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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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„Wahrscheinlich haben Sie Recht. Aber mir fällt da gerade etwas ein. Ein Erlebnis, das ich bei meinem Rundgang durchs Dorf hatte.“ Er erzählte Gutenberg von Felix Sonnleitner und seiner Frau Ch rista. „Sie ist hochschwanger.“
    „Interessant. Können Sie sich die Reaktion erklären?“
    „Sie hat Angst um ihr Kind, soviel ist klar.“
    „ Eine potentielle Verbündete? Sie sollten Familie Sonnleitner unbedingt im Auge behalten. Ist sonst alles in Ordnung? Sie klingen angespannt.“
    „Angespannt? “ Erik stieß ein Schnauben aus. „Ich habe Angst, den Verstand zu verlieren! Hier passieren einige äußerst merkwürdige Dinge. Äußerst merkwürdig. Ich habe mit Lothar Brant gesprochen, wie wir es vereinbart hatten.“
    „Und? Ist er auf unserer Seite?“
    „Ich weiß nicht.“ Erik biss sich auf die Unterlippe. „Ich glaube, ich hatte ihn fast soweit. Aber dann stand plötzlich Angerer vor der Tür. Lothar hatte eine Scheißangst vor ihm.“
    „Hm. Bleiben Sie an ihm dran.“
    Erik zuckte zusammen, als Kathis Gesicht erneut vor der Scheibe auftauchte. Sie setzte ein breites Lächeln auf.
    „Einen Moment, Doktor“, sagte er in den Hörer. Er versuchte den Zorn zurückzudrängen, der plötzlich in ihm aufstieg. Er öffnete die Tür einen Spalt breit. „Das ist ein privates Gespräch“, presste er zwischen schmalen Lippen hervor.
    Ihr Lächeln erstarrte. „Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung. Vielmals!“ Sie ging langsam zum Schalter zurück. Erik sah ihr hinterher. Dann schloss er die Tür und hielt sich den Hörer ans Ohr. „Doktor?“
    „Ich bin noch da. Herr Strauss, wenn es da oben zu schlimm für Sie wird, verschwinden Sie einfach. Setzen Sie sich in Ihr Auto und hauen Sie ab, klar?“
    „Ist klar“, sagte Erik.
    „Sie haben getan, was Sie konnten. Wir werden von hier unten weitermachen. Warten Sie ab, wie die Dinge sich entwickeln. Das Wichtigste ist, dass Sie dabei den Anschein von Normalität wahren. Verstehen Sie?“
    Erik lachte kurz und trocken auf. „Das klingt so einfach, wenn Sie das sagen.“
    „Tun Sie so, als sei alles in Ordnung. Sind Sie bewaffnet?“
    „Nein.“
    „Besorgen Sie sich eine Waffe. Nur zur Sicherheit.“
    „Ich weiß nicht.“ Erik schloss die Augen. „Wo zur Hölle soll ich hier oben eine Waffe herbekommen?“
    „ Die haben alle Waffen, dachte ich. Aber gut. Vergessen Sie’s. Sobald ich etwas von Wagner höre, melde ich mich.“
    „Wie steht es mit dem Knochen? Haben Sie etwas in Erfahrung bringen können?“
    „Noch nicht. Wir arbeiten daran. Bis dahin halten Sie die Ohren steif. Zumindest das eine, das noch ganz ist.“
    „Mir ist leider nicht nach Lachen zumute. Eher nach Weinen oder Schreien.“
    „Entschuldigen Sie, das war geschmacklos. Wir hören voneinander, Herr Strauss. Sie melden sich, in Ordnung?“
    „Ja. Wiederhören.“
    Erik hängte den Hörer ein. Er blieb eine Weile in der Kabine stehen, überlegte Obermeier anzurufen, aber dann entschied er sich dagegen. Er würde den Schulrat informieren, sobald er mehr wusste. Als er aufsah, bemerkte er Kathis bohrenden Blick. Er öffnete die Tür und ging auf den Schalter zu.
    „Das war aber ein langes Gespräch!“, sagte Kathi lächelnd. „Ich hoffe, Sie haben keine Sorgen, Erik. Ich bin immer für Sie da, wenn Sie einmal reden möchten.“
    „Zu freundlich“, murmelte Erik. Er bezahlte die Gebühr für das Gespräch und verließ den Krämerladen.

Kapitel 34
     
    Am Nachmittag des folgenden Tages ging er ins Pfarrhaus hinüber. Er hörte Anna in der Küche arbeiten und roch das frische Brot. Er öffnete die Tür des Klassenraums. Dann blieb er abrupt stehen. Der Raum war nicht mehr wiederzuerkennen.
    Jemand hatte die Wände weiß gestrichen. Zwölf frisch gezimmerte Schreibpulte und Stühle standen in zwei Reihen hintereinander. An der Spitze der beiden Reihen standen das größere Lehrerpult und dahinter ein bequem aussehender, massiver Stuhl. An der Wand hinter dem Pult hing eine neue Schiefertafel. Wieder und wieder ließ Erik seinen Bl ick durch das Zimmer schweifen.
    Schließlich setzte er vorsichtig einen Fuß über die Schwelle. Er schritt die Schülerpulte ab und nahm in der hintersten Reihe Platz. Dann stand er auf, ging nach vorne und schrieb seinen Namen an die dunkle Tafel. Er setzte sich ans Lehrerpult, öffnete die Schubladen und strich mit den Fingern über das Holz. Er ging zum Bücherschrank hinüber und holte zwölf neue Deutschbücher daraus hervor. Er

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