Der Teratologe (German Edition)
Wir müssen versuchen, ihn und seinen wahnwitzigen Plan aufzuhalten.«
Bryant nickte grimmig. »Nun, das wird schwer, solange wir hier eingesperrt sind. Wir brauchen Schlüssel. Zur Not müssen wir eben einige Menschen töten, um sie in unseren Besitz zu bringen.«
»Großartig«, erwiderte Westmore, aber er wusste insgeheim, dass Bryant recht hatte. »Wenn wir es nicht versuchen, werden wir vermutlich wirklich nie aus diesem Irrenhaus entkommen.«
»Richtig, also lass uns nicht weiter Zeit verplempern. Fackeln wir den Laden ab.«
»Ein riesiges Anwesen wie das hier?«, warf Westmore ein. »Das wird nicht so einfach funktionieren. Sieh mal.« Westmore deutete nach oben auf die Düsen der Sprinkleranlage an der Decke.
»Finde einen Weg, sie abzuschalten, dreh die Wasserzufuhr ab oder so. Das wird deine Aufgabe sein.«
»Meine Aufgabe, was?« Westmore zündete sich stirnrunzelnd eine Zigarette an. »Und was ist deine Aufgabe?«
»Meine Aufgabe ist es, Farrington ausfindig zu machen und zu töten«, erklärte Bryant. »Und ich werde auch diesen britischen Typen umnieten. Mir gefällt seine Fratze nicht.«
»Cool«, stimmte Westmore zu.
»Wir können hier entweder Gefangene für den Rest unseres Lebens sein oder wir setzen alles auf eine Karte. Sorg dafür, dass diese Sprinkler ausgeschaltet sind, und setz dann das Haus in Brand. Wenn wir Glück haben, setzt das eine panische Flucht in Gang und wir können abhauen oder bekommen zumindest einen Schlüssel in die Hände. Vielleicht gelingt es uns in dem ganzen Durcheinander sogar, ein paar dieser abgefuckten Leute mit in die Freiheit zu nehmen.«
»Ja, und was, wenn wir kein Glück haben?« Westmore konnte es sich nicht verkneifen, die Frage zu stellen.
»Dann werden wir beide sterben. Aber ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen.« Bryant deutete um sich. »Ein böser Ort wie dieser darf nicht weiterexistieren.«
(XI)
Sharon erschauderte in einem Wirbel aus Verwirrung und unbekannten Empfindungen. Sie war nicht wirklich intelligent genug, um einen klaren Gedanken zu fassen. So etwas wie Was geschieht gerade mit mir? Aber auf ihre ganz eigene, umständliche Weise nahm sie die Wellen der Lust wahr, die ihren Körper überschwemmten. Die gähnende Kluft zwischen ihren Beinen schien eindringlich aufzuflammen; ihre Klitoris war eine Glut, die danach verlangte, geschürt zu werden.
Ihr geistiger Zustand ließ es bedauerlicherweise nicht zu, dass sie sich in irgendeiner Form von Masturbation selbst verwöhnte, also wand sie sich irgendwie mit beiden Beinen aneinandergepresst, schaukelte vor und zurück, was einen Ausbruch der Lust in ihrem Geschlecht verursachte. Sie musste diesen Ausbruch zum Explodieren bringen, aber ihr war auch vage bewusst, dass dies niemals geschehen würde, wenn sich der kleine, kahle Mann weiterhin weigerte, sie zu berühren.
Sie wollte, dass er sie so berührte, wie Louie es im Pflegeheim getan hatte. Wäre sie in der Lage gewesen, ihre Wucht aus Verlangen in Worte zu fassen, hätte sie lautstark gefordert, dass der kahlköpfige Mann sie bis in alle Ewigkeit bumste, sie wie eine Sau durchrammelte und ihr sprichwörtlich die Scheiße aus dem Leib fickte. Nichts anderes interessierte sie. Nichts anderes konnte sie interessieren. Sharon war halb wahnsinnig vor unerfüllter Begierde.
Sie zuckte auf dem Bett, die Deckenleuchten blendeten in ihr deformiertes Gesicht. Sie war eine wogende, fleischfarbene Brezel mit verrenkten Gliedmaßen und einem Brustkorb voller bebender Rinnen. Inzwischen sah auch der kahle Mann – der Mönch – wie ein Geisteskranker aus, während sein um Erleichterung bettelnder Schwanz schamlos tropfte. Wenn überhaupt, dann war Sato Masaaki jetzt mehr als ein bloßer Mensch. Er symbolisierte vielmehr die Macht des Willens über die Natur. Ja, sein eigener Wille schien in diesem Moment stärker als alles andere auf Erden zu sein, als er seine Qual mit der von Sharon abwog und sich noch immer in der Lage sah, ihr zu widerstehen. Nein zu sagen zum Körperlichen. Nein zum Vergnügen. Nein zur Wollust.
Ja zur Macht des Geistes.
Ein Angestellter kam herein und injizierte ihm weiteres Metopronil.
(XII)
Westmore beobachtete, wie der Engländer das Zimmer verließ und nach unten in den Flur verschwand. Bryant hatte vorgeschlagen, dass sie sich aufteilten. Ihr Ziel war es, eine Schwachstelle zu finden, die schwache Kette im Glied dieses perversen Arrangements, und sie für ihre Zwecke auszunutzen. Sicher, das Haus war eine
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