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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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ihrer Mitte. Wagner schloss die Tür und sperrte den eiskalten Wind aus. Dann legten sie die Rucksäcke ab und sahen sich um.
    „Das ist de r Junge, Albert“, sagte Erik.
    Marie nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie versuchte zu lächeln. „Er sieht so verloren aus. Und das ganze Blut ... ist er verletzt?“
    „Das meiste davon ist nicht sein Blut. Es geht ihm gut. Wir werden ihn hier im Gästehaus lassen, während wir nach seinem Geschwisterchen suchen.“
    „Ganz allein?“
    „Nein“, sagte Wagner. „Ich werde bei ihm bleiben. Wer weiß, was diese Irren mit ihm vorhaben. Wenn Ihr Mann nicht eingeschritten wäre, Frau Strauss, hätten sie ihn umgebracht.“
    „Wirst du uns bei der Suche nach dem Kind helfen?“, fragte Erik und nahm Maries Gesicht zwischen seine Hände.
    Sie schloss die Augen und legte die Stirn in Falten. „Nein“, flüsterte sie schließlich. „Ich bleibe bei dem Jungen. Kannst du nicht auch hier bleiben?“
    Erik schüttelte den Kopf. „Ich werde zusammen mit Gutenberg nach dem Kind suchen. Ich kenne das Dorf besser als er. Solange Wagner bei dir ist, wird dir nic hts passieren. Er ist Polizist.“
    „War Polizist“, warf Wagner ein.
    „Er hat eine Waffe.“
    Maries Mund zitterte. „Ich werde hier auf dich warten.“ Dann ging sie zu Albert hinüber und nahm seine Hand. Der Junge sah mit großen, dunklen Augen zu ihr auf. „Hallo, Albert“, sagte sie. Ihr Lächeln brachte ihr Gesicht zum Leuchten wie der Sonnenaufgang das klare Eis des Gletschers. „Ich bin Marie.“ Sie führte den Jungen zum Esstisch und zog ihm die dunkel verschorfte Jacke aus. Dann klopfte sie mit der Hand auf einen Stuhl. „Setz dich“, sagte sie. Sie schenkte dem Jungen ein Glas Wasser ein. „Hier. Trink das.“
    Erik, Gutenberg und Wagner setzten sich zu ihnen. Erik schenkte sich ein Glas Whiskey ein und leerte es in einem Zug. Sein Inneres fühlte sich so leer und kalt und hohl an wie ein Zimmer, aus dem man alle Möbel entfernt hatte. Der Whiskey gab ihm das Gefühl, als hätte er in diesem Zimmer einen Ofen angefeuert. Er schenkte drei weitere Gläser ein und reichte zwei davon an Gutenberg und Wagner weiter.
    „Wir müssen jetzt einen klaren Kopf behalten, Herr Strauss“, sagte Gutenberg, nachdem sie getrunken hatten.
    Erik leerte sein Glas. „Ich weiß. Ich versuche gerade, ihn klar zu bekommen.“
    „Wo wollt ihr mit der Suche beginnen?“, fragte Wagner.
    Marie blickte auf. „Habt ihr den Jungen schon befragt? Vielleicht weiß er etwas.“
    „Er spricht nicht“, sagte Erik. „Er steht unter Schock.“
    „Albert“, sagte Marie sanft. „Weißt du, wo dein Geschwisterchen ist? Weißt du, was mit ihm geschehen ist?“
    Albert sah sie stumm an.
    „Albert, das hier ist sehr wichtig“, sagte Erik. Er bemühte sich, ruhig und leise zu sprechen, um den Jungen nicht zu verängstigen. „Wo ist das Baby? Hat jemand es weggenommen?“
    Der Junge erwiderte seinen Blick ausdruckslos. Dann deutete er mit dem Finger auf ihn und lachte auf einmal laut auf.
    „Ja, ich bin es, Erik. Erinnerst du dich?“
    Albert nahm sein Wasserglas in beide Hände. Er trank gierig, und Wasser lief an seinem Kinn hinunter. Er stellte das Glas mit einem Knall auf dem Tisch ab, so dass Wasser über den Rand schwappte. „Meh!“, rief Albert und lachte.
    „Das führt doch zu nichts“, sagte Gutenberg.
    Erik seufzte. „Ich schlage vor, wir fangen im Pfarrhaus an und arbeiten uns systematisch durchs Dorf vor.“
    „Das wird die ganze Nacht dauern.“
    „Haben Sie eine bessere Idee?“
    Gutenberg massierte sich die Schläfen. „So viel Zeit haben wir nicht. Der Sturm wird kommen.“
    Der Wind rüttelte wütend an den Fenstern und fuhr klappernd unter die Dachziegel, als wollte er das Dach mit sich fortreißen. Erik hob den Blick zur Zimmerdecke. „Er ist schon da, wenn Sie mich fragen.“
    „Das ist noch gar nichts“, sagte Gutenberg. „In den Bergen sind Orkanböen und die stärksten Schneefälle seit dem Krieg gemeldet. Wenn der Zirkus erst einmal richtig losgeht, kommen wir nicht mehr hier weg, Schneepflug hin oder her. Trinken Sie aus, wir müssen los. Wo fangen wir an?“
    „Bei Xaver Wrede. Er war vorhin am Haus der Sonnleitners. Aber er ist verschwunden, ehe es ungemütlich wurde. Er ist auf unserer Seite.“
    „Wrede? Sind Sie sicher?“
    „Ich denke schon“, sagte Erik zögernd.
    „Worauf warten wir dann noch?“ Gutenberg stand auf.
    Erik trank sein Glas aus und kniete sich

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