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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Zauberreiche beschützt nur jene, die ihr Respekt erweisen. Einen Gott zu verhöhnen, ist eine gefährliche Sache. Ich hoffe, Ihr wißt dies, Göttlicher.«
    Ptolemaios schnaubte verächtlich. »Wir sind selbst ein Gott, Sterbliche. Vergiß das nicht! Für uns gelten deine Gesetze nicht!«
    Dunkle Wolken verfinsterten den Himmel. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es zu regnen anfing. Die drei beschleunigten ihre Schritte, während von der See her Donnergrollen ertönte.

3. KAPITEL

     
    M it klammen Fingern hielt Philippos den warmen Wollumhang, den er um die Schultern geschlungen hatte.
    Er atmete tief die kühle Meeresluft ein. Es war leicht gewesen, die Tempelwachen zu täuschen. Das war bisher sein einziger Erfolg an diesem lausigen Tag. Sie hatten ihn für einen Römer oder Griechen gehalten. Jedenfalls wurde er nicht mit den Höflingen des Ptolemaios in Verbindung gebracht und hatte ungehindert den Asylbezirk des Artemisions verlassen können.
    Den ganzen Tag über hatte eine gedrückte Stimmung auf der Villa gelastet. Die Sache mit der Enthauptung des Mundschenks machte den meisten Höflingen angst. Man hörte kein Lachen mehr im Palast. Die Sklaven schlichen mit gesenktem Haupt durch die langen Flure. Selbst das lautstarke Lärmen der Prinzessin und ihrer Brüder war verstummt. Philippos hätte nicht gedacht, daß er es eines Tages einmal vermissen würde. Die Nachforschungen über Buphagos hatten keinen Hinweis auf eine Verschwörung ergeben. Der eitle Kerl war nur deshalb in den Palast zurückgekehrt, um seine verwischte Schminke zu erneuern. Eine Sklavin hatte ihm dabei geholfen. Danach war er sofort wieder zu den Stufen des Artemisions zurückgeeilt.
    Philippos trat gegen einen Stein, der ein Stück weit über die schlammige Straße hüpfte und dann leise platschend in einer Pfütze verschwand. Was hatte er auch von einem Langeweiler wie Buphagos anderes erwarten sollen? Es gab zwar Gerüchte, er habe eine Affäre mit Thais gehabt, doch ähnliche Geschichten erzählte man sich über jeden zweiten Mann bei Hof. Dem nachzugehen wäre reine Zeitverschwendung.
    Überhaupt war der Arzt froh, wenn er dieser arroganten, kleinen Hetaire in nächster Zeit nicht mehr begegnen mußte.
    Er hatte ihre Worte noch nicht vergessen, und sie brannten in seinem Herzen wie Salz in einer offenen Wunde. Heute nacht würde er sich beweisen, daß es noch mehr als genug Frauen gab, die mit Freuden sein Lager teilten.
    Mit langen Schritten eilte er die Straße entlang, bis sich vor ihm der gewaltige Schatten des Koressischen Tores erhob. Auf dem Wehrgang neben der Toranlage flackerte das Licht einer einsamen Fackel. Die schweren, bronzebeschlagenen Flügel des Stadttores waren verschlossen. Philippos trat mit seinen genagelten Caligae gegen die dicken Holzbohlen. Dumpf hallte der Klang seiner Tritte im Torgewölbe wider.
    Eine Böe traf den Arzt von hinten, zerrte an seinen Kleidern und brachte ihn fast aus dem Gleichgewicht. Gehetzt blickte Philippos über seine Schulter. In Nächten wie diesen waren die Erinnyen auf der Jagd. Das Wetter war viel zu schlecht für diese Jahreszeit. Die Götter zürnten!
    Eine kleine Pforte öffnete sich im Tor, und undeutlich erkannte Philippos ein ovales, blasses Gesicht. »Was willst du hier nach Sonnenuntergang, Fremder?«
    »Den Sold eines Torwächters aufbessern und ein paar Stunden dieser gräßlichen Nacht an die zarte, warme Haut einer jungen Hetaire geschmiegt verbringen.« Der Arzt zog eine Kupfermünze aus dem Geldbeutel an seinem Gürtel und reichte sie dem Soldaten. Das Gesicht verschwand. Hinter den dicken Torbohlen erklang ein knirschendes Geräusch. Dann öffnete sich eine kleine Mannpforte, und der Wächter winkte Philippos herein.
    »Wenn du gehst, mußt du noch einmal zahlen.«
    »Du willst wohl als reicher Mann sterben!«
    Der blasse Soldat spuckte gegen die dunkle Wand des Torgewölbes. »Unsinn! Ich habe die Hälfte meiner Einnahmen an den Hauptmann der Wache abzuführen. Ein Kupferstück kann man schlecht teilen. Wenn du wiederkommst, wirst du noch einmal zahlen.«
    »Und wenn ich bis zum Morgengrauen warte?«
    Der Soldat lachte heiser. »Du kommst doch vom Tempel. Ich kenne deinesgleichen. Ihr wollt immer vor Morgengrauen wieder im Heiligtum sein, um so zu tun, als hättet ihr die ganze Nacht euer Lager nicht verlassen. Mach mir also nichts vor, Mann.« Das Gelächter des Wächters im Rücken machte Philippos sich davon. Dieser Bastard kannte seine Kunden!
    Ärgerlich

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