Der Teufel mit den blonden Haaren
Ordnung!“ fuhr er sie an. „Vielleicht bequemst du dich dazu, mir einen genauen Bericht zu geben, haargenau, verstanden! Mich interessiert jedes Wort und jedes Detail, kapiert?“
„Der Kriminaler hat alles gefressen“, sagte sie, „ich habe ihm genau das gesagt, was du von mir verlangt hast.“ Sie legte ihre Hand auf seine. „Freddy, kommst du nun wirklich wieder zu mir zurück?“
„Ja, ja“, sagte er mürrisch. „Was bleibt mir denn sonst schon übrig.“ Er warf ein Geldstück auf die Theke. „Du kannst hierbleiben, Renate, ich muß noch mal weg. In spätestens zwei Stunden bin ich zurück.“
Er verließ das Lokal und nahm sich ein Taxi. Den ersten Schock hatte er überwunden, es lief alles wie am Schnürchen — jetzt wollte er seine Pistole wieder holen.
„Ins Isartal hinaus“, sagte er zu dem Fahrer. „Ziemlich weit, etwa in die Gegend von Dietramszell.“
Als er den Fahrer zögern sah, zog er seine Brieftasche heraus und gab dem Fahrer einen Fünfzigmarkschein.
„Hier — abrechnen können wir dann draußen, ich fahre auch wieder mit Ihnen zurück.“
*
Gaby saß neben dem Mechaniker Franz Reitberger und kramte in den Taschen des Trenchcoats, den ihr Sabine gegeben hatte, als sie sich ihren Ozelot wieder holte.
„Himmel noch mal“, sagte sie, „jetzt habe ich mein Geld zu Hause liegenlassen.“
Der Franz, an Erfolg bei Mädchen aller Art gewöhnt, war seiner Sache sicher. Wie sonst wäre dieses Mädchen auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet mit ihm und nicht mit Toni Mercker nach München zu fahren? Es gab ja vornehme Mädchen, die scharf auf einfache Burschen waren.
„Wieviel brauchen S’ denn?“ fragte er.
Gaby tat, als wäre es ihr schrecklich peinlich.
„Zwei- oder dreihundert Mark“, sagte sie. „Vielleicht kehren wir noch mal um und...“
„Ach was“, sagte Franz in der klaren Erkenntnis, daß man etwas investieren muß, um einen Gewinn zu erzielen. „Ach was, ich habe soviel zu Hause, ich kann es Ihnen leicht leihen.“
„Das ist lieb von Ihnen“, sagte Gaby, und als sie nach Ascholding kamen, brauchte sie nur zwei Minuten zu warten, bis Franz zurückkam und ihr drei Hundertmarkscheine in die Hand drückte. „Bitte, mit dem Zurückgeben pressiert es nicht.“
Während sie weiter in Richtung München fuhren, rückte Gaby ein wenig näher an Franz.
„Sie sind wirklich lieb, Franzi. Ehrlich gesagt, es kann wirklich — wenn es Ihnen nichts ausmacht — ein paar Tage dauern, bis ich Ihnen das Geld zurückgeben kann. Ich habe es zwar zu Hause, aber bis der Scheck kommt, wäre ich dann ganz blank, ich muß nämlich meine Miete in München bezahlen, es ist so plötzlich gekommen, daß ich von jetzt an bei den Merckers wohne.“
„Woher kennen Sie die überhaupt?“
„Ich bin mit Sabine in die Schule gegangen, durch einen puren Zufall haben wir uns wieder getroffen, und die guten Merckers waren so scharf drauf, daß ich bei ihnen wohne — na ja, da konnte ich doch nicht nein sagen.“
Sie dirigierte den Franzi durch die Stadt, ließ ihn vor dem kleinen Haus am Kanal warten und verschwand.
Der Franzi zündete sich eine Zigarette an und begann zu träumen, während Gaby sich mit ihrer Zimmerwirtin unterhielt.
„Tja“, sagte die alte Dame, nachdem Gaby ihr etwas vorgelogen hatte, „tja, das sehe ich natürlich ein. Aber die Miete für diesen Monat müßten Sie halt doch ..
„Selbstverständlich“, sagte Gaby und bezahlte hundert Mark für ihr Zimmer. „Und wenn jemand nach mir fragt: ich bin nach Düsseldorf zurückgefahren, um meiner kranken Mutter im Haushalt zu helfen. Hoffentlich wird sie wieder gesund.“
„Hoffentlich“, nickte die alte Dame, und Gaby fuhr fort:
„Ich nehme heute nur das Wichtigste mit, das Zimmer gehört mir ja ohnedies noch bis Monatsende. Vielleicht schreibe ich Ihnen und bitte Sie, mir den Rest meiner Sachen nachzuschicken, ja?“
„Gern“, sagte die alte Dame. „Kann ich Ihnen etwas helfen?“
Gabriele hatte das Haus am Kanal erst zehn Minuten verlassen, als die alte Dame nochmals herausgeklingelt wurde. Ein junger Mann stand vor der Tür und zog gleich einen Ausweis aus seiner Tasche.
„Ich bin Kriminalassistent Scheurich, guten Abend Frau Wiedemann, kann ich bitte Fräulein Urban sprechen?“
„N — nein“, sagte die alte Dame verwirrt. „Ist denn was — oh, du mein Gott, doch nichts mit der Kriminalpolizei?“
Walter Scheurich lachte.
„Nein — natürlich nicht. Ich bin zwar bei der Kripo, das
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