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Der Teratologe (German Edition)

Der Teratologe (German Edition)

Titel: Der Teratologe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White , Edward Lee
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Festung, aber es musste einen Weg nach draußen geben. Westmore war entschlossen, ihn zu finden, aber …
    Wieder diese Schwingungen.
    Er wurde das unangenehme Gefühl in seinem Inneren einfach nicht los.
    Ich glaube nicht, dass ich hier lebend rauskomme …
    Er wusste nicht einmal, ob er überhaupt weiterleben wollte. Nach dem, was Bryant ihm erzählt und was er in einigen dieser Zimmer gesehen hatte? Der Engel hat völlig recht. In diesem Haus geht ganz schön kranker Mist vor sich. Einige kurze, übelkeiterregende Blicke, als er sich aus einem der oberen Flure nach unten schlich, bestätigten ihm das eindringlich. Religiöse Galionsfiguren, die mit chemischer Unterstützung dazu gezwungen wurden, Invaliden und Missgebildete zu vergewaltigen. Wer konnte sich so etwas ausdenken? Welcher kranke Geist konnte solche Dinge überhaupt wollen?
    Farrington offensichtlich. Definitiv ein Wahnsinniger. Aber dann bohrte sich ein wahrlich unangenehmer Gedanke in Westmores Schädel.
    Was, wenn es sich bei Farrington NICHT um einen Wahnsinnigen handelt? Was, wenn er bei vollem geistigen Bewusstsein an das glaubt, was er hier abzieht?
    Westmore taugte nach eigener Einschätzung nicht zum Kreuzritter. Er war nur ein heruntergekommener Säufer, für die Gesellschaft längst verloren. Aber trotzdem musste er etwas unternehmen.
    Allmächtiger Gott, dachte er, als er in den Raum schlüpfte, den der Brite gerade verlassen hatte. Es schien eine Art Kontrollzentrum zu sein, über und über vollgestopft mit Monitoren. Zuerst hielt er es für eine Sicherheitszentrale, merkte aber schnell, dass die Bildschirme nicht dazu dienten, das Gelände zu kontrollieren, sondern die sexuellen Abscheulichkeiten darboten, die sich in den Zimmern im anderen Flügel des Anwesens abspielten.
    Jeder Bildschirm war ein Auge, das direkt in die Abgründe der Hölle hinabschielte.
    Westmore übergab sich in einer Ecke. Er wäre beinahe zusammengebrochen. Nein, nein, nein , dachte er. Das wird nicht reichen. Bryant hat recht. Wir müssen diesen Ort bis auf seine verfickten Grundmauern niederbrennen und Farrington ausschalten …
    Westmore konnte den Anblick der Vorgänge auf den Monitoren nicht länger ertragen und konzentrierte sich stattdessen auf eine darunter befindliche Schaltleiste mit Knöpfen. Er drückte die mit GARAGE beschriftete Taste, und die Darstellung wechselte. Ein überdachter Autostellplatz irgendwo auf dem Grundstück. Ein Rolls-Royce White Shadow, einige BMW und mehrere Lieferwagen des Pharmakonzerns. Über einem anderen Knopf stand VERSORGUNG. Westmore probierte ihn aus.
    Dann hatte er seine Antwort.
    Er verließ rasch den Raum. Das war auch besser so. Andernfalls hätte er vielleicht gesehen, was sich in diesem Moment im Zimmer mit dem kahlen Mönch abspielte.

(XIII)
    Gerade, als Sato Masaaki die endgültige Stufe der spirituellen Perfektion erreicht hatte – den Punkt, an dem die Macht seines Willens seinen natürlichen Trieb bezwang – entfaltete die nächste Dosis des Metopronil ihre Wirkung. Es kam ihm vor wie ein Traum oder die Vision von einem geistig höher angesiedelten Ort. War da jemand bei ihm? Ein kaum manifestiertes Leuchten schien grinsend auf ihn einzuflüstern.
    Dann berührte ihn dieses Wesen, diese Entität oder worum auch immer es sich handeln mochte. Nicht körperlich, sondern auf eine spirituelle Art und Weise. Dann toste das gesammelte Böse der menschlichen Geschichte wie ein schwarzer Wasserfall durch seinen Verstand. Vom Anbeginn der Zeit an erblickte er ein düsteres Kaleidoskop, das die wahre Natur des Menschen versinnbildlichte. Lust. Gier. Völlerei. Zorn. Hass.
    In diesem Moment warf er einen Blick auf die einzig wahre Realität. Die Manifestation des Übels der Menschheit. Aber wenn dies die wahre Realität war, welche Konsequenzen hatte das für seine eigenen Ideologien? Bedeutete es, dass seine eigenen Überzeugungen in Wirklichkeit nichts als Lügen waren?
    Sato Masaaki interessierte es nicht länger. Seine Entschlossenheit zerbröckelte wie ein uraltes Haus beim Kontakt mit der Abrissbirne. Er würde die nächsten Stunden damit verbringen, das Mädchen mit der Hyperostose zu Brei zu ficken.

(XIV)
    Das geht irgendwie zu leicht, fand Westmore. Er war fast eine Stunde lang durch das Haus geschlichen, ehe er auf den Versorgungsraum stieß, den er auf dem Monitor im Kontrollraum gesehen hatte. Das Anwesen glich einem unergründlichen Labyrinth, untermauert mit einem Kellergeschoss aus schmalen Korridoren.

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