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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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Pfarrer schon serviert. Und ich glaube sie einfach nicht.“
    Lothar presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schüttelte den Kopf, hin und her, wieder und wieder, als sei es ihm unmöglich, die Bewegung abzustellen. „Erik, Sie sollten nicht ...“
    „Und da ist noch etwas. Wir haben schon darüber geredet, und ich weiß, dass Sie sich daran erinnern. Also leugnen Sie es nicht. Vor einiger Zeit, es ist noch nicht lange her, kam ein Mann nach Thannsüß. Sein Name war Cornelius Piel. Er ist ebenfalls verschwunden. Erzählen sie mir nicht, das Fieber hätte auch ihn erwischt.“
    Endlich stellte Lothar das Kopfschütteln ein. Er saß plötzlich völlig reglos und betrachtete lange die Tischplatte, ehe er den Blick hob und Erik direkt in die Augen sah. Nackte Angst lauerte in seinen Pupillen. „Erik“, flüsterte er und legte eine Hand auf Eriks Arm. “An manchen Dingen sollte man nicht rühren …“
    Ein lautes Klopfen an der Eingangstür ließ sie zusammenzucken. Lothar verstummte augenblicklich. Seine Augen rasten durch den Raum, blieben an der Tür zum Flur hängen. Er leckte sich über die Lippen. „Es tut mir leid“, sagte er schließlich laut. „Aber ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen, Erik. Ich kann Ihnen nicht helfen.“
    Das Klopfen ertönte erneut, hart und ungeduldig.
    Lothar stand so schnell auf, dass sein Stuhl umfiel und auf dem Küchenboden aufschlug. „Gehen Sie jetzt, bitte.“
    Erik erhob sich ebenfalls. „Wer ist da draußen?“, zischte er. „Wovor haben Sie plötzlich solche Angst?“
    „Reden Sie keinen Unsinn. Ich habe keine Angst. “ Das nervöse Flackern in seinen Augen strafte seine Worte Lüge. „Gehen Sie einfach!“
    „Lothar, ich muss es wissen“, flüsterte Erik. „Was ist mit den Kindern passiert? Wo ist Piel?“
    „Lassen Sie mich in Ruhe, Erik. Nehmen Sie Ihre Fragen und begraben Sie sie tief. Irgendwo, wo niemand sie findet. Ich habe keine Antworten für Sie. Gehen Sie jetzt!“
    Noch einmal hämmerte jemand gegen die Tür. „Lothar!“, rief eine Stimme von draußen. „Ich weiß, da ss du da drin bist!“
    Erik kannte die Stimme. Und an Lothars Gesicht konnte er ablesen, dass dieser sie ebenfalls erkannt hatte. Vor der Tür stand Benedikt Angerer. Lothar schluckte. Er bückte sich und hob mit zitternden Händen den umgestürzten Stuhl auf. Dann warf er Erik einen flehenden Blick zu.
    „Diese Un terhaltung hat niemals stattgefunden, Erik. Es ist besser für Sie. Besser für mich.“
    Erik erhob sich und ging zur Tür. Lothar folgte ihm, drückte ihm eine Hand in den Rücken und schob ihn ungeduldig zum Eingang. Laut rief er: „Ich bin schon da! Ein Sekunde, Benedikt.“ Dann beugte er sich zu Erik hinüber. „Kommen Sie nicht mehr hierher“, flüsterte er. „Verlassen Sie dieses Dorf, und nehmen Sie Ihre verdammten Fragen mit. Lassen Sie die Vergangenheit in Gottes Namen ruhen!“ Lothar riss die Eingangstür auf. „Benedikt!“, rief er freudig. „Was verschafft mir die Ehre?“
    Benedikt lächelte kalt und ließ seine Augen erst über Lothar, dann über Erik schweifen. Auf Eriks Gesicht verharrten Sie, so als versuchte er, die Gedanken hinter der Fassade zu lesen. Erik schenkte ihm ein knappes Nicken. Sein Hals fühlte sich rau und eng an. „Hallo, Benedikt“, presste er hervor.
    „Störe ich?“, fragte Benedikt tonlos. Er hatte die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben.
    „Aber nein, nein!“, rief Lothar. „Komm nur herein! Erik wollte gerade gehen, nicht wahr?“
    „Ist das so?“ Benedikt musterte ihn mit unbewegter Miene.
    „Ja, so ist es, nicht wahr, Erik?“
    Erik nickte. „Ich muss los, den Unterricht vorbereiten.“ Er drückte sich an Lothar und Benedikt vorbei aus der Tür. Dann drehte er sich noch einmal um und ging rückwärts auf das Gartentor zu. „Wiedersehen“, sagte er leise und versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu verbergen.
    „Was wollten Sie denn hier?“, fragte Benedikt.
    „Mir stand der Sinn nach einer Unterhaltung“, antwortete er wahrheitsgemäß und hielt Angerers Blick stand. „Und Lothar hier“, er deutete auf den Bürgermeister, der ihn mit aufgerissenen Augen ansah, „schien mir ein guter Gesprächspartner zu sein. Er hat Sinn für Humor. Im Gegensatz zu manch anderem hier.“
    „Worüber haben Sie sich unterhalten? Vielleicht kann ich ja mitlachen.“
    „Nein“, sagte Erik und ging rückwärts. „Das glaube ich kaum.“ Er legte eine Hand auf das Gartentor.

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