Der Teratologe (German Edition)
einmal, dass du versuchst, dich zu verstecken. Du kannst nicht entkommen. Niemand kann das.«
Westmore hielt ein Handy in der Hand und versuchte vergeblich, eine Verbindung zur Außenwelt herzustellen.
»Spar dir den Versuch. Sie haben den Akku rausgenommen. Wir sind komplett isoliert und schon so gut wie tot, Mann!«
»Tot? Was faselst du da für einen Mist? Was zur Hölle ist mit dir passiert?«
»Wir stecken in Schwierigkeiten, Richard. Ich meine, wir sind komplett am Arsch.« Bryants Hand zitterte, als er sich den Cognacschwenker aus Westmores Hand schnappte und den Inhalt in zwei schnellen Schlucken hinunterstürzte.
»Okay, Mann, jetzt jagst du mir wirklich Angst ein. Was geht hier vor?«
Bryant beschrieb die vertrackte Lage, in der sie sich befanden, so gut er konnte. Er hielt dabei immer wieder inne, um sein Glas aufzufüllen und mehr von dem feurigen Brandy zu trinken. Er erzählte, wie man sie unter falschem Vorwand hergelockt hatte, um als Farringtons Biografen zu fungieren, und von dem gefälschten Nachruf. Dann berichtete er seinem Kollegen von dem Mönch, den man mit diesem verdrehten Freak zusammengesperrt hatte und mit steroidalen Aphrodisiaka dopte, um ihn in ein willenloses Sexmonster zu verwandeln. Schon bald kreiste die Flasche zwischen ihnen wie bei zwei Pennern.
»Du willst mich doch verarschen? Er ist der Typ, der diese skandalösen Sexvideos im Internet lanciert hat? Farrington? Ihm verdanken wir den Skandal in den südlichen Baptistengemeinden und den Mitschnitt, auf dem Reverend Willis von einer Werwolfschlampe in den Arsch gefistet wird?«
»Es war ein Mädchen mit Hypertrichose, und ja, Farrington steckt dahinter. Und wenn wir ihm nicht helfen, dann werden wir die Nächsten sein, die diesen entarteten Gestalten zum Fraß vorgeworfen werden.«
»Das war es also, was der Engel mit dem systematisierten Bösen meinte.«
»Der Engel? Du hast die Engel gesehen?« Das Bild vom Geistlichen Farrahd, der von den überlangen Gehängen der Zwillinge durchbohrt wurde, war ihm noch lebhaft in Erinnerung. Er konnte noch immer die Ekstase in den Augen des Mannes sehen, während seine inneren Organe durch ihre frenetischen Stöße zerrissen und aus seinem geschundenen Körper herausgeschleudert wurden.
»Nur einen«, erwiderte Westmore und holte Bryant jäh zurück aus seiner düsteren Träumerei. »Er erschien in meinem Schlafzimmer und hat mir erklärt, dass Gott mich dazu bestimmt hat, Farrington aufzuhalten.«
Westmore starrte zu Boden und schien sich für diese Offenbarung zu schämen.
»Okay, wovon zur Hölle redest du?«
»Ich rede von einem Engel, und nein, ich bin nicht betrunken, jedenfalls nicht allzu sehr. Er stand direkt dort, am Fuß des Bettes, und dann habe ich ihn noch einmal im Erdgeschoss gesehen. Er erinnerte mich irgendwie an einen Klon von Bob Dylan, nur mit dunkleren Haaren. Und welche Engel meinst du? «
Bryant gab die schier unglaubliche Geschichte von den akromegalischen Hermaphroditen zum Besten, wie sie den Geistlichen Farrahd vergewaltigten.
»Heilige Scheiße. Du meinst diesen stets auf Publicity bedachten Anführer der Black Muslims? Was für ein Trip! Glaubst du, das sind die Engel, von denen Farrington faselte, als er kurz nach unserer Ankunft von Michaels splitterfasernackt die Treppe hinaufgezerrt wurde?«
»Todsicher waren das keine nikotinsüchtigen Bob-Dylan-Doppelgänger.«
»Was sollen wir jetzt machen?«
»Was für eine Wahl bleibt uns denn? Wir müssen so lange mitspielen, bis es uns gelungen ist, einen Fluchtweg zu finden.«
»Aber … aber was, wenn es funktioniert?«
»Was?«
»Ich weiß, es klingt verrückt, aber wenn Gott eigens einen seiner Engel aussendet, um uns vor dieser kranken Scheiße zu warnen, dann ist Farrington vielleicht einer großen Sache auf der Spur. Ich meine, was, wenn er es schafft, diesen kleinen Mönch zu knacken? Wenn es ihm wirklich gelingt, Gott vom Himmel herabzuholen? Was, wenn er es schafft, selbst eine Gottheit zu werden? Ist das die Art von Mann, die du mit unbegrenzter Macht ausgestattet sehen willst? Selbst, wenn das alles gewaltiger Blödsinn ist, denk doch nur an das, was hier auf dem Spiel steht! Auf der ganzen Welt werden die Menschen als Idole oder religiöse Leitfiguren verehrt, die dieser Wahnsinnige hier unter Drogen setzt und in diesem kleinen Kabuff von seinen Monstrositäten halb zu Tode ficken lässt!«
»Und was willst du mir damit sagen?«
»Dass wir nicht einfach von hier weglaufen können.
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