Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
Vom Netzwerk:
ausdrucksloser Miene.
    „Haben Sie mir etwas zu sagen, Thomas?“, fragte Erik. Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut.
    Thomas Hellermann schüttelte den Kopf. „Sie würden es nicht verstehen“, sagte er leise.
    Erik hob die Schrotflinte und presste dem Pfarrer den Lauf an den Kopf. Kathi Brechenmacher schrie auf.
    „Was würde ich nic ht verstehen?“, flüsterte Erik.
    Thomas Hellermann schloss die Augen.
    Eriks Zeigefinger krümmte sich um den Abzug. „Was würde ich nicht verstehen, Thomas? Sagen Sie es mir! Dass ihr mit mir dasselbe anstellen wolltet wie mit Cornelius Piel? Ist es das? Dass ihr meine Knochen in der Mühle zu Staub zermahlen wolltet? Sie haben verdammt noch mal Recht, Thomas, ich würde es nicht verstehen!“
    Erik spürte eine Hand auf seiner Schulter.
    „Ganz ruhig“, sagte Gutenberg. „Nehmen Sie die Waffe runter, Herr Strauss. Das ist es doch nicht wert.“
    Eriks Hände zitterten. Sein Atem ging schwer und stoßweise. Er ließ die Schrotflinte langsam sinken. „Nennen Sie mir einen Grund, Thomas, warum ich Sie nicht hier unten verrecken lassen sollte“, keuchte er. „Nur einen einzigen.“
    Der Pfarrer hob den Kopf. „Weil Sie ein guter Mensch sind, Erik. Das wusste ich vom ersten Tag an. Ihr Herz ist rein.“
    Erik schnaubte verächtlich. Sein Blut sprühte auf den Kellerboden. „Falsch“, sagte er und warf die Zellentür ins Schloss. Der Riegel schnappte mit einem harten Klacken ein.
    „Kommen Sie“, sagte Gutenberg. „Wir haben noch etwas zu erledigen, und die Zeit ist nicht auf unserer Seite.“

Kapitel 46
     
    Erik schlug gegen die Tür des Gästehauses. Im Inneren blieb es still. „Marie. Ich bin es!“ Er hämmerte mit der Faust gegen das Holz. „Marie!“
    Erik trat einen Schritt zurück. Dann hörte er, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. Die Tür öffnete sich einen Spalt breit.
    „Marie“, sagte er leise. „Hab keine Angst. Ich bin es.“
    „Wo warst du?“, flüsterte sie, und dann schwoll ihre Stimme zu einem lauten Schreien an. „Wo zur Hölle warst du? Du hast mich so lange allein gelassen!“
    „Marie, verzeih mir!“ Er ging auf sie zu. Marie wich vor ihm zurück. „Es ist etwas Furchtbares passiert“, sagte er.
    „Etwas Furchtbares?“, schrie sie. „Etwas Furchtbares? Hier geschehen nur furchtbare Dinge! Dieser Ort ist die Hölle! Wie konntest du mich so lange allein lassen?“
    „Marie, es tut mir so leid!“ Er streckte die Arme aus, um sie zu berühren, ihre Nähe zu fühlen, sie zu trösten.
    Sie wich ins Zimmer zurück. „Wir könnten längst fort sein!“
    „Verzeih mir.“ Er bekam ihre Hand zu fassen und zog sie an sich. „Felix ist tot. Seine ganze Familie ist tot. Sie haben sie abgeschlachtet.“
    Sie schlug ihm mit dem Handballen auf die Brust. „Ich verstehe das hier nicht“, rief sie. „Was ist hier los? Und was ist bloß los mit dir?“
    „Wir müssen von hier verschwinden, Marie. Noch heute Nacht. Gutenberg und Wagner sind hier. Ich habe dir von ihnen erzählt, erinnerst du dich? Sie werden uns mitnehmen. Sie haben einen Schneepflug! Wir werden verschwinden und nie mehr wiederkommen.“ Er nahm ihren Kopf in seine Hände und küsste sie auf die Stirn. Dann kamen ganz plötzlich die Tränen, sie schossen ihm in die Augen und brannten wie Feuer. Das Entsetzen lähmte ihn. Marie legte ihr Gesicht an seine Brust. Er spürte ihren heißen Atem durch die Kleidung hindurch. Sie wiegten einander in den Armen, und als sie sich beruhigt hatten, erzählte er ihr alles. „Christa Sonnleitner hat gestern ihr Kind zur Welt gebracht“, sagte er schließlich. „Aber es ist verschwunden.“
    Sie hob den Kopf und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Wie kann es verschwunden sein?“
    Er schüttelte den Kopf. „Wir wissen es nicht.“
    „Und jetzt wirst du es suchen, habe ich Recht?“ Sie sah ihm in die Augen, ihre Stimme war sanft und doch drängend. „Aber was ist mit deinem eigenen Kind, Erik? Was ist mit mir? Mit uns?“
    Er strich über ihre Wange und presste die zitternden Lippen aufeinander. „Du und das Kind, ihr bedeutet mir alles. Alles.“ Er schluckte. „Aber ich könnte nicht mit dem Bewusstsein leben, gar nichts getan zu haben. Ich kann dieses Kind nicht einfach seinem Schicksal überlassen .“
    Sie sah ihn an und holte zitternd Luft. „Du wirst das Richtige tun“, flüsterte sie. „Ich weiß es.“
    Hinter ihnen betraten Gutenberg und Wagner das Gästehaus. Sie führten Albert in

Weitere Kostenlose Bücher