. Ihre Finger strichen ihm zärtlich durch den Bart, doch ihr Blick wirkte plötzlich traurig.
    Philippos hielt inne. »Was ist mit dir, meine zarte Nymphe?«
    Sie lächelte verlegen. »Nichts. Ich dachte nur ...« Sie schüttelte den Kopf. »Wirst du mir einen Wunsch erfüllen?«
    »Was immer du willst! Du bist mein schönster Traum, das Licht meines Lebens . Was immer du wünschst, ich werde es dir erfüllen.«
    »Dann nenne mich Daphne, solange ich in deinen Armen liege.«
    »Aber, was soll .«
    Neaira strich ihm über die Lippen. »Wirst du mir meinen Wunsch erfüllen?«
    Philippos fing ihre Fingerspitzen mit den Lippen ein und hauchte leise: »Ja, meine Liebste ... Daphne.«
    Samu war schon fast eingeschlafen, als ein scharrendes Geräusch sie aufhorchen ließ. Draußen tobte der Sturm mit unverminderter Wut. Pfeifend strich der Wind um die prächtige Villa, und irgendwo in der Finsternis erklang das Schaben von dürren Ästen, die über einen der hölzernen Fensterläden schrammten. Hatte sie sich getäuscht? War es nur der Sturmwind gewesen, den sie gehört hatte?
    Angestrengt versuchte sie, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Sie hätte das Öllämpchen neben ihrer Kline nicht löschen dürfen! Da war das Geräusch wieder, und jetzt wußte sie auch, was es war! Jemand hatte die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet und nach einem Moment des Verharrens leise wieder geschlossen.
    »Wer ist dort?« Samu versuchte, ihrer Stimme einen unerschrockenen, fordernden Klang zu geben, was kläglich mißlang. Es hörte sich mehr wie das heisere Krächzen eines Geiers an. Ihr Mund war staubtrocken.
    »Ich, Batis«, ertönte es aus der Finsternis.
    Der Priesterin schlug das Herz bis zum Hals. Der Leibwächter des Pharaos! Sollte Philippos mit seinen düsteren Prophezeiungen etwa recht behalten? War der Nubier gekommen, um sie auf Befehl des Neuen Osiris zu ermorden, weil ihre aufrührerischen Reden dem Pharao lästig geworden waren?
    »Du mußt mir helfen, Priesterin.«
    »Helfen?« Samu hatte sich halb auf ihrem Lager aufgerichtet und drückte sich ängstlich gegen die Wand. Sie traute dem Krieger nicht und überlegte fieberhaft, wie sie aus dem Zimmer entkommen könnte.
    »Du bist die einzige . « Die Läden am Fenster des Zimmers klapperten leise. Von draußen kratzten Äste über das Holz.
    »Er ist hier!« Batis’ Stimme verstieg sich in schrille Höhen, so daß er jetzt fast wie ein aufgeregter Eunuch klang. »Hörst du es auch?«
    »Wer ist hier?« Die Priesterin versuchte vergeblich, den Nubier in der Finsternis auszumachen, bis sich plötzlich etwas Schweres auf ihre Kline niederließ. Ein unangenehmer, süßlicher Geruch lag jetzt in der Luft. Leichengeruch! Eisige Schauer jagten Samu den Rücken hinunter. Was geschah hier?
    »Nur du kannst mir noch helfen, Priesterin«, wimmerte der Krieger leise. »Ich weiß nicht, wie ich ihm entkommen soll!«
    »Wem, verdammt nochmal! Von wem sprichst du?« Langsam hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie erkannte die massige Gestalt des Nubiers. Batis beugte sich jetzt weiter zu ihr vor. Gleichzeitig wurde der Leichengeruch noch intensiver.
    »Er«, flüsterte der Nubier leise, und die Priesterin spürte seinen warmen Atem auf ihrer Wange. »Der geflügelte Gott. Thanatos!«
    Unter anderen Umständen hätte Samu die Furcht des Nubiers mit einer spöttischen Bemerkung abgetan. Warum hätten sich die Götter ausgerechnet für ihn interessieren sollen? Doch der süßliche Verwesungsgeruch, der schreckliche, nicht enden wollende Sturm ... Waren all das nicht deutliche Zeichen dafür, daß etwas Unfaßbares geschah? Vielleicht stand der Todesgott schon unmittelbar hinter dem Leibwächter des Pharaos? Kalter Schweiß perlte von ihrer Stirn. »Hast du den Gott gesehen?«
    »Ich kann ihn hören. Sein Flügelschlagen. Es kommt immer näher. Lausch nur!«
    Samu hielt den Atem an und öffnete sich ganz den tausend Geräuschen der Nacht. Dem schrillen Pfeifen des Windes, der durch den Säulengang vor ihrem Zimmer toste. Dem Klappern der Fensterläden. Dem Rauschen der Bäume. Ganz schwach war sogar die Meeresbrandung zu hören. Das Geräusch der Wellen, die sich in weißen Gischtwolken donnernd an den Klippen brachen. Flügelschlagen

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