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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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längst ausgedacht, und daher wirkte es überzeugend. Der Richter fuhr fort:
    „Also, Fräulein Wagener, ich habe Sie nicht angefahren. Weiß der Teufel, weshalb ich das gestern nacht geglaubt habe. Sie verfolgen doch einen ganz bestimmten Zweck oder ein bestimmtes Ziel?“
    „Ja, Herr Doktor, das tue ich. Ich bin in einer dummen Situation und habe im Augenblick kein Dach über dem Kopf. Deshalb nützte ich heute nacht die Gelegenheit aus, die sich mir so zufällig bot.“
    „Na schön.“ Trotz des ironischen Klanges seiner Stimme entging es Gaby nicht, daß sein Interesse an ihr zunahm. Sie stellte ihre Tastversuche ein und war entschlossen, nun alles auf eine Karte zu setzen. Wenn sie sich nicht in diesem Manne täuschte, mußte diese Karte als Trumpf stechen, und als er weiterfragte: „Um eine preiswerte Pension allein wird es Ihnen wohl kaum gehen?“ antwortete sie:
    „Nein, nicht nur. Ich bitte Sie um Ihre Hilfe. Ich war bis gestern die Freundin eines Mannes, der heute nacht einen Polizisten erschossen hat.“
    Der Landgerichtsdirektor antwortete nicht sofort, er nahm sich Zeit zum Nachdenken. Dann schob er ein Päckchen Zigaretten über den Tisch.
    „Rauchen Sie?“
    Gaby wollte schon zugreifen, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, daß sie sich in diesem Hause als Nichtraucherin ausgegeben hatte.
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    Merkwürdig, dachte Dr. Mercker, sie ist der Typ, der raucht. Warum erzählt sie mir das von dem erschossenen Polizisten? Was will sie von mir? Um noch mehr Zeit zu gewinnen, sagte er:
    „Vielleicht erklären Sie mir das näher. Was ist da heute nacht passiert?“
    Gabriele tat, als scheue sie seinen Blick, sie starrte auf ihre Fußspitze, während sie sprach.
    „Ich hatte einen Freund. Das heißt, Freund ist zuviel gesagt, ich meine... nun eben nicht in diesem Sinne, er war ein guter Bekannter, Jugendklub, Jazzkeller usw. — Sie verstehen schon. Er bat mich gestern abend, mit ihm zu kommen, er habe Krach mit seinen Eltern und wolle sich heimlich ein paar Sachen aus seinem Zimmer holen. Sein Vater, so erzählte er mir, sei ein Grobian und verstehe keinen Spaß, also wolle er sich nicht von ihm erwischen lassen. Ich solle unten im Wagen sitzen bleiben und warten, falls es Klamauk geben würde. Ich dachte mir nichts Schlimmes dabei und hatte das Gefühl, er suche nur einen Vorwand, um mit mir eine Weile allein zu sein.“
    „Dieses Alleinsein wäre Ihnen also ganz angenehm gewesen?“, unterbrach sie der Richter. Wenn er zur Zeit auch als Vorsitzender einer Verkehrskammer tätig war, so kannte er doch auch von früher ähnliche Jugendfälle, und es war immer das gleiche Lied: diese Burschen lügen den Mädchen etwas vor, nützen sie aus, und hinterher versuchen sie auch noch, ihnen die Schuld in die Schuhe zu schieben. „Bitte erzählen Sie weiter.“
    Gaby hatte sein Gesicht nicht beobachtet, aber diese Pause sagte ihr genug. Sie war auf dem richtigen Wege.
    „Also“, fuhr sie fort, „wir hielten vor einem Haus, mein Bekannter verschwand, ich wartete und wartete und... ja, plötzlich höre ich lautes Rufen, kurz darauf zwei oder drei Schüsse... ich bin fürchterlich erschrocken, dachte aber im Augenblick überhaupt nicht dran, daß das mit...“ sie unterbrach sich und tat, als überlege sie, dann erzählte sie scheinbar entschlossen weiter: „... den Namen werden Sie ohnehin bald erfahren, er heißt Friedrich Conega — also ich dachte überhaupt nicht dran, daß der Lärm und die Schüsse etwas mit Freddy zu tun haben könnten, ich hatte nur Angst. Und plötzlich kam er gerannt, setzte sich ans Steuer und jagte wie verrückt davon. Wir...“
    „Und wo war das?“
    „In der Sedanstraße. Daß dort eine Bankfiliale war, hatte ich vorher gar nicht gemerkt, wir standen auch nicht direkt davor. Jedenfalls fuhr Freddy wie ein Irrer, und ich fragte ihn, was denn los sei. Da sagte er mir, er habe versucht, in diese Bank einzubrechen, irgendwie aber sei er entdeckt worden, und plötzlich sei ein Nachtwächter und ein Polizist erschienen — er habe aus Notwehr geschossen — ich weiß nicht, was er noch alles sagte, ich war wie vor den Kopf geschlagen und wollte nur aussteigen. Aber er hielt nicht, er schrie mich an, und als er an einer Kreuzung langsamer fuhr, riß ich einfach die Wagentür auf und sprang hinaus. Dabei bin ich gestürzt und habe mir das Handgelenk verstaucht.“
    „Und dann?“ fragte der Richter tonlos. Er sah schon jetzt, in welcher Situation er

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