Der Teufel mit den blonden Haaren
mir ein paar Tausender bekommen. Und wie ich dich kenne ist das ein Argument, was du begreifst. Sind wir uns einig?“
Auch er stand auf, langsam, gefährlich langsam. Und ebenso langsam streckte er ihr die Hand hin.
„Leb wohl, Gaby“, sagte er und schien durch sie hindurchzublicken. „Leb wohl, es ist schade um dich.“
Sie berührte flüchtig seine Hand, drehte sich um und verließ das Lokal.
Freddy Conega starrte noch lange auf die Tür, die sich hinter Gaby geschlossen hatte.
„Schade“, flüsterte er. „Schade um sie —“
Dann drehte er sich gleichmütig um,
„Otto — einen Doppelten.“
*
Gaby erreichte gerade noch den Mittagsbus, und auf dem Weg zum Haus „Sonneck“ traf sie mit Toni zusammen, der mit dem Wagen seiner Mutter in Tölz gewesen war. Toni hielt neben ihr und kurbelte das Fenster herunter.
„Wenn ich dem Fräulein noch als Chauffeur gut genug bin — bitte, die letzten zweihundert Meter können Sie mitfahren.“
Sie stieg zu ihm ein, und als er anfahren wollte, legte sie rasch ihre Hand auf seine.
„Toni, ich bin dir eine Erklärung schuldig. Müssen wir gleich nach Hause fahren oder — können wir einen kleinen Umweg machen?“
Toni überlegte eine Sekunde, dann wendete er den Wagen. Plötzlich sagte er:
„Du hast diese Nacht mit meinem Vater verbracht.“
Diesmal war Gabys Erschrecken ehrlich.
„Ich? Um Gottes willen, bist du verrückt! Wie kommst du nur auf diesen Gedanken?“
Er zuckte mit den Schultern.
„Das liegt in der Luft“, sagte er schließlich, und Gaby stellte erleichtert fest, daß es bei Toni offenbar nur Vermutungen waren.
Sie rückte ganz nahe an ihn heran und sagte:
„Ich weiß, was ich dir versprochen hatte. Willst du mir eine Frage ehrlich beantworten?“
„Ja.“
„Ich habe dir doch gesagt, daß ich bisher kein Engel war. Ich bin kein unschuldiges Mädchen.“
„Das hat auch niemand von dir verlangt“, gab er patzig zurück.
„Ich brauche ein wenig Zeit“, sagte sie. „Kannst du das nicht begreifen? Ich wollte mit dir kein Abenteuer. Ich hätte gleich zu dir kommen können, schon in der ersten Nacht, denn du hast mir sofort gefallen. Aber — und das mag komisch klingen — ich hatte Hemmungen vor deinen Eltern, die so freundlich zu mir waren, vor allem aber wollte ich selbst wissen, ob es für mich nur ein weiteres Abenteuer sein würde oder...“
Sie legte diese Kunstpause mit voller Absicht ein, und die Wirkung zeigte sich sofort:
„Oder?“ fragte Toni und schluckte.
„Oder ob ich dich liebe“, sagte sie schlicht.
„Und“, fragte er aufgeregt.
Sie senkte den Kopf und sagte leise: „Wir müssen uns trennen, Toni.“
Sein hübsches Gesicht zeigte Enttäuschung. „Du liebst mich also nicht?“
„Doch“, sagte sie. „Und gerade deshalb müssen wir uns trennen. Ich möchte nicht deine Geliebte sein und eines Tages gehen müssen, wenn du eine andere Frau heiratest. Eine Frau, die besser in eure Familie paßt.“
Er hielt jäh an und legte seinen Arm um ihre Schultern.
„Gaby! Du hast keine Ahnung, wie glücklich du mich jetzt gemacht hast. Wir bleiben zusammen, ich liebe dich über alles in der Welt, und wir werden heiraten.“
Sie streichelte sanft sein Gesicht und küßte ihn.
„Du dummer, großer Junge — glaubst du wirklich, daß deine Eltern damit einverstanden wären?“
Sie wollte ihn immer tiefer in das Begehren hineintreiben, und es gelang ihr auch. Er sagte:
„Mit den Eltern werde ich fertig. Ich glaube sogar, daß meine Mutter schon etwas ahnt und ganz einverstanden ist. Sie hat mir nämlich erzählt, daß sie meinen Vater auch gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet hat. Also wird sie mich auch verstehen.“
Da schloß Gaby die Augen, lehnte ihren Kopf an seine Brust — damit er ihr Lächeln nicht sehen konnte — und flüsterte mit erstickter Stimme: „Dann ist ja alles gut, Liebling — ich will tun, was du von mir verlangst.“
XIV
Am Montagnachmittag war es ruhig im Hause „Sonneck“. Sabine befand sich bei ihrer Freundin, und Toni hatte eine Verabredung mit einem Freund — zu seinem großen Leidwesen — nicht mehr rückgängig machen können.
Frau Ingrid und Gaby saßen beim Tee. Gaby begann das Gespräch.
„Ich habe mit meiner Freundin gesprochen, bei der ich heute übernachtet habe. Sie ist bereit, mich einige Zeit bei sich aufzunehmen. Ich glaube es ist besser, wenn ich Ihr Haus verlasse.“
Ingrid Mercker legte ihr ein Linzer Törtchen auf den
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