Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
ist mein Beruf, aber mit Fräulein Urban hat das nichts zu tun. Ich wurde vor einiger Zeit hierher nach München versetzt und durch einen Zufall erfuhr ich die Adresse von Gaby — ich meine Fräulein Urban. Wir kennen uns von früher. Ist sie da?“
    Die alte Dame schlug die Hände zusammen.
    „Nein, so ein Pech! Wären Sie doch nur zehn Minuten früher gekommen! Fräulein Urban ist gerade fort.“
    „Fort? So, und wann wird sie zurückkommen?“
    „Das ist es ja, sie ist ganz fort. Ihre Mutter ist krank geworden, und Fräulein Urban mußte nach Düsseldorf zurück, um ihr zu helfen. Sie hat die Miete bezahlt und fast alle ihre Sachen mitgenommen. — Kommen Sie auch aus Düsseldorf?“
    „N — nein, wir haben uns woanders kennengelernt. So, dann ist sie also zu ihrer Mutter gefahren, na schön, da kann man halt nichts machen.“ Er zögerte eine Sekunde, dann strahlte er die alte Dame an. „Aber da kommt mir gerade ein großartiger Gedanke: dann ist doch hier bei Ihnen ein Zimmer frei geworden — könnte ich das vielleicht bekommen?“
    „Gern“, nickte die alte Dame erfreut, „aber natürlich erst ab nächstem Ersten, bis dahin hat Fräulein Urban Miete bezahlt, und da bin ich korrekt.“
    „Versteht sich“, sagte der Kriminalassistent. „Aber ich darf mir das Zimmer doch wohl einmal ansehen, ja?“
    „Natürlich, bitte kommen Sie mit herein.“

VI

    „Gute Nacht“, sagte der Landgerichtsdirektor unmittelbar nach der Fernsehübertragung. „Ich bin müde.“
    „Gute Nacht Papa“, kam es einstimmig vom Familienchor, und anschließend erhob sich Sabine. Mit Spott in der Stimme wandte sie sich an ihren Bruder.
    „Gute Nacht, Toni. Ich nehme an, du wirst aufbleiben bis unser lieber Gast nach Hause kommt. Vermutlich hockst du dann morgen früh noch da, wenn wir zum Frühstück ‘runterkommen.“
    Frau Ingrid räumte die Gläser fort, dann strich sie ihrem Sohn ein wenig ungeschickt über das Haar, blieb in der Tür stehen, als ob sie etwas sagen wollte, aber als sie das breite Grinsen Tonis sah, ging sie ebenfalls nach oben.
    Toni wußte, was seine Mutter sagen wollte, aber wenn man ihr nicht half, würde sie nie über solch heikle Dinge sprechen.
    Er hob lauschend den Kopf.
    Ja, das war ein Auto, draußen auf der Straße. Merkwürdig, es klang, als ob es wegführe...
    Toni sprang erwartungsvoll auf, es konnte ja nur Gaby sein, die nun heimgekommen war.
    Er öffnete die Haustür, die Winternacht schlug ihm klar und eiskalt entgegen, aber draußen war alles still.
    Er ließ die Tür offen und trat ein paar Schritte in den knirschenden Schnee hinaus.
    Vom Gartentor aus konnte Toni weit vorne an der Hauptstraße die roten Schlußlichter eines parkenden Wagens erkennen.
    Merkwürdig, dachte er, wenn Gaby doch bis hierher gefahren ist — wo steckt sie dann? Und worauf wartet der Wagen?
    Während er noch überlegte, hörte er von der Garage her ein Geräusch. Es klang, als öffne jemand das festgefrorene Garagentor.
    Gaby?
    Was sollte Gaby in der Garage suchen?
    Toni schlich, von der Fichtenhecke gedeckt, zur Garage. Vor einigen Jahren war nachts der Wagen seiner Mutter gestohlen worden, die Diebe hatten ihn damals geräuschlos bis auf die Straße geschoben und dort erst angelassen. Ob heute wieder jemand...?
    Toni war weder ein Held, noch besonders kaltblütig. Sein Herz klopfte vor Aufregung bis zum Halse herauf, und dummerweise knirschte auch noch der Schnee unter seinen Füßen. Wenn dort vorne wirklich ein Dieb am Werke war, mußte er Toni hören.
    Eine Weile blieb Toni lauschend stehen, er sah vor sich das dunkle Garagentor, es blieb alles still. Vielleicht hatte er sich getäuscht? Im Frost knacken auch manchmal Äste.
    Fast davon überzeugt, daß er sich getäuscht haben müsse, ging er zu dem schweren Schwingtor und schob es mit einem Ruck nach oben.
    Im gleichen Augenblick flammte das Licht auf, Toni war eine Sekunde lang geblendet, dann fühlte er sich von einer harten Hand von hinten am Halse gepackt, gleichzeitig verlosch das Licht wieder.
    „Keinen Mucks“, hörte er eine heisere Männerstimme keuchen. „Wenn du schreist, bringe ich dich um.“
    Der Griff an Tonis Hals lockerte sich. Toni stammelte:
    „Ich... ich bin ganz still. Wollen Sie ein Auto stehlen?“
    „Bist du der Sohn?“ fragte die Stimme zurück.
    „Ja“, sagte Toni. „Hauen Sie doch ab, ich verrate Sie nicht.“
    „Hast du meine Pistole?“ fragte die Stimme.
    „Welche Pistole?“ fragte Toni ehrlich überrascht

Weitere Kostenlose Bücher